Depressionen

Alles was nicht in die anderen Bereiche passt
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harekrishnaharerama
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Re: Depressionen

Beitrag von harekrishnaharerama »

Das ging mir gestern auch noch durch den Kopf: Die Funktionalität wieder herstellen und dahin zurückschubsen, wo man herkam. Aber das will man ja eigentlich garnicht. Man möchte raus aus der alten Situation.
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Herr von Böde
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Re: Depressionen

Beitrag von Herr von Böde »

Naja, jeder will etwas anderes.
Wichtig wäre es zu erkennen warum man will was man will, erst dann kann man entscheiden.
Darum ist eine Zielsetzung die über "ich möchte zufriedenere werden" oder "ich möchte mich kennenlernen" hinausgeht ein Korsett das von Gesundheit grade wegführen kann und das bei subjektiv steigendem Wohlbefinden.
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"Life Begins At The End Of Your Comfort Zone!"


https://de.wikipedia.org/wiki/Moralische_Kompetenz
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אל תשאלו
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Re: Depressionen

Beitrag von אל תשאלו »

harekrishnaharerama hat geschrieben: 28. Nov 2019, 01:16 Ich kann von der anderen Seite - der Schulmedizin - jedoch ähnliches berichten. Erstmal geht es meist nicht um eine Heilung, sondern um Stabilität, eine Einstellung oder sogar Ruhigstellung mittels Pharmazeutika. Zudem hat man über Psychopharmaka meist garkein profundes Wissen, sondern entscheidet - fast schon ähnlich der einer uralten Ähnlichkeitsheilkunde - Stoffe könnten für eine Erkrankung wirksam sein, weil bestimmte Symptome bei den Tests häufiger auftraten.

Und jetzt verstehst Du vielleicht, warum ich den alten Heilpflanzen mehr zutraue, als den neumodischen Zeug, dass irgendwelche Pharmakonzerne als Heilmittel verkaufen möchten - die Wirkung auf das Individuum ist viel zu wenig erforscht, kann bei zwei ähnlichen Menschen völlig unterschiedliche Wirkungen erzeugen. Zudem kann man bei Cannabis oder Pilzen auf eine Erfahrungswelt von vielen tausend Jahren, ja bis in die Steinzeit zurückblicken.

Ich behaupte auch nicht, dass Cannabis oder Pilze nur alleine durch die Chemie zu heilen imstande sind, sondern speziell durch deren psychoaktive Wirkung seine Konsumenten in die Lage versetzt, ihren Zustand besser zu verstehen und dadurch eine Heilung zu bewirken. Dass es hoffnungslose Fälle gibt, ist mir klar. Das wurde in vielen Kulturen gut dokumentiert.

Mir fällt da von Alan Watts gerade der Spruch ein "Glück ist nicht der Sinn des Lebens" - Leid ist es eben sowenig, auch wenn es durch seine durchdringende Wirkung auf das Leben so erscheinen mag. Ich denke in dieser "Egoauflösung", die man in den Momenten der Medikation durchmacht oder durchmachen könnte, erkennt man genau das und kann es vielleicht sogar loslassen (lernen). Es wirkt nach außen vielleicht so, als würde man sein Leben nicht mehr auf die Reihe bekommen, aber das sind - nach meiner Meinung - Heilungsphasen, die man dann einfach braucht. Wenn sich das über Jahre hinzieht - und ja ich kenne das auch - heißt das nicht unbedingt, dass dort nichts geschieht oder man kränker wird. Die Situation ist dann halt größer als man zu dem Zeitpunkt in der Lage ist Kontrolle auszuüben. Das kann Jahrzehnte dauern. Vielleicht sogar ein ganzes Leben. Der Eckhart Tolle war auch mal ein Penner. Nach seiner Epiphanie schreibt er Bücher, gibt Vorträge und berät Unternehmen.
Die Schulmedizin ist erst einmal nicht schlecht nur leider von der Pharmaindustrie und einigen gesetzlichen Vorgaben zur Finanzierung etwas versaut. Es macht schon Sinn bei Krankheiten Standard Medikamente einzusetzen um Anhaltspunkte für die Behandlung zu haben. Bei Naturarzneien hast du das nicht. Weder einen einheitlichen Wirkspiegel noch das sie möglichst schnell wirken. Stell dir mal vor du hast z.B. einen Herzinfarkt und der Arzt laboriert mit Kräutern rum. Das geht in die Hose. Bei der Psyche ist es ähnlich. Die Medizin ist darauf angewiesen das es schnell wirkende Medikamente gibt. Ein großer Hemmschuh ist der Staat der per se einige Stoffe und deren Potential unterdrückt. Auch weiß man mittlerweile das die meisten gängigen Psychopharmaka maximal bei 30- 50 % der Leute wirken die eine psychische Erkrankung haben. Hinzu kommt die Suizidgefahr in der Einfahrphase bei SSRI als Thema. Dennoch sind die heutigen Medikamente wesentlich besser als und breiter gestreut als das noch vor 20 Jahren der Fall war. Mit Cannabis und Co. in der heutigen Form kannst du niemanden ernsthaft behandeln der eine Depression hat, weil niemand dessen mögliche psychotische Komponente tragen würde. Diese psychotische Komponennte disqualifiziert es bei akuten und manifesten psychichen Erkrankungen. Das ist nicht nur gefährlich für den kranken und zudem höchst unethisch. Zudem kommen viele mit dem Gefühl das es hervorruft nicht klar.

