Harze Rauchen?

[Miyaca]

Hallo,
Vermutlich bin ich hier nicht der erste, der sich mit der Bewusstseinsverändernden Wirkung von Räucherstoffen auseinandersetzt.
Ich vertrete die Ansicht, dass die Rolle die solcher Art Weihrauch in der Geschichte einnahm, kaum hoch genug geschätzt werden kann.
Sei es zur Divination, als auch als Heilmittel.
Meine Frage bezieht sich insbesondere auf Harze wie bspw: Olebanum, Copal, Dammar, Guggul, Fichtenharz ect.. Mich interessiert ob Jemand von euch auch schon versucht hat, diese Stoffe (-zusammen mit Tabak) zu rauchen?
Je nach Harz, entweder direkt ins Papier gebröselt, oder einfach außen angestrichen.
Der klärende Effekt ist, denke ich unverkennbar und harmoniert meistens recht gut, mit der stimulierenden Wirkung des Tabaks.
Wäre gespannt zu erfahren, ob sich hier langzeitexperimenteure auf dem Gebiet finden.
Zumal ich mir echt nicht sicher bin, ob es für die Atemwege belastender ist, als es das Rauchen ohnehin schon ist? Vielen dieser Harzen werden reinigende Eigenschaften zugeschrieben..

Bom, Miyaca:)

[Zebra]

Mit dem Gedanken habe ich mich auch schon befasst, mich aber gefragt ob der Rauch von diesen Harzen wirklich bekömmlich ist ^^.
Ich habe mit ein paar anderen Räucherstoffen experimentiert, der Indianische Räuchersalbei ist vaporisiert sehr harsch, unvorstellbar aromatisch und schwer zu inhalieren... so ähnlich stelle ich mir das bei den Räucherharzen vor.
Ich glaube dass in dieser Hinsicht vielleicht Myrrhe, welche analgetische Eigenschaften hat und Weihrauch (Harz verschiedener Boswellia Arten), der antidepressiv und anxiolytisch wirkt, interessant sein könnte.
Rauchen, mit oder ohne Tabak, tue ich eigentlich gar nicht mehr, da für mich das Rauchen ungewohnt und generell unangenehm ist.

[Miyaca]

ich weiß was du meinst, wenn du von einem harschen, schwer inhalierbaren Räucherstoff sprichst. Und sicher gibt es auch Harze, die so einen rauen Rauch entwickeln (auch wenn mir spontan nur Opoponax einfallen würde) Allerdings zeichnen sich die oben aufgezählten ganz im Gegenteil genau durch ihren leichten, Charakter aus.
Myrrhe hab ich um ehrlich zu sein noch nicht probiert, aber wird vermutlich noch in diesem Jahr getestet;)
Das Harz der von dir angeführten Boswellia Arten ist auch bekannt als so gennanter Olebanum (/oder Olibanum), und eignet sich wirklich hervorragend. Zumindest gefühlt, ist der Rauch, sogar weicher und leichter als ohne.
(tschuldige bitte die spitzfindigkeit;) aaaaaber..: 'Weihrauch' = bedeutet Wortwörtlich Geweihter Rauch. Und erst durch erst durch die Rolle welcher er in Kirchen einnahm, wurde Olebanom zum alleinigen Träger des Begriffes.
Bis dahin, war jeder, bewusst dargebrachte, stimmungsverändernde Rauch-geweiht /geweihraucht.

[kleinerkiffer84]

Ich habs jetzt nicht probiert, aber meiner Meinung nach, sollte man Harze mit der gleichen Methode wie Haschisch rauchen können.
Du musst sie sehr fein pulverisieren und sie dann gleichmäßig in den Tabak "einmassieren".
Es sollten keine groben Brösel im Rauchmaterial sein, da diese nur vor sich hinglimmen würden.
Was ich mir auch noch vorstellen könnte ist, dass manche Harze stark rußen. Um die Lungen nicht zu stark zu belasten, würde ich hier
einen Aktivkohlefilter verwenden.

Sind denn die handelsüblichen Räucherharze psychoaktiv?

