Hörbuchauschnitt "Sicher ohne Staat" -eine Meinung

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Herr von Böde
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Hörbuchauschnitt "Sicher ohne Staat" -eine Meinung

Beitrag von Herr von Böde »

Das Prinzip ist sehr richtig erkannt aber auf dieser Ebene ist alles zu kurz gegriffen (natürlich die Frage nach Henne und Ei), denn das Problem fängt auf der persönlichen, psychologischen Ebene schon an:

Brechen wir das doch mal auf die persönliche Ebene hinunter: die inneren "Triebkonflikte" des Menschen. Freud hat hierzu eine Instanz entdeckt und ein richtiges (im Sinne von in Zivilisation zutreffend) aber pathologisches Persönlichkeitsmodell entwickelt indem das (vernünftige) "Ich" der Richter ist. Das natürlich Empathische sei sozialisiert und im "Überich" anzutreffen. Sozialisiert ist m.E. allein "gutes Benehmen"( genau genommen hat Freud Gewissen zu gutem Benehmen reduziert). Aber Mitgefühl ist angelegt, nur das Bewusstsein über das eigene Handeln und die Konsequenzen des Handelns reifen mit der Zeit. Der Mensch braucht keine "Ich - Entscheidungsinstanz", er kann seiner natürlichen Empathie vertrauen. Darauf vertrauen das der stärke Trieb schon richtig liegt. - Natürlich kaum in (dieser)Zivilisation wo kaum jemand seiner Triebe wirklich bewusst ist und va. Ersatztriebe erlebt, die sich dann unsozial auswirken können. Vernunft ist ein Werkzeug zur Bedürfnisbefriedigung und natürlicherweise gehört das Wohl des Nächsten zu den natürlichen Bedürfnissen. Wie sollten wir sonst überhaupt zum Menschen geworden sein, hätten wir uns ohne Ichbewusstsein um jede Banane rücksichtslos zu Tode geprügelt ???

Persönlich kann und darf nur gelten der stärkere (Trieb) muss (natürlich) gewinnen, den Richter braucht es hier nicht. Diese von Freud richtig gesehen aber nicht als solche erkannte Pathologie führt dann fast zwangsläufig zum Staat, zu dem Ruf nach einer Autorität. Er ist Ausdruck des Misstrauens in sich selbst - das man auf den Anderen projiziert vor dem man beschützt werden will. Nicht umsonst ist genau diese Angst Hobbes Rechtfertigung für den absoluten Staat.
Und nicht umsonst wird genau diese Angst wieder geschürt.
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MagiaJo64658
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Re: Hörbuchauschnitt "Sicher ohne Staat" -eine Meinung

Beitrag von MagiaJo64658 »

Schauen mir uns doch mal Kulturen ohne Staat an?
Die Buschleute San und die Khoi,
die Südamerikanischen Völker,
die Inuit,
die Australischen Aborighinis,
und was fällt auf?
-Es findet keine maßlose Anhäufung von Besitz statt. Man hat oft nicht mal Worte für Zahlen(Südamerika) es gibt nur ein Fisch oder viele Fische.
Viel Besitz bindet mental und physisch und verursacht Verlustangst und Habgier. Was soll man auch horten in Gegenden wo es genug gibt? Es könnte mit der Winterzeit und der Sesshaftigkeit zu tun haben,
das es sowas wie Horterei hier gibt und in den Beispielen eben nicht. Das erste Stadtkonstrukt in Zentralpakistan, und in Göbekli Tepeke in der Türkei da fand man auch erste Rechtstexte also Staatliche Rechtsorganisation.
Zur Regulierung von No Go s in Indigenen Kulturen: Wer willenlos Frauen und Kinder misshandelte kommt eben irgendwann von der Jagd nicht zurück.

Eine Autorität kann auch Pacha Mama, Mutter Ganga oder Natur, Götter darstellen und muss daher nicht zwangsläufig zu einem Staat führen.
Es gibt bereits ein universelles System organisierter Lebensformen, manche haben sie schon ausgerottet unserer Europ.Mehrheit ist dies nur seit der Industrialisierung nicht mehr bewusst so scheint es.
Die Erziehung in Konkurrenz und Leistungsgesellschaft fördert diese Probleme des Egozentrismus.

"Wie sollten wir sonst überhaupt zum Menschen geworden sein, hätten wir uns ohne Ichbewusstsein um jede Banane rücksichtslos zu Tode geprügelt ???"

Zu Beginn der Sesshaftwerdung gab es auch erstmals Massengräber, Verschleppung, Sklaventum und Landbesitzanspruch, daher entwickelte man bis heute Abwehrmaßnahmen.
Fremde werden immer als Risiko interpretiert gab es Studien zu. Daher ein Grundmisstrauen und dann Bestrebungen Gefahren zu mindern, der Staat war Anfangs ein Stammesübergreifender Verteidigungsbund.
Was heute der Raketenabwehrschirm und ASAT Antisatelitenraketen sind war zur Steinzeit die Höhle und später der Erdstall, dann das Fort und später die Burg und später der Atombunker.
Ohne Staat und diese Territorialansprüche, die durch Hohe Bevölkerungsdichte auf die Fläche gerechnet entstehen gäbe es vermutlich auch weniger solche Verhaltensweißen die den Staat als notwendig erschufen.
¸.•´ ♥ ☂Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ☂♥ ¯`•.¸ „Es stimmt nicht, dass gegen die Dummheit kein Kraut wächst -Es wird nur keines angepflanzt."
Das Gegenteil von Drogenabhängigkeit ist nicht Drogenabstinenz, sondern Drogenautonomie. :hahaha:
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