Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

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Gwongh
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Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von Gwongh »

Da das Video des zweiten Teils wohl noch auf sich warten lässt, dachte ich mir, wir machen hier ein kleine Community Projekt.

Hier ist noch mal die erste Version des Talks (und so viel Neues war im Zweiten auch nicht drin :tongue: )

https://www.youtube.com/watch?v=i6RmvO9KZ3Y

Wenn ihr ihn noch nicht gesehen habt, schaut ihn euch an und wenn dann irgendwelche Fragen auftauchen, könnt ihr sie hier stellen und ich werde versuchen sie soweit mir möglich zu beantworten.

Fragen auf die ich keine Antworten habe, können bestimmt von anderen (besser informierten) Membern beantwortet werden.

Ich freue mich auf euer Feedback und eure Fragen :)
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Gwongh
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südliche Peyote Population

Beitrag von Gwongh »

Im Vortrag habe ich mich hauptsächlich über die Bedrohung der US amerikanischen Populationen durch Landentwicklung, Rootplowing und
Straßenbau ausgelassen.
Allerdings existieren auch große Peyote Populationen südlich der Grenze, deren Erhalt langsam fraglich wird.
Die größten Gefahren gehen von (geplanten) Silbertagebauen, (ebenfalls geplanten) Giftmüll Deponien und dem Tomatenanbau aus.
Während die Habitatzerstörung durch Tagebaue und Giftmüll ziemlich intuitiv erfassbar ist; scheinen Tomaten doch harmlos zu sein...

Landwirtschaft in der Wüste erfordert große Mengen Wasser und die notwendige Bewässerung der Tomatenfelder hat den Grundwasserspiegel
bereits von 40 auf 400m unter der Oberfläche abfallen lassen.
Zusätzlich zu diesem Verlust an Wasser, setzen die Bauern dort Hagelkanonen ein, um ihre Ernten vor den gelegentlichen, heftigen Regen/Hagelereignissen zu schützen.
Und ohne Wolken, regnet es einfach nicht mehr.
Wüstenpflanzen sind zwar an lange Perioden ohne Niederschlag angepasst, aber Verlust des Grundwassers und überhaupt kein Regen mehr, töten selbst die härtesten Wüstenpflanzen.

Plünderungen der Wildbestände für den Drogenmarkt, helfen den Kakteen natürlich auch nicht...

Was zum lesen:
https://doubleblindmag.com/mining-and-p ... 0AP4Uybre0
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Gwongh
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Kröten

Beitrag von Gwongh »

Wie im Talk schon anklang, wird das Psychedelikum mit der kürzesten Geschichte menschlicher Nutzung, wohl auch das Erste sein das uns aussterben wird.
Während die Nutzung pflanzlicher 5MeO DMT Quellen steinalt zu sein scheint, fand der erste menschliche Konsum von Incillius (Bufo) alvarius Sekret
Mitte der achtziger Jahre statt. Seitdem haben Habitatverlust, Klimawandel und das gemeine Automobil die Bestände dieser, im Südwesten der Sierra Nevada endemischen, Krötenart stark ausgedünnt.
In den letzten zwanzig (oder so) Jahren hat sich eine wachsende Internationale Community von Fans des psychedelischen Sekrets dieser Kröte gebildet, deren Hunger nach diesem "Sakrament" durch unhygienische (und unethische) "Ernte"praktiken den Bestand dieser Art noch weiter gefährdet.

Hamilton Morris hat das alles viel schöner und ausführlicher in einem Talk bei der World Bufo Alvarius Conference 2019 dargelegt, inklusive der Option zum Schutz der Kröten auf synthetisches 5Meo auszuweichen.
[YouTube] https://www.youtube.com/watch?v=Sw_q3ANRu38 [/YouTube]
Donfoolio
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Re: Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von Donfoolio »

Ich bin die Tage über diesen Artikel vom ICEERS gestolpert:

https://www.iceers.org/chris-kilham-sho ... an-jungle/

Ich will nichts verschönigen, was den rapiden Abbau lokaler Ressourcen angeht, doch bei den amazonischen Meister Pflanzen wurde doch jede Menge Vorarbeit geleistet.

Psychotria und caapi sind seit spätestens den 70er Jahren in den Santo Daime Gemeinden in Anbau, um den internationalen Bedarf ihrer Mitglieder zu decken.

Ein Bekannter, der mittlerweile im Nordosten Brasiliens zu Hause ist, versicherte mir, das in weiten Landesteilen wie Bahia und Pernambuco Mimosa hostillis der typischiste Baum ist und landwirtschaftlich, z. B. Zum aufstellen von Zäunen genutzt wird.
Diese Art wird intensiv und vielfältig genutzt, was auf seine lokal hohe Verfügbarkeit zurückzuführen ist.