Ich habe früher „Kette“ geraucht und irgendwann konnte ich das von Cannabis hervorgerufene Gefühl nicht mehr ab. Eine Abneigung die bis heute anhält. Das war lange bevor bei mir selber eine Depression diagnostiziert wurde. Ich beschäftige mich seit meiner frühsten Jugend mit Pflanzen und medizinischen Themen und habe lange im Bereich Neurologie gearbeitet. Ich denke, dass ich von daher schon einen ganz guten Einblick in die Materie habe um die verschiedenen Seiten besser einschätzen zu können. Und ich bin keiner der die westliche Medizin kritiklos sieht. Doch sollte man immer von den aktuellen wisseenschaftlichen Stand bei seiner Betrachtung ausgehen und möglichst die für und wieder sorgfälltig abwägen. Ebenso hatte ich in der Vergangenheit viele Substanzen eingehend getestet und weiß um deren Stärken und Schwächen. Was das Thema Depression angeht bin ich wie erwähnt selber betroffener. In meiner heißen Phase wäre der Schuss übel nach hinten los gegangen wenn ich mir da Cannabis oder Psychedelika gegeben hätte. Da war ich erst einmal heil froh, dass es in der Akutphase etwas anderes gab. Letzten Endes habe ich mich selber mit Kratom nach einem Schema behandelt. Das wäre zu Anfang der Erkrankung auch nicht möglich, ja sogar gefährlich gewesen. Das ist etwas das ich niemandem empfehlen würde, weil ich nicht für so etwas die Verantwortung übernehmen kann. Auch dafür sollte man bei solchen Sachen einen Plan haben und die medizinisch, physiologischen Hintergründe kennen, damit man weiß wie man vorgeht, um nicht in einen ungeregelten Konsum zu verfallen, oder gar das Krankheitsbild befeuert. Sich selbst ohne das Wissen von Hintergründen einfach so zu behandeln ist gefährlich weil viele Dinge außer Acht gelassen werden die das ganze verschlimmern können. Da führt zu aller erst kein Weg an der Schulmedizin vorbei. Das gleiche gilt auch bei anderen psychischen Erkrankungen.

Was wir brauchen ist eine wieder mehr ganzheitliche Medizin und offene und ehrliche Aufklärung der Risiken und Stärken der verschiedenen Mittel damit auf wissenschaftlicher Grundlage mit Mythen aufgeräumt wird. Selbst der laienhafte Gebrauch von Mikrodosing mit Pilzen, LSD und anderen Substanzen ist nicht frei von Risiken. Mittlerweile gibt es Fälle bei denen im Zuge der Eigenbehandlung im Mikrodosing mit diesen Stoffen sich psychiche Krankheitsbilder verschlimmert haben.
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Zebra
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Re: Depressionen

Beitrag von Zebra »

Von Einstellung und Ruhigstellung mittels Pharamzeutika könnte ich auch eine Geschichte erzählen…

Dennoch glaube ich, dass es im medizinischen Bereich durchaus Menschen gibt, die Alternativen suchen zu einer Ruhigstellung etc. und den Einsatz von Pharmazeutika auch durchaus kritisch betrachten. Dazu fällt mir meine Therapeutin und Psychiaterin ein, die hier hinsichtlich meine Wünsche respektiert und auch von sich aus nur im äussersten Fall ein Medikament vorschlägt. Oft hilft es mir auch nur über meinen Kram einfach mit ihr zu sprechen.

Ich finde es problematisch einfach so pauschal zu sagen, dass z.B. Pilze speziell durch deren psychoaktive Wirkung seine Konsumenten in die Lage versetzt, ihren Zustand besser zu verstehen und dadurch eine Heilung zu bewirken. So als ob es ganz allgemein dafür eine Garantie gäbe. Es wird total ausser Acht gelassen, dass Menschen verschieden sind, und sich unter anderem in verschiedenen Situationen befinden, wie z.B. einer Depression oder eben einem anderen Zustand. Selbst in den Studien in den USA, die mit Psilocybin durchgeführt wurden, ist auch von sehr schwierigen und angstvollen Erfahrungen die Rede. Was anscheinend auch vergessen wird, ist, dass die Probanden vor der Erfahrungen eingehend gescreened und vorbereitet wurden von einem speziell trainiertem Team und auch nach der Erfahrung in Begleitung waren um das Erlebte aufzuarbeiten und zu integrieren. Ich hatte mit Pilzen schöne aber auch sehr anstrengende Erfahrungen, auch wohl mit dem Anspruch in Eigenregie etwas kurieren zu wollen - ich bin hier nicht so erfahren wie manche hier und muss sagen, dass wahrscheinlich damals schon eine (therapeutische) Begleitung von Nutzen gewesen wäre.