[Miyaca]

Bin inzwischen in C. Rätschts 'Enzyklopädie der Psychoaktiven Pflanzen' auf folgende Abschnitte gestoßen:
"...Seit der frühen Neuzeit werden dem Olibanum psychoaktive Wirkungen zugeschrieben. (Menen und Kar 1971) Zu diesem Zweck wurde Olibanum nicht nur im Osmanischen Reich und Arabien sondern auch in Europa (oft in Verbindung mit Opium) geschluckt, geräuchert oder geraucht. Auch anderen Weihrauchgewächsen werden 'halluzinogene' Wirkungen nachgesagt. [...] Im Universallexikon von 1733 bis 1754 heißt es: 'Er [Olibanum] stärket das Haupt, Vernunft und Sinne. [...] bis heute sind immer wieder Fälle von 'Olibanumsucht' beobachtet und in der toxikologischen Literatur bechrieben worden (Martinetz 1989) Die berauschende Wirkung des Olibanum hat in vergangenen Zeiten sicherlich viele Menschen in die Kirche gezogen." (Seite 90)

"Matzatekische Schamanen inhalieren große Mengen aus Copal (Harz von Pinus sp) und Chilishoten (Capsi cum ssp.) bevor sie divinieren. Diese MIschung soll psychoaktiv wirken (mündliche Mitteilung von Johnathan Ott)." (Seite 782)

"In Amazonien werden Mischungen aus Harzen verschiedener (Virola spp.) und Tabak (Nicotina tabacum) rituell geraucht." (Seite 788)

Hätte gerne noch das andere C. Rätsch Buch über Räucherstoffe zur Hand, gibt einige Interessante Passagen die hier passen würden. Habs aber leider nicht hier, sinngemäß: diverse Harze wurden auch oft zur Behandlung von Asthma oder anderen Bronchialleiden geräuchert/geraucht.

Ich bin von der Bewusstseinsverändernden Wirkung von Räucherstoffen überzeugt! Natürlich, keine Psychedelische Reise im klassischen Sinn. Aber doch verändert sich etwas auf der Oberfläche des Bewusstseins. Die Pflanze sucht die Bühne wie das Bewusstsein die Pflanze, wunderschön, symbiotische Wechselwirkung.

Rätsch zur Wissenschaftlichen Erklärung der Wirkung von Räucherstoffen:
"[Prinzipiell gibt es verschiedene Erklärungsmodelle, wie und warum sich Räucherstoffe auf unser Bewusstsein auswirken. Grundsätzlich unterscheidet man aber 3 Wirkmechanismen, die alleine oder kombiniert auftreten:]
1) Der Rauch enthält Substanzen, die pharmakologisch wirken, d.h. sich bei entsprechender Dosierung im Nervensystem wie Neurotransmitter oder deren Antagonisten verhalten.
2) Der Charakteristische Duft übt eine stark psychologische Wirkung aus. [...] Man vermutet, dass es sich bei den Duftstoffen in erster Linie um eine psychotogene Wirkung handelt, d.h. der Stoff wirkt nicht pharmakologisch, sondern die Duftempfindung verändert den Bewusstseinszustand (Duft ist ein Gedächtniskatalysator!). [...]
3) Der Rauch enthält Pheromone, die Botenstoffe an das Sensorium des Gehirns übermitteln. Pheromone sind recht einfache chemische Verbindungen, die im Pflanzen- und Tierreich als Sexuallockstoff fungieren und mit den Hormonen verwand sind. (Jaenicke 1972) Sie sind oft geruchlos, dafür aber umso wirksamer. [...] (Seite 787)


Hab Myrrhe inzwischen probiert, empfinde ich aber als wenig lohnenswert. Knistert interessant beim abbrennen und ist auch relativ angenehm zu rauchen, (gefühlt nicht kratzender als Tabak alleine) aber verhältnismäßig schwach ausgeprägter Geschmack, irgendwie kommt er nicht so recht durch. Wird bei Gelegenheit wiederholt werden. Ein interessantes Zitat in Zusammenhang mit Myrre, auch aus der Enzyklopädie:
"Raute, Blätter von Bilsenkraut und Stechapfel, trockene Salandren und Myrrhe; das sind die Gerüche angenehm dem Satan, unserem Herren." Joris Karl Hysmans (1972) (S. 476)

(Finde ich spannend, denn es macht die Geschenke, die von den heiligen Drei Königen, dem Neugeborenen Christus übergeben werden stimmig. Olibanum (Weihrauch), Myrrhe, Gold.
In einem okkulten Kontext gesetzt, steht Olibanum zweifelsfrei für das Göttliche (Vater, Seele) - Myrrhe steht für Luzifer(/Satan) der im Okkultismus mit dem Denken assoziiert wird (Verstand, Mind) [wer die Sage von Prometheus kennt, wird den Namen Luzifer(=Lichtbringer) verstehen und auch wissen warum die Beiden gleichgestellt werden.] - was bleibt ist Gold, das materiell, physische, Malkuth - im Baum des Lebens. (Körper, Materie))

[Leuchtkugel]

Ich habe bei inhalierten Räucherstoffen Erfahrung mit Beifuß und Copal.

