Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

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23Signs
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Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von 23Signs »

Das Bewurzeln einzelner Blätter ist eine gute Methode, große Mengen an Klonen zu erzeugen, hat man doch stets mehr Blätter, als Triebspitzen. :alberteinstein.gif: Beim schneiden von Kopfstecklingen hat man auch meistens mindestens ein Blattpaar, was dann einfach entsorgt wird. Das ist nichts für schnelle Ergebnisse, immerhin wächst nach der Wurzelbildung nicht einfach was weiter. Neben der höheren Ausbeute ist aber auch der "rescue-Aspekt" zu erwähnen, die geringere Hemmschwelle zum Kappen der Mutterpflanze und die eventuelle Möglichkeit, daran forsch ich grad ;) ,der Übernahme einzelner Blattmutationen in ganze Pflanzen.

Ich würde hier also gern eine Liste zusammenstellen von Pflanzen bei denen es gelingt, einzelne Blätter zu bewurzeln und euch einladen, weitere Arten zu finden. Es gelingt scheinbar häufiger als man denkt. :smiley32:

Ich habe hier erste positive Ergebnisse
SD
Bild

Die Wurzelbildung erfolgte nach ca. 4 Wochen in der Growbox
Bild


C. edulis brauchte deutlich länger, 2-3 Monate ca.
Bild

Coleus wurde ebenfalls erfolgreich getestet (und daraufhin der SD Versuch gestartet) und ist Gegenstand der Forschung zur Übernahme gegebener Mutationen. Die Blattspitze wächst doppelt, und ich würde gern den "Split-Tongue-Strain" schaffen :D

Ich habe durchweg positive Erfahrungen gemacht mit Perlit, ist unverzichtbar geworden :)

Gutes Gelingen!
:Guitar:
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syzygy
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von syzygy »

Auf SD bin ich ja mal gespannt.

Blätter von Cannabis sollen auch Wurzeln schlagen, ohne jedoch Triebe zu entwickeln.

Typische Blattwurzler sind wohl die verschiedenen Arten von Psychotria. Da hab ich auch grad Versuche am laufen ;-) Erwähnen möchte ich hier, dass ich die Blätter lange in Wasser/Perlit (mal mehr vom Einen, mal vom Andern) hatte mit nur schwachen Wurzelbildung. Als ich sie dann in Kokohum umgestetzt habe, haben sich gleich nach ein paar Tagen deutliche Vortschritte im Wurzelwachstum gezeigt.

Hier noch ein älterer Versuch mit etwa 3 Blättern von P. alba, noch immer treten neue Triebe hervor:
Bild :)
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אל תשאלו
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von אל תשאלו »

@ 23signs
Wow :drools: das hätte ich nicht gedacht. :good: :respect:
Super goile Grundlagenarbeit die wenn es die Pflanzen bis zur Triebbildung schaffen ganz neue Möglichkeiten eröffnen. :98: :peace:
syzygy hat geschrieben: Typische Blattwurzler sind wohl die verschiedenen Arten von Psychotria. Da hab ich auch grad Versuche am laufen ;-) Erwähnen möchte ich hier, dass ich die Blätter lange in Wasser/Perlit (mal mehr vom Einen, mal vom Andern) hatte mit nur schwachen Wurzelbildung. Als ich sie dann in Kokohum umgestetzt habe, haben sich gleich nach ein paar Tagen deutliche Vortschritte im Wurzelwachstum gezeigt.
Gut das du dies erwähnst syzygy. Ich hatte schon Blätter in Perlit die massig Triebe schoben. Andererseits sieht es in der Tat so aus als wenn in reinem Wasser wenige Triebe geschoben werden,
Perlit scheint in der Mitte zu liegen und in Cocohum, bzw. Erde schoben sich anteilmäßig die meisten Triebe bei Blättern hervor.
Abschließend ein Statement für das eine oder andere abgeben möchte ich trotzdem noch nicht. Auf jeden Fall eine Beobachtung die weiter im Fokus bleiben sollte.
syzygy hat geschrieben: Blätter von Cannabis sollen auch Wurzeln schlagen, ohne jedoch Triebe zu entwickeln.
Dieses Problem bieten wohl einige Pflanzen. Sie ziehen Wurzeln, schieben aber keine Triebe.
Wissende vor, welches Phytohormon ließe sich einsetzen um die Triebbildung an bewurzelten Blättern zu stimmulieren?

