Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

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Arkan
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Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von Arkan »

Nach meinen eigenen Erfahrungen mit rassistischen Gedankengut im Zauberpilzforum habe ich mich oft gefragt wie verbreitet rechtes Gedankengut in unseren Kreisen ist. Heute bin ich zufällig auf einen Artikel über Wolf Dieter Storl und die Rechte | Hintergrund gestoßen der meine Frage neu aufwirft. Für mich ist diese verklärte Haltung zu anderen Kulturen wie sie von vielen in der Drogenszene als Synonym zu Schamanismus gesehen wird inicht mehr als eine neokoloniale Schwärmerei die mich abstößt. Der edle Wilde in Form des Schamanen ist nicht weniger daneben als andere Menschen minderwertig zu sehen. Markus Berger spricht in der aktuellen Folge 107 der Drug Education Agency mit dem Thema Ayahuasca-Diäten: Wozu sind sie gut? von seriösen Schamanen die einen im Vorgespräch darüber aufklären das Herz Kreislauf Medikamente und SSRI gegen Depressionen von der Ayahuasca Einnahme ausschließen. Ich frage mich wie kann der das pauschal sagen? ich kann mir schwer vorstellen das die meisten Indigene die ein Retreat leiten ein über die verwendeten Substanzen gehendes pharmazeutisches Wissen haben. Bei meinen eigenen Erfahrungen mit Ayahuasca Sitzungen der Huni Kuni hat mich niemand nach Medikamenten gefragt die ich einnehmen muss. Das war auch bei anderen Zeremonie bei denen ich war kein Thema das im Vorfeld besprochen wurde. Daher frage ich mich hat Markus Berger vielleicht eine verkehrte Vorstellung von dem was bei den Sitzungen abgeht die dem entspricht was viele idealisiert in ursprünglichen Kulturen sehen? Für mich klingt das was Berger in seiner Sendung gesagt hat bedenklich. Wie seht ihr das mit der Ethnobotanik Szene und wie verbreitet ist ein unkritischer Umgang mit diesen Themen in unserer Gesellschaft.
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Gwongh
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Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von Gwongh »

Die Neigung in der Szene, jede Form archaischer Praktiken als Non Plus Ultra "spiritueller Entwicklung" zu betrachten, ist leider extrem ausgeprägt.
In Deutschland führt das meist zur Glorifizierung "germanischer" Traditionen, für die es weder vernünftige Quellen, noch archäologische Belege gibt.

Aber wenn es um "rechtes" (rassistisches, neokoloniales) Gedankengut geht, braucht man nicht weiter zu schauen, als bis zum Begriff des "Schamanen".
Ursprünglich waren Schamanen nur die Zauberpriester der Ewenken und Tungusen. Dank Mircea Eliade (der dem Faschismus ideologisch recht nahe stand) wurden einfach alle archaischen Medizin- und Magiesysteme unter diesen Oberbegriff gepresst, egal wie wenig die Praktiken der einzelnen Völker übereinstimmen.
Auch die Funktion des "Schamanen" in seiner Gemeinschaft, unterscheidet sich fundamental von Stamm zu Stamm und Kultur zu Kultur.

Ich kann verstehen, daß man einen Überbegriff für die verschiedenen Zauberer, Priester, Medizinmänner und Heiler indigener Kulturen verwenden möchte, aber dafür ausgerechnet den Namen einer speziellen Funktion einer bestimmten Kultur zu verwenden, (weil man die für "ursprünglicher" hält) ist schon ziemlich uncool.

Wenn man Eliades Definition folgt und als verbindendes Element der "schamanischen" Kulturen die Verwendung von Trancepraktiken als Hauptkriterium nutzt, wäre eine etwas weniger geladene Bezeichnung vielleicht ganz gut.