Copal habe ich verräuchert und meine Nase die ganze Zeit darüber gehalten um so viel vom Dampf wie möglich zu inhaliert.
Die Wirkung war die, dass mein Gedankenmuster quasi komplett umgedreht wurde.
Sprich, normalerweise denkt man die ganze Zeit und hat Schwierigkeiten seine Gedanken abzuschalten, das war unter dem Einfluss des Copal genau umgekehrt.
Ich habe für etwa 5-10min an gar nichts mehr gedacht und hatte Schwierigkeiten an etwas zu denken. (perfekt für Meditation ^^)

Ich habe den Copal auf diese Weiße auch schon unter dem Einfluss von Cannabis inhaliert.
Der Rausch wurde sehr schnell anders als ich es von Cannabis bis dahin kannte, aber sehr angenehm und lehrreich.
Dabei musste ich auch die ganze Zeit an das Gehirn des Himmels denken, mit dem man sich laut C.Rätsch verbindet wenn man den Dampf des Copal riecht.

Nun zum Beifuß, diesen habe ich schon häufiger Vaporisiert oder als Tee getrunken.
Das Kraut ist definitiv Psychoaktiv und macht leicht bis mittelstark High, man kann sich darüber hinaus Abends vor dem Schlafen eingenommen besser an seine Träume erinnern. (funktioniert auch in Kombination mit Damiana für erotische Träume )

[kleinerkiffer84]

Ja Beifuss ist durchaus interessant. Diesen habe ich ebenfalls schon öfters geraucht und als Tee getrunken.
Die Wirkung ist subtil euphorisch mit einer subtil "gelbstichigen" Optik, finde ich.
Beifuss war auch im heidnischen Schamanismus ein wichtiges Kraut.
Dafür das Beifuss in grosser Menge überall am Wegesrand verbotssicher wächst, ist der wirklich nicht schlecht.

[Leuchtkugel]

ich muss zugeben bei mir ist die Wirkung nicht subtil.
Schon 0,4g der Blätter im Vapo merke ich deutlich. (selber gesammelt)
Ich habe bei dieser Dosis eine ca. 30min andauernden kräftigen wie entspannenden Bodyload mit leichter Euphorie. (ich war beim ersten mal echt überrascht wie stark das war)
Auf Pflanzen scheine ich aber allgemein sehr empfänglich zu reagieren, ich werde z.b. auch angenehm High von 1g verdampften Damiana.

[אל תשאלו]

Erfahrung mit "psychoaktiven" Wirkungen von Harzen und dergleichen habe ich mit Palo Santo Räucherungen bei dem man in hohen Dosen definitiv eine mehr als nur subtile Wirkung hat.

Boswelia sacra oral eingenommen wirkt in höheren Dosen ebenfalls beruhigend... und hat unter anderen definitiv antidepressive, schmerzstillende, sowie entzündungshemmende Eigenschaften.

Und ja, Beifuss ist ein sehr gutes Oneirogen. Wie es im wachen Zustand wirkt kann ich nicht sagen weil ich es immer kurz vor dem zu Bett gehen genommen habe.

[Zebra]

Ich habe nun auch einen Versuch mit dem Vapo gestartet.
Dazu habe ich einen kleinen Klumpen Harz von Boswellia carterii in den Liquid Steel Pod gestopft und diesen in der Kräuterkammer plaziert.
Der Dampf ist bei ca. 210 °C tatsächlich sehr leicht und weich, mit einem leicht zitronigen bis leicht weihrauchmässigen Geschmack.
Es schmeckt genaugenommen recht gut, daher werden weitere Versuche mit anderen Räucherharzen folgen.
Einzigster Nachteil ist der Steel Pod, mit dem der Zugwiderstand recht arg wird, und man nicht viel auf einmal inhalieren kann.

Mit Palo Santo im Vapo habe ich auch einen Versuch mit etwas höherer Dosis (also einer ganz gefüllten Kammer) gemacht.
Wenn mich nicht alles täuscht war schon eine leichte Wirkung bemerkbar, zuerst hatte ich ein Gefühl als wäre ich etwas aufgeputscht, nach einigen Minuten machte sich eher Entspannung breit.
Dieser Test wird noch wiederholt werden müssen, um sicherzugehen, dass es sich um keine eingebildete Wirkung handelt.
Vom Geschmack her, finde ich aber eindeutig das Boswellia carterii Harz besser. ^^