Wie gesagt, ich will nichts verschönigen und Raubbau kommt auf jeden Fall vor, aber die Dinge sind nicht immer nur schwarz oder weiss, je nach Auge des Betrachters.
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HB-A
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Re: Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von HB-A »

Donfoolio hat geschrieben: 10. Sep 2022, 09:52 Wie gesagt, ich will nichts verschönigen und Raubbau kommt auf jeden Fall vor, aber die Dinge sind nicht immer nur schwarz oder weiss, je nach Auge des Betrachters.
Hallo Don,

schon länger ist bekannt, die Einheimischen können sich die `Medizin` kaum noch leisten,
die Schamanen verdienen in Tourismus-Retreats recht gut und die "weissen Schamanen" in Europa haben ein enormen Verbrauch.
Die Pflanze ist/wird knapp !

https://growmedicine.com/donate-ayahuasca/
(Mal genau durchlesen.)

:drools: :drools: :drools:
Bist Du Dir bewußt,
daß es möglicherweise keine objektive Wahrheit gibt ?
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אל תשאלו
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Re: Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von אל תשאלו »

Ja mittlerweile werden B. caapi und P. viridis wie auch einige andere Arten gezielt angebaut. Trotzdem ist das noch viel zu wenig und die Bestände reduzieren sich dramatisch von Jahr zu Jahr. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen Touristen die meinen Indianer spielen zu müssen und die Landzerstörung. Dadurch gehen von den betreffenden Arten Subtypen mit besonderen Eigenschaften verloren. Von B. caapi weiß man mittlerweile das caapi nicht gleich caapi ist. Unterschiedliche Strains haben sich unterscheidende Alkaloid Profile. Das im trockenen Nordosten von Brasilien relativ viel Mimosa hostillis wächst habe ich gelesen. Nur ist der Ayahuasca Konsum dort anscheinend weniger verbreitet als im feuchten Amazonas Gebiet. Von traditionellen Gebrauch mit M. hostilis habe ich noch nicht gehört. Mag sein das der Existiert. Hat da wer eine schriftliche Quelle zu?
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Donfoolio
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Re: Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von Donfoolio »

chronic hat geschrieben: 10. Sep 2022, 23:18 Von traditionellen Gebrauch mit M. hostilis habe ich noch nicht gehört. Mag sein das der Existiert. Hat da wer eine schriftliche Quelle zu?
Mimosa hostillis wird u. a. in der Umbanda angebaut und ritualisiert getrunken und vor allem im Catimbo, der Jurema Sagrada. Dieser Kult aus dem Nordosten ist voll und ganz um diese heilige Pflanze zentriert.
Vieles über traditionelle Pflanzen und deren Nutzung in der catimbo ist verloren gegangen und wird heute nach und nach wieder entdeckt. In einigen catimbo Ritualen wird der jurema-baum mit Peganum harmala oder baanisteriopsis caapi gemischt getrunken.
Erst neulich ist ein gutes Buch auf Englisch erschienen:

https://www.amazon.co.uk/CATIMB%C3%93-I ... 3347613848
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אל תשאלו
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Re: Der offizielle Nachhaltigkeit in der Ethnobotanik Q&A Thread

Beitrag von אל תשאלו »

Donfoolio hat geschrieben: 11. Sep 2022, 17:46
chronic hat geschrieben: 10. Sep 2022, 23:18 Von traditionellen Gebrauch mit M. hostilis habe ich noch nicht gehört. Mag sein das der Existiert. Hat da wer eine schriftliche Quelle zu?
Mimosa hostillis wird u. a. in der Umbanda angebaut und ritualisiert getrunken und vor allem im Catimbo, der Jurema Sagrada. Dieser Kult aus dem Nordosten ist voll und ganz um diese heilige Pflanze zentriert.
Vieles über traditionelle Pflanzen und deren Nutzung in der catimbo ist verloren gegangen und wird heute nach und nach wieder entdeckt. In einigen catimbo Ritualen wird der jurema-baum mit Peganum harmala oder baanisteriopsis caapi gemischt getrunken.
Erst neulich ist ein gutes Buch auf Englisch erschienen:

https://www.amazon.co.uk/CATIMB%C3%93-I ... 3347613848
Wow! Das habe ich in der Tat noch nicht gewußt. Vielen Dank! Da werde ich mal tiefer nach Recherchieren.
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