Ich schlage (als Ersatz für diesen viel zu oft gebrauchten Begriff) die Bezeichnung Trancemechaniker vor ;)

Zu dem (unterirdischen) DEA Video habe ich schon im MAO Hemmer Problem Thread viewtopic.php?f=6&t=2335 etwas geschrieben, möchte hier also nur anmerken, daß die Autoritätsgläubigkeit ("echte Schamanen wissen genau was sie tun") in Kombination mit Pharmakologie Schwurbel (Lebensmittel Interaktionen mit Tropanen- ja ne is klar) mich mehr als nur ein wenig erschreckt haben.
Und das nachdem ich das DMT Buch gelesen habe...
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Putrema
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Registriert: 24. Feb 2021, 11:16

Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von Putrema »

Ich habe mir heute Mittag den Storltext durchgelesen. Da ich dann aber keine Zeit mehr hatte, konnte ich nichts mehr schreiben. Ich habe mir so gedacht: vielleicht hat jeder seine eigenen Zugänge zu Informationen. Storl kennt "man" einfach irgendwie. Ich finde ihn eigentlich nett und so, wobei ich mir z.B. gedacht habe, dass Zecken schneller zupacken können, als man gucken kann, entgegen seiner mal getätigten Aussage, dass sie erst stundenlang auf dem Körper herumkrabbeln. Aber das ist halt seine Erfahrung und so. Gerade habe ich den Text nochmal überflogen, weil ich 2 Stellen zitieren wollte. Eine habe ich auf Anhieb nicht mehr gefunden, aber die andere hier:

Storl hat hinreichend zu Insekten gearbeitet, um zu wissen, dass Windräder keinerlei Einfluss auf Populationen der an den Flügeln anfallenden Blattläuse und Rapsglanzkäfer haben und mitnichten biotopgebundene bestandsgefährdete Arten zusätzlich gefährden können.

Das kapier ich z.B. nicht. Ich bin durchaus mit der Idee aufgewachsen, dass diese Windkrafträder haufenweise Insekten killen. Letztens bin ich durch die Bauernschaften getoured, und an einer Stelle stehen 6 riesige von diesen Teilen. Die Gegend dort ist insgesamt sehr flach. Als ich an einer Stelle angelangte, wurde ich vom sehr starken Wind überrascht. Es war nicht an sich so windig, aber diese Windräder akkumulierten die Windenergie und bliesen sie heftig auf eine Stelle. Das überraschte mich sehr, da ich erst vor kurzem die Theorie aufgeschnappt habe, dass, wenn man (theoretisch) einen Ort unheimlich mit dieses Dingern vollkleistern würde (also eng an eng), die Taktik nicht mehr aufgehen würde, damit den Wind in andere Energie umzuwandeln, da sie sich so gegenseitig den Schwung rauben würden.

E: also ich musste mich echt in den Text von dem Autor versuchen hineinzuversetzen. Wie meint der das jetzt alter so? Keine Ahnung, was ich davon halten soll.
LachendeLeopardin

Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von LachendeLeopardin »

Ich bin es gewohnt daß auch die ganze "spirituelle Szene" in Deutschland komplett naziverseucht ist. Und hier verstehe ich zumindest warum. Die sind nämlich meist traditionsbesessend, ewig gestrige Idioten. Für die ist spirituelles Wachstum ein Fremdwort. Die interessien sich garnicht dafür etwas zu lernen, die wollen bloß alle zurück ins Mittelalter bringen, inklusive Scheiterhaufen und Inquisition 🤮

Was im Zauberpilzforum los ist weiß ich nicht. Da giebt es ein eglisches. Schroomy oder so. Naja, ich bin fast nur in englischsprachigen Foren/Chat. Und fast alle meine Freunde sind Ausländer.....
Nicht bös gemeint, aber mir sind Deutsche manchmal unheimlich. Ich weiß noch nicht warum genau
Losthighway
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Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von Losthighway »

LachendeLeopardin hat geschrieben: 2. Jan 2023, 22:02 Und fast alle meine Freunde sind Ausländer.....
Nicht bös gemeint, aber mir sind Deutsche manchmal unheimlich. Ich weiß noch nicht warum genau
Na ja, ob Frau ob Mann ob Afrikaner ob Europäer usw. eigentlich sind wir doch alle Menschen :smiley33.gif:
LachendeLeopardin

Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von LachendeLeopardin »

Losthighway hat geschrieben: 3. Jan 2023, 09:40
LachendeLeopardin hat geschrieben: 2. Jan 2023, 22:02 Und fast alle meine Freunde sind Ausländer.....
Nicht bös gemeint, aber mir sind Deutsche manchmal unheimlich. Ich weiß noch nicht warum genau
Na ja, ob Frau ob Mann ob Afrikaner ob Europäer usw. eigentlich sind wir doch alle Menschen :smiley33.gif:
Aber ich bin doch eine Schneeleopardin, maaauuuuuu! 😹
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אל תשאלו
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Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von אל תשאלו »

Was verstehst du unter deutschen? Gibt es das überhaupt in Reinform? Mein Umfeld ist relativ "Bunt" mit einigen die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, sich aber deutsch fühlen. Letztlich kommt es immer darauf an wie der Mensch an und für sich ist.

Und was ist mit shroomy aus dem ZPF? Wie ist dieses eglische shroomy gemeint?
Ge'ez ጫት
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MagiaJo64658
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Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von MagiaJo64658 »

Das mit den Deutschen ist die Sehnsucht nach Identität, denn diese wurde durch Fremdbestimmtheit der letzten 2 verlorenen Kriege unterdrückt.
Auch um 600 herum wurde durch das Christentum die ursprüngliche Naturreligion nahezu vernichtet, es gibt Berichte von Tacitus und Cesar über die Bräuche der Stämme.
Leute der klassischen Spirituellen Szene sind meist etwas "Speziell" in ihren Ansichten und neigen besonders zu Schubladendenken und radikalisieren.
Ich habe noch keinen echten Nazi auf Spiritreffen getroffen, Exzentriker und Neurotiker ja.
Alternative Szene ist ein sehr weit gefasster Begriff und ich kann mir eher unter Gothiks und Mettlern+Bikern oder so Rechte vorstellen als unter Ethnobotanikern.
Alternativ Szenen sind eigentlich oft eher Links angehaucht, da aber oft ähnlich destruktiv, neurotisch und radikalisiert.
Im Grunde wurde ich damit über die Anastasia Gemeinschaften aufmerksam aber denke es ist eher bei FakeNews einzuordnen.
Es gibt tatsächlich gezielte und organisierte Ansiedelungsversuche von Rechtsradikalen in Sachsen und Thüringen sowie Brandenburg das hat aber mit Ethobotanik und Alternativszene wenig zu tun.
Das Alternativste an der Rechten Szene sind die Versuche Himmlers eine Religion zu ersetzen durch Völkisches Gedankengut vermengt mit Keltischem, dies greifen die Neos wieder auf.
So zählt der Thorshammer, der Weltenbaum und Weiteres zum Erkennen.
:cwy:
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Das Gegenteil von Drogenabhängigkeit ist nicht Drogenabstinenz, sondern Drogenautonomie. :hahaha:
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MagiaJo64658
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Re: Wie sehr prägen Schamanentümelei und rechtes Gedankengut die Ethnobotanik und alternative Szenen?

Beitrag von MagiaJo64658 »

Putrema hat geschrieben: 11. Mär 2022, 22:17 Storl hat hinreichend zu Insekten gearbeitet, um zu wissen, dass Windräder keinerlei Einfluss auf Populationen der an den Flügeln anfallenden Blattläuse und Rapsglanzkäfer haben und mitnichten biotopgebundene bestandsgefährdete Arten zusätzlich gefährden können.
Das aber Autos extrem viele Insekten töten will Niemand ansprechen. Alle fahren mim Auto hier bei uns, nur Wenige mit Öpnv, habe letzten okt sogar einen kleinen Schillerfalter am Strassenrand gefunden (Windschutzscheibe) das ist sehr selten da er normalerweiße in 30Meter hohen Pappeln lebt und nicht herunter kommt. Ich habe mich seit meiner Kindheit mit Entomologie beschäftigt und bestimme daher wenn ich etwas finde gerne.
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