R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

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אל תשאלו
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R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von אל תשאלו »

R A U S C H
Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen – wie er wirkt – wie er sich verändert


Es ist Freitagabend. Die Arbeit ist erledigt, die Nacht bricht an. Wir gehen in die Kneipe, trinken ein paar Bier, tanzen im Club die Nacht durch. Wir wollen raus aus dem Alltag, Spaß haben und die Welt neu erfahren. Ob im Vollsuff, beim wilden Sex oder mit 200 Km/h auf der Autobahn – jeder entgrenzt sich. Der Rausch gehört zum Menschsein wie das Lieben und Träumen. In Ekstase erleben wir die Welt intensiver, im Guten wie im Schlechten. Rausch ist geil und gefährlich.
Was er in uns bewirkt, hängt nicht nur von der Substanz, sondern auch von unserer Stimmung ab. Kiffen macht high oder paranoid, Alkohol locker oder aggressiv. Auf LSD rückt die Decke schon mal bedrohlich nah, die eigene Hand verschwindet. Panik! Oder man glaubt plötzlich, alles zu verstehen – und Alltägliches sieht intensiver, bunter, schöner aus. Da kann es schon mal vorkommen, dass man eine halbe Stunde lang da sitzt und ein Blatt oder einen Regenwurm anstarrt. So wie Werner Pieper, Autor und Ex-Dealer. Er weiß, wie sich Rausch anfühlt.

...

Hier geht es weiter.
http://gfx.sueddeutsche.de/pages/rausch/
Ge'ez ጫት
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Zebra
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen

Beitrag von Zebra »

ALTERED STATES
Self-experiments in chemistry.

Ein schon etwas älterer persönlicher Bericht zum Thema Rausch.

"To live on a day-to-day basis is insufficient for human beings; we need to transcend, transport, escape; we need meaning, understanding, and explanation; we need to see over-all patterns in our lives. We need hope, the sense of a future. And we need freedom (or, at least, the illusion of freedom) to get beyond ourselves, whether with telescopes and microscopes and our ever-burgeoning technology, or in states of mind that allow us to travel to other worlds, to rise above our immediate surroundings.

We may seek, too, a relaxing of inhibitions that makes it easier to bond with each other, or transports that make our consciousness of time and mortality easier to bear. We seek a holiday from our inner and outer restrictions, a more intense sense of the here and now, the beauty and value of the world we live in."


http://www.newyorker.com/magazine/2012/ ... d-states-3
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Herr von Böde
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von Herr von Böde »

Meine Überlegung ist das der Mensch von natur aus ein "gutes", soziales Wesen ist.
Rausch hat immer etwas mit Kontrolle abgeben zu tun und das bei den populärsten und (leider auch suchterzeugensten) Rauschmitteln sich wohl bzw. sehr gut dabei zu fühlen.

Meiner Meinung nach geht es genau darum, der Mensch hat das tiefe innere Bedürfniss nach Geborgenheit, dannach sich loszulassen und darauf vertrauen zu können angenomme, aufgefangen zu werden.
Bei Kindern ist das in "zivielen" Gesallschaften noch weitgehnd tolleriert. Wird es aber etwas erwachsener und es geht nicht mehr nur um das sich Trösten lassen von Mami und das sich heulend ganz schwach zu machen um Betsärkung zu bekommen, sondern kommt dann irgendwann der Sex ins Spiel, bei dem man sich aus reiner Freude und Lust am Dasein und der Gegenseitigkeit gegenseitig ganz schwach macht, sich die Knie weich werden lässt, weil man intutiv weiss, der Partner ist nicht abgestoßen von meiner Schwachheit, im Gegenteil fühlt sich durch das Vertrauen das ich ihm/ihr entgenbringe durch das mich schwach machen lassen durch sie/ihn und mich ihr/ihm so, genauso zu zeigen und auszuliefern, nur bestätigt , dann ja dann kommt eine merkwürdige Scham ins Spiel. Sosehr das eine solche natürliche Sexualität sicher kaum noch gelbt wird-aus Scham selbst vor dem Partner oder gar sich selbst.

Keine/r will zugeben das auch ihm die Knie weich werden wenns ihm/ihr kommt, lieber zeigt man seine Potenz und Macht mit Statussymbolen und schlimmstenfalls nackter Gewalt.

Rauschmittel sind ein Ausweg. Zwar teilw. verboten und nicht tolleriert aber nicht so schlimm wie das Eingeständniss ein bioloisches Wesen mit biologischen Reflexen, Trieben und Bedürfnissen zu sein.

Sicher nicht der einzige Grund für Rauschbedürfnisse aber sicher ein wichtiger. Der hochgradiege Mangel an körperlicher Zuwendung die über die Selbstbefiedigung am Anderen hinausgeht (aber nicht nur sexuell), das (in unsere Gesellschaft) nicht zu akzeptierende Bedürfniss in seiner Schwachheit aufgefangen und bestärkt zu werden.