Aufklärung auch im medizinischen Bereich und dass man sich hier auch vorurteilsfrei damit auseinandersetzt wäre absolut wünschenswert.
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harekrishnaharerama
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Re: Depressionen

Beitrag von harekrishnaharerama »

Ich bin völlig Eurer Meinung. Das "Flachsen" gehört halt mit zum freundschaftlichen Ton, ist jedoch bei diesem Thema unangebracht - insbesondere wenn jemand Hilfe sucht. Deshalb muss man ja auch erstmal zu einem Neurologen, bevor man für eine Therapie zugelassen wird. Beides kann man nicht in einer oberflächlichen Ferndiagnose stellen.

Ich gebe Chronic recht bezüglich einer schnellen Ruhigstellung. Das kann auch ohne Überwachung kaum geschehen. Wie auch? Zudem fehlt die Routine im Umgang mit Patienten und Medikamenten.
Wie schon gesagt, ist eine Heilung nie garantiert. Es geht nach meiner Meinung da eher darum, wer letztlich die Verantwortung für das Leben übernimmt. Wenn das der Patient nicht kann, nicht dazu in der Lage ist, ist eine Selbstheilung ausgeschlossen. Selbst "alleine" benötigt man die Hilfe von außen - früher nannte man das halt Gott oder Schutzgeist, Schutzengel, Wächter usw. Ich denke der große Vorteil der psychoaktiven Drogen besteht darin, dass sie vor allem "Krisen" im Vorfeld erkennen machen und man sich in diesen Momenten damit präventiv auseinandersetzen kann. Ich stelle Krise in Anführungszeichen, weil es eigentlich Herausforderungen sind, denen wir uns in jedem Fall stellen müssen. Man kann diese aufschieben, jedoch dann nicht lösen.

Man sollte die Ärzte und Versicherungen in jedem Fall auf das Potenzial der Pflanzen und Pilze immer wieder hinweisen. Pflanzenwirkstoffe sind ein Teil unserer Geschichte, unseres kollektiven Bewusstseins und unserer gemeinsamen Genetik und können ebenso schnell wirken wie moderne Medikamente. Viele unserer berühmtesten Medikamente entstammen sowieso natürlichen Drogen. Der entscheidende Unterschied ist die kulturelle Integrität. Es ist halt nicht mehr üblich zum Schamanen zu rennen und dort eine Sitzung abzuhalten, sondern man macht sie unter wissenschaftlicher Aufsicht. Ebenso ist es kein undefinierbares Gebräu, von dem eine Minderheit überzeugt ist, sondern offizielle Medikamente, über die geredet und diskutiert werden darf.

Was mich ein wenig an der Kritik stört: Seit Jahrtausenden sind wir gut mit uns ausgekommen, haben Krisen und Herausforderungen gemeistert. Die moderne Wissenschaft hat es zum ersten Mal ermöglicht, dass wir unsere gesamte Lebensgrundlage verlieren könnten und dennoch vertrauen die Leute dieser mehr als den vielen Jahrtausenden ohne sie. Da stimmt irgendwas nicht. Das ist nicht im geringsten angemessen.
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Zebra
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Re: Depressionen

Beitrag von Zebra »

Ich weiss gerade nicht, was du mit "Flachsen" meinst, das was ich schrieb war in keinster Weise scherzhaft gemeint.
Die Aussage, dass ich dazu eine Geschichte erzählen könnte, gründet auf Erfahrungen die ich gemacht habe, falls das missverständlich rüberkam, tut es mir leid.
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harekrishnaharerama
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Re: Depressionen

Beitrag von harekrishnaharerama »

Nein, ich meinte mich und Bödie. Hab' Dich schon verstanden.
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Herr von Böde
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Re: Depressionen

Beitrag von Herr von Böde »

harekrishnaharerama hat geschrieben: 28. Nov 2019, 16:36 Ich bin völlig Eurer Meinung. Das "Flachsen" gehört halt mit zum freundschaftlichen Ton, ist jedoch bei diesem Thema unangebracht - insbesondere wenn jemand Hilfe sucht. Deshalb muss man ja auch erstmal zu einem Neurologen, bevor man für eine Therapie zugelassen wird. Beides kann man nicht in einer oberflächlichen Ferndiagnose stellen.

...
Ich hab aber auch nicht "geflachst" ...
Und das man zum Neurologen müsste bevor man zur Therapie zugelassen wird wäre mir neu.


Psychotherapie ist eine Sache die Vertrauen bedarf.
Ein Neurologe dokumentiert. Da wäre das Vertrauen schon vor dem ersten Termin unterminiert.
Der Psychoterpeut dokumentiert auch aber mit dem kannst besprechen was an die Kasse geht, falls Du nicht onehoin den Selbstzzahler machst..
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Re: Depressionen

Beitrag von harekrishnaharerama »

Also die Kasse verlangt den Besuch beim Neurologen.
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