Ephedra als Heilpflanze

Allgemeines, Anbau, Botanik, Diskussion
Benutzeravatar
Cpt. Schwing
Beiträge: 173
Registriert: 13. Dez 2013, 10:48
Wohnort: Schwiizerländli

Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von Cpt. Schwing »

Ephedra als Heilpflanze

Ephedra spp.
Meerträubelarten

Familie:
Ephedracea (Meerträubelgewächs)

andere/volkstümliche Namen:
Ephedrakraut, Ma-huang, Mormonentee, Meerträubel, Meerträubchen

Arten und Verbreitung:
Es herrscht einige taxonomische und nomenklatorische Verwirrung über die Gattung Ephedra. So hat man früher bis zu 77 Arten akzeptiert, wird heute nur noch von ca. 44 gut definierten Arten gesprochen. (Besonders bei der Frage , was Synonyme, Unterarten oder Varietäten angeht, besteht grosse Uneinigkeit in der Literatur.)
Ephedra-Arten sind vor allem in Eurasien und Amerika verbreitet.

Inhaltsstoffe und Wirkung:
Fast alle Ephedra-Arten enthalten das amphetaminartige Ephedrin sowie die verwandten Alkaloide Pseudoephedrin und Norephedrin, daneben Gerbstoffe, Saponine, Flavanoide und ein ätherisches Öl. Die Ephedraarten des Mittelmeerraumes enthalten kein Ephedrin, sondern das schwächer wirksame Pseudoephedrin.
Dies sind die generellen Wirkungsweisen von Ephedra: Blutdrucksteigernd, gefäßverengend, stimulierend, euphorisierend, krampflösend auf die Lungen, Antiallergikum, Wachmacher, appetithemmend, stark diuretisch (wasserziehend)

Im folgenden eine kurze Übersicht der wichtigsten Anwendungsgebiete von Ephedra zu Heilzwecken:

-Traditionelle Chinesische Medizin (TCM):
Ephedra wird bereits seit über 500 Jahren in der TCM efolgreich zur Behandlung von Asthma verwendet.
Eigenschaften: bitter, leicht bitter, warm
Meridiane: Lunge, Blase
Verwendet werden sowohl die Stengel (Ma-huang) als auch die Wurzeln (Ma-huang gen). Generell wird die Droge bei Erkrankungen der Lungen sowie der Harnblase angewendet. Die Stengel werden besonders für die Behandlung von Fieber, Erkältungen , Kopfschmerzen, Bronchialasthma und Heuschnupfen, die Wurzeln bei übermässiger Schweissbildung eingesetzt.
Dosierung: Tee (1 gehäufter Teelöffel Kraut auf einen Viertelliter Wasser, 5 bis 10 Minuten auskochen); Tagesdosis für Ma-huang wird mit 1,5 bis 9 Gramm, die der Wurzel mit 3 bis 9 Gramm angegeben.

-Ayurvedische Medizin:
bei Erkältung, Husten, Bronchitis, Asthma, Arthritis und Wassersucht
Dosierung: Tee (6 Gramm pro Dosis) (Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, soll die Zugabe von Süssholz helfen.)

-Nepalesische Volksmedizin:
als Tonikum gegen Assthma, Heuschnupfen und Erkrankungen der Atemwege

-tibetische Medizin:
Ephedra gilt als „Verjüngungsmittel“.

-