Rapé - Sichtweise eines Anfängers

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893
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Rapé - Sichtweise eines Anfängers

Beitrag von 893 »

Rapé ist dort wo er herkommt Bestandteil des Lebens und Glaubens, er wird als Medizin betrachtet, gelegentlich aber auch zum Vergnügen eingenommen.
Es wird geglaubt, das jede Pflanze einen Pflanzengeist hat. Tabak, Großvater Tabak genannt, wird als Lehrerpflanze angesehen.
In dem Moment, wo man sich Rapé verabreicht oder verabreichen lässt hat man also eine Audienz bei Großvater Tabak und erhält eine Lektion die zur Verbessserung des eigenen und damit aller Leben dienen soll. Ausserdem erhält man einen Teil des Atems, des Odems, des Lebens desjenigen der den Rapé einbläst.

Der Rapé wird gewöhnlich in einer Tabakzeremonie verabreicht.
Eine Tabakzeremonie kann z.B. so ablaufen:
-Man verabredet sich, an einem bestimmten Tag gemeinsam einen Ort zu suchen oder besuchen und bereitet sich schon mal gedanklich vor: Welches Thema beschäftigt mich zur Zeit am Meisten?
-Man trifft sich, geht gemeinsam z.B. in einen Wald und sucht sich den richtigen Platz für die Zeremonie.
-Man kann den Platz aufräumen, evtl. polstern, evtl. einen Ring aus Tannenzapfen darum legen usw.
-Dann setzt man sich gegenüber im Kreis und kommt erstmal an.
-Dann wird der Schamane (oder so) wahrscheinlich ein Tuch ausbreiten und Gegenstände darauflegen: Rapé, Tepi (Blasrohr), Kuripe (Selbstapplikator), Räucherbehälter, Kohle, Copal, Rasseln, Federn. Küchentücher/Klopapier sollte man reichlich dabei haben.
-Dann werden die Teilnehmer mit Copal abgeräuchert
-Dann bekommt jeder 2 Stösse verpasst: einen ins linke Nasenloch zum Sterben, wenn es wieder geht den anderen ins rechte Nasenloch zum Geboren werden.
-Es wird keinerlei Müll am Ort hinterlassen

Herstellung
Der Rundblatttabak (nicotiana rustica oder nicotania tabacum) wird nach der Ernte fermentiert und als Mapacho als knallharte Riesenzigarre mit etwa 8-900g Gewicht, mit Mais oder Rinde umwickelt ab ca. 80,- Euro angeboten.
Man schneidet nach Bedarf eine Menge ab, diese erhält optimaler Weise noch Sonnenlicht und/oder Ofenwärme und wird dann fein gemörsert.
Ungefähr die Hälfte des Rapé besteht aus Asche, diese sollte möglichst viel Calcium-dings enthalten. Aus der Asche soll die spezifische Wirkung des Rapé kommen, ist eine homöopatische Denkweise: Der Schamane macht in einer Eisenpfanne ein winziges Feuerchen aus Ocote (hier z.B. Kiefer) und verbrennt stunden- oder nächtelang kleine Prisen des Stoffs der die Asche stellen soll. Durch die Transformation der Pflanze in Asche wird der Pflanzengeist freigesetzt, der dann etwas für uns tut, wenn wir die Asche konsumieren.
Dann wird das ganze fein gemörsert und gesiebt, man kann auch Kräuter und Stoffe aller Art zusätzlich hineingeben, sollten aber wasserlöslich sein (Schleimhäute)
Einen Überblick über die Wirkungsweisen verschiedener Aschen findet sich auf den Seiten eines Smart-shops der auch Rapé mehrerer Stämme vertreibt.

Einnahme, besser Eingabe
Der Rapé wird eingeblasen, dabei gibt es grundsätzlich zwei Techniken:
Ein sanftes, langgezogenes ffffffffffffftthh wirkt stark, da es tief eindringt und viel Oberfläche besetzt, WICHTIG IST DER ABSCHLUSS: tthh Zunge verschließt die Lippen wie ein Ventil; VORHER ÜBEN!
Ein heftiges, kurzes Pffftthh bleibt zum Großteil vorne hängen und wirkt weniger stark, WICHTIG IST DER ABSCHLUSS: tthh Zunge verschließt die Lippen wie ein Ventil; VORHER ÜBEN!

Es wird IMMER zuerst ins linke, dann ins rechte Nasenloch geblasen

Wenn man es selbst mit dem winkligen Bambusstück namens Kuripe einbläst: WICHTIG IST DER ABSCHLUSS: tthh Zunge verschließt die Lippen wie ein Ventil; VORHER ÜBEN!

Alle anderen Einnahmearten wie Schnupftabakschleuder, ziehen usw. sind minderwertig in Ihrer Wirkung, kann man natürlich trotzdem machen, warum nicht?
Kompressor mit verschiedenen Drücken habe ich auch getestet, beste Version aber...

Wirkungsweise
Medizin muss bitter schmecken, damit sie wirkt passt hier ganz genau:
-gibt nen ordentlichen Schlag auf die Nüstern
-Tränen schießen ein, im Idealfall brennt der Rapé einmal längs über den Schädel, ähnlich einem scharfen Schnaps, der in den Magen läuft...
-Jetzt dreht die Abwehr auf: Rotze aus allen Rohren um den Kram runterzuspülen, dazu Blutstrom in den Kopf um das Gift in die Leber zu transportieren...
-Jetzt der schönste Teil, reichend von einer ergreifenden, inneren Stille, der Abwesenheit von allem bei vollem Bewusstsein bis zum visionären Abflug in andere Welten, dann wird in der Regel aber auch gekotzt. Die ganze Rotze wird als Schlechtes gesehen, von dem man gereinigt wird, unbedingt alles raus, nichts schlucken, sonst könnte eine Nikotinvergiftung mit Durchfall und Erbrechen eintreten.
Ein richtig guter Flug kann etwa 10-20 Minuten dauern und Salvia-Halluzinationen locker in den Schatten stellen, unglaublich.

Set und Setting
haben bei Rapé ganz erheblichen Einfluss.
Das Erlebnis einer Tabakzeremonie mit einem Schamanen ist mit Abstand die beste Version.
Die zweitbeste Version ist wenn es sich Laien gegenseitig in die Nase blasen.
Wenn man es sich selbst irgendwie eingibt ist das Ergebnis deutlich blasser, kein Vergleich.

Safer Use
-Tupfer auf die Zunge, Allergie?
-Empfängerseite des Tepi (Blasrohrs) desinfizieren, z.B. in Alkohol tauchen oder mit Feuerzeug abfackeln

Quellen
Schamanenpflanze Tabak Band 1+2, Christian Rätsch
mexikanischer Schamane
Internet
Erfahrung


Darauf dann eine Doppelnase zum Wohle Aller :beer_drink:
Sieh nur was Du mich hast anrichten lassen! (Oliver Hardy zu Stan Laurel)
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