In meiner derzeitigen fastenbedingten "geistigen Umnachtung" - es fühlt sich echt ein bisschen so an- hoffentlich trotzdem verständlich genug geschrieben das verstanden werden kann was ich meine.
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hammock
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von hammock »

Dass der Mensch von Hause aus ein gutes soziales Wesen ist, sehe ich ebenso!

zum Thema: die Antwort auf die Frage "Warum" Mensch den Rausch braucht, finde ich, liegt einfach in der Natur der Dinge. Rausch gehört (in all seinen Facetten) zum normalen Leben dazu.
Wenn man das erstmal akzeptiert hat, kann man damit ganz einfach umgehen, sofern man lernt, damit umzugehen.

Eine Unterdrückung der Rauschbefriedigung ist auf Dauer ungesund und führt am Ende dazu, dass die ansonsten gestillten Bedürfnisse möglicherweise nun anders kanalisiert werden.
Bsp-weise kann jeder Heide frohlocken, sein Leben so zu gestalten, anstatt sich mit Keuschheitsgelübden und Abstinenzen herum plagen zu müssen. Was durch lebenslange Entsagung und Leugnung von menschlichen Bedürfnissen bei rum kommt, spürt man immer wieder. Explizit: der Glaube an die "Hölle" - untermauert durch den immer wieder verherrlicht dargestellten Kampf gegen die achso bösen Dämonen.
Klar gibt es Dämonen, nur sind die beileibe nicht so schlimm, wie einem immer wieder eingetrichtert wird. Wenn man sich mit denen auseinander, bzw zusammen setzt und ganz in Ruhe mal über alles diskutiert, sieht die Sache nämlich ganz anders aus.

So oder so, Mensch muss ganz einfach damit leben.


Aber vielleicht: möglicherweise gibt es ja in ferner Zukunft evolutionierte Menschen ohne jegliches Rauschbedürfnis. ... ich glaub, so was nennt man dann Roboter.
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Herr von Böde
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von Herr von Böde »

Gut, was ich sagen wollte war das ich Rausch einfach übersetze und behaupte das jede Erfahrung des sich fallen lassens und aufgefangen werdens rauschhaft ist. Ich sage das ist genau das was Rausch ausmacht. Überwältigt werden und angenehm abgefangen werden.
Je mehr dieses natürliche Bedürfniss unterdrückt und mit Schamgefühlen besetzt ist umso ehr wird es in Gesellschaften Probleme mit Ersatzbefriedigungen -Substanz - und andere Abhjängigkeiten geben.

Alle möglichen Substanzen können das (nicht nur)menschliche Leben unheimlich bereichern, darauf angewiesen ist aber nur wer sich diese Rauscherfahrung nicht aus seinen sozialen Kontakten befriedigen kann.
Und das sind in der moderen Welt anähernd 100% der Menschen, weil ein wesentlicher Punkt der Zivilisation der ist sich nicht die Blöße zu geben, Nacktheit - im wortwörtlichen wie übertragebnen Sinne - ist ein fast absolutes NOGo.
Mir scheint das hochgradig pathologisch weil es einen Zwang zur Verdeckung und Maskierung bedeutet.
Der Mensch darf nicht Mensch sein, er muss den starken Max markieren, den Silberrücken raushängen lassen, dabei ist er evolutionär eigendlich längst darüber hinaus.

Das ist eine Hypothese :)
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hammock
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von hammock »

Herr von Böde hat geschrieben:Gut, was ich sagen wollte war das ich Rausch einfach übersetze und behaupte das jede Erfahrung des sich fallen lassens und aufgefangen werdens rauschhaft ist. Ich sage das ist genau das was Rausch ausmacht. Überwältigt werden und angenehm abgefangen werden.
Sorry, aber das klingt sehr nach opiodiden Räuschen.

"Rausch" kannst du nicht einfach mal so übersetzen und pauschalisieren. ... Wie gesagt (und weiter oben bereits beschrieben) : Rausch gibt es in sehr vielen möglichen Variationen.



Aber davon ab: du könntest bei einer Vielzahl von Personen Recht haben, wenn du meinst, dass der Rausch eine Art von Flucht oder Verdrängung darstellt.
Auf der anderen Seite gibt es jedoch eine Vielzahl von Personen, die den sogenannten "Rausch" in vollem Bewusstsein anwenden, um daraus etwas auf Lebenszeit zu erlernen.

Lg, hammock


PS: übrigens: damit einhergehend befinde ich den Begriff "Betäubungsmittel" als fehl am Platz. Sehr viele Substanzen, die unter dieser Definition geführt werden, sind im eigentlichen Sinne gar keine "Betäubungsmittel"
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hand
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von hand »

Richtig, gerade Psychedelika und Upper können die Sinne schärfen. Mit Betäubung hat das wenig zu tun oder geht sogar in die genau gegenzeilige Richtung. Downer könnte man evtl. so bezeichnen.
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Herr von Böde
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von Herr von Böde »

Von Betäubung rede ich gar nicht wenn ich von Fallen lassen, Mitgreissen werden und Überwältigt sein spreche.
Ich meine das nicht wehren können gegen die Wirkung, das ist ein sich fallen lassen.

Grade Upper und erst recht Psychedelika sind Substanzen die sehr stark "überwältigen" und mitreissen.
Auch Alkohol und THC überwältigen. Vielleicht kann man über den Begriff der Überwältigung streiten. Mir fiele aber so auf Anhieb keine berauschende Substanz ein die nach klassischem Begriffsverständniss nicht überwältigt.
Es ist nicht immer angenhm, das mag stimmen, je zuverlässiger aber die angenheme Wirkung ist umso höher scheint mir das -rein psychische - Suchtpotential.
Opiate sind natürlich das Paradebeispiel.

Das sich Rauscherfahrungen begrifflich reduzieren lassen, das glaube ich gewiss. Das hat natürlich nicht unbedingt etwas mit der subjektiven Wahrnehmung zu tun, kann es fast gar nicht. Der Kokser fühlt sich in der Regel nicht schwach, beugt sich aber dennoch der Substanzwirkung.
Man beugt sich, unweigerlich, und wird aufgefangen...

Ich meine eben keine Flucht oder Verdängung sondern fast das Gegenteil, ein Offenbarwerden der natürlichen Bedürfnisse (nach Geborgenheit-wenn man es platt sagen will- das Bedürfniss nach Anerkennung und getragen werden in seinem ganzen Mensch sein, in seiner Nacktheit und Schwachheit , vermeindlichen Lächerlichkeit und Unperfektion, die zum Menschen dazugehört und die in unserer aufgeklärten Gesellschaft aber maskiert werden muss) die anders gestillt werden müssen (wegen der dauernden "Zwangsmasken") als es der natürliche Weg wäre.
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hammock
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von hammock »

@ Herr von Böde:

ok, so langsam steig ich dahinter, was du versuchst zu beschreiben.

Ja, ich kenne solche Gefühle nur zu gut:

Man geht auf etwas Unbekanntes zu,
Man weiß nicht, was einen genau erwartet,
Kurz bevor es passiert, fragt man sich, ob es wirklich das Richtige ist; oder ob es gleich voll in die Hose geht.
Dann sagt man sich: ok, wenn es viele Andere vor mir schon gemacht und überlebt haben, warum soll ich es dann nicht genauso gut überleben.

Und dann kommt der Moment; und du denkst nur noch : "Scheisse, was hab ich bloß getan?"
Und dann fällst du erstmal ins "Nichts" und weißt überhaupt nicht, wo vorne, hinten, oben und unten ist.
Aber auf einmal stabilisiert sich die Lage.
Du machst die Augen auf und stellst fest: Alles gut, ich gleite nur noch dahin und kann alles genießen.





























Und nach diesem endlos langen kurzem Augenblick geht irgendwann der Fallschirm auf.



Leute ich sachet Euch: lasst bloß die Finger vom Fallschirmspringen. Ich hab des erst einmal gemacht und bin direkt süchtig geworden. Wenn das nich so teuer wäre, würde ich jedes Wochenende springen.

:yahoo:
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Herr von Böde
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Re: R A U S C H Wie er sich anfühlt – wieso wir ihn brauchen...

Beitrag von Herr von Böde »

Ja, genau, so hab ich das gemeint. Ich glaube das umschreibt eigendlich jede Rauscherfahrung.
Ob Überwältigung dafür der richtige Begriff ist, keine Ahnung.

Das gewagte an meinen Gedanken ist sicher das ich das Bedürfniss nach solchem Erleben direkt zurügführe auf das die Tatsache das Mensch ein hochsoziales Tier- neutraler gesegt- Wesen ist, das die ersten positiven Erfahrungen in der Welt und auch schon pränatal als Säugetier - da noch viel wörtlicher- genau durch dieses "getragen werden" und angenommen werden sammelt - naja, sammeln sollte.
Das dabei eine große Unsicherheit oder gar Angst vor dem Fallen lassen eine Rolle spielen muss, glaub ich gar nicht, ich glaube aber bestimmt das diese Angst bei bei fast allen ziviliesirten Menschen gelernt wurde.
Gesund wäre es eine Sicherheit zu haben, ich kann mich fallen lassen - jedenfalls im sozialen Gefühge und ich kann mein Bedürfniss des getragen werdens (angenommen werdens) dort stillen.
Die Angst ist im Gegenteil so groß -auch durch die gemachten tatsächlichen Erfahrungen in einer Gesellschaft die "sich gehen lassen" negativ besetzt (das dann auch noch vor anderer Augen), das auf Ersatz zurückgergiffen werden muss. So wird der Boden bereitet für einen Substanzmissbrauch mit Abhängigkeiten und persönlichem Verfall als Folge.
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