Von Kindertagen an weiß ich von meiner Mutter das man von einigen Begonienarten und von Usambaraveilchen Blattstecklinge gewinnen kann. Da wurde in jungen Jahren einiges von mir ausprobiert. Später kam das Wissen um die Psychotrien dazu.
Vor knapp zwei Jahren habe ich ein bewurzeltes Coffea nervosa Blatt gesehen. Natürlich habe ich versucht dieses faszinierende Experiment zu wiederholen,
liegen doch Coffea und Psychotrien als Rubiaceae verwandschaftlich eng beieinander. Mehrere Versuche brachten kein Ergebnis. Die Blätter verblieben bis zu einem viertel Jahr in reinem Leitungswasser bei dem nur das ausgeglichen wurde was verdunstete. Die meisten Blätter veränderten sich kein bisschen. Der Rest zeigte zunehmende Nekrotisierung.

Der Unterschied zu 23signs seinem Versuch war:

a) Die Blätter standen nur im Wasser.
b) Sie standen nicht unter gespannter Luft.

Ein halbherziger Versuch mit einem caapi Blatt endete nach kurzer Zeit damit das mir das Blatt weggegammelt ist. Wieder verlief der Versuch bei normaler Raumluft.

Manche, nicht alle Pepperomienarten lassen ebenfalls sich über Blattstecklinge vermehren. Gleiches bei Venusfliegenfalle und dem Zwergkrug (Cephalotus follicularis) den ich aus seinen Blättern erfolgreich vermehrt habe.

Dieses Video animierte mich zu dem Versuch mit dem caapi Blatt.

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אל תשאלו
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von אל תשאלו »


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syzygy
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von syzygy »

chronic hat geschrieben:Perlit scheint in der Mitte zu liegen und in Cocohum, bzw. Erde schoben sich anteilmäßig die meisten Triebe bei Blättern hervor.
Abschließend ein Statement für das eine oder andere abgeben möchte ich trotzdem noch nicht.
Ich auch nicht. Bzw. ich werds wohl wieder so machen, erst in Wasser/Perlite zum "Antriggern", dann ins Kokohum.

Ob es an der Wasserhärte liegt, dass es direkt im Wasser/Perlit nicht so gut treibt? Oder am Mikroklima?

War jedenfalls erstaunt, habe ein Blatt von Colorata und Viridis gleichzeitig ins gleiche Gefäss mit Wasser/Perlite getan, vor gut 2 Monaten. Colorata hatte ein paar Wuzelfäden, Viridis hingegen höchstens ansatzweise. Im Kokohum nun haben beide innert 1 Woche deutlich mehr Wurzeln geschlagen.
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Pusemuckel
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von Pusemuckel »

Wirklich GENIALES Thema, da man mit Blattstecklingen nicht nur seine Zucht vermehren kann und evtl. gefährdete Pflanzen auch retten kann, sondern auch mit z.B. Spinnmilben oder anderen Schädlingen "verseuchte" Zuchten neu aufbauen kann, indem man die Pflanzen "sauber" neu aufziehen kann!! :Hände Klatschen: :Hände Klatschen: :Hände Klatschen: :good:

Evtl. wäre hier schonmal meine Beobachtung nennenswert, das Psychotria colorata mehr Triebe bei bewurzelten Blättern auf der abaxialen Seite (also Unterseite) der Blätter zu bilden scheinen!! (Bilder folgen!!) :yau:
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Ergin
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von Ergin »

Wow, ich hätte nicht gedacht, dass man so viele Pflanzen über Blattstecklinge vermehren bzw zumindest bewurzeln kann :shock: Bislang waren das für mich immer die großen Ausnahmen wie Psychotria, Crassula und einige Karnivoren..
chronic hat geschrieben:@ 23signs

Wissende vor, welches Phytohormon ließe sich einsetzen um die Triebbildung an bewurzelten Blättern zu stimmulieren?
Da sollte wohl ein Cytokinin das Mittel erster Wahl sein, beispielsweise 6-Benzylaminopurin.
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אל תשאלו
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von אל תשאלו »

Ergin hat geschrieben:Wow, ich hätte nicht gedacht, dass man so viele Pflanzen über Blattstecklinge vermehren bzw zumindest bewurzeln kann :shock: Bislang waren das für mich immer die großen Ausnahmen wie Psychotria, Crassula und einige Karnivoren..
chronic hat geschrieben:@ 23signs

Wissende vor, welches Phytohormon ließe sich einsetzen um die Triebbildung an bewurzelten Blättern zu stimmulieren?
Da sollte wohl ein Cytokinin das Mittel erster Wahl sein, beispielsweise 6-Benzylaminopurin.
Wäre es möglich eine Anwendungsempfehlung für das Mittel zu geben?


@23signs
Gehe ich recht in der Annahme das zur Bewurzelung außer Feuchtigkeit, Gefäß und Perlit keine weiteren Hilfen zum Einsatz kamen?
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Ergin
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von Ergin »

Eine gute Frage chronic, das habe ich mich grade auch schon gefragt.
Ich habe BAP selber noch nicht angewendet, die Dosierung bei Hormonen ist meist je nach Pflanze ein kleines Bisschen individuell.
Mal als grober Anhaltspunkt: Bei Orchideen verwendet man eine 600-1000ppm Verdünnung von BAP auf Lanolin, das nennt sich "Keiki-paste" und wird auf die ruhenden Blattaugen gegeben damit aus ihnen neue Pflanzen wachsen.
Generell ist bei Hormonen weniger meistens mehr, also lieber von unten herantasten.
Vielleicht kann man diese Paste ja auch an das Kallusgewebe schmieren, das sich zwischen Wurzeln und Blatt im besten Fall schon reichlich befindet. Man muss dazu sagen, dass diese Paste zwar bei den meisten Orchideen wirkt aber nicht bei allen und auch nicht bei allen anderen Pflanzen. Deshalb wäre es unter Umständen auch möglich, dass die Art bei der man es Anwendet nicht darauf anspringt, ein anderes Cytokin könnte dann hier Abhilfe schaffen :)
23Signs
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Re: Pflanzen, geeignet zur Blattbewurzelung

Beitrag von 23Signs »

Hey :) Danke für die Blumen, freut mich, dass das Thema Anklang findet!
Die Versuche wurden komplett ohne weitere Hilfsmittel durchgeführt, keine Hormone eingesetzt. Hier dennoch ein interessanter Link:
https://www.uni-ulm.de/uploads/media/Phytohormone03.pdf

Ich würde für den Fall, dass keine Triebbildung erfolgt versuchen, über Kaltwasserauszüge "klassischer" Blattwurzler (zB Usambaraveilchen) das entsprechende Hormon zuzufügen, vllt bringts ja was. Irgendwie wundert es mich, dass nicht alle Blätter Triebe bilden, nachdem sie bewurzelt sind. Aber OK, Wiki sagt: "Die Konzentration an Cytokininen im Pflanzengewebe ist äußerst niedrig und vom Pflanzenorgan und dessen Entwicklungsstand abhängig."
"Als Phytohormone sind die Cytokinine ubiquitär (überall) in Pflanzen verbreitet..." Ist wahrscheinlich zu einfach, aber das klingt ja fast, als könnte man mit dem Auszug einer beliebigen Pflanze die schonmal "richtig gelebt" hat, eine Triebbildung anregen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Cytokinine

In dem Vid zur Vermehrung von Usambaraveilchen ist die Beobachtung interessant, dass kleine Blätter mancher Arten scheinbar erst auf ihre gewohnte Größe wachsen, bevor sie Triebe schieben. Das beobachte ich bei Coleus ebenfalls, das Blatt ist deutlich gewachsen. Den Einfluß der Schnittfläche auf die Anzahl neuer Triebe hatte hand glaub ich bei den Psychotrias schon bemerkt.

Ein zerlegtes Blatt der P. colorata
Bild

Ich wollte schauen, wieviel man mit einem Blatt machen kann. Man sieht, dass der Blattstiel bevorzugt bewurzelt, doch wenn dieser fehlt bewurzeln alle Schnittflächen gleichermaßen. Ich vermute, dass dann aus allen Blattadern Triebe hervortreten können, werde das beobachten. Die Blattstücke wurden nahezu eingegraben in nassem Perlit und dann in der Growbox bewurzelt. Rein physikalisch gesehen, kann ein Blatt garnicht eintrocknen, wenn es in 100% rLF steht, es kann eben seinerseits keine Feuchtigkeit mehr abgeben. Warum also nicht die Gunst der Stunde nutzen und Wurzeln bilden? Bei SD kam es nach ca 3 Wochen zu dieser abgebildeten Nekrose, das lag aber wohl an fehlendem Luftaustausch. Damals hab ich sie einfach rausgestellt in ihrem hohen Glas, was an Luftfeuchte wohl ausreichend war. Kurz darauf hab ich die Wurzeln entdeckt.

Zum Thema Perlit oder Kokohum würde ich sagen, dass zumindest für langandauernde Bewurzelungsphasen das mineralische Perlit dem organischen Kokohum vorzuziehen ist, meine Erfahrungen mit Kokohum sind allerdings begrenzt.

:smiley47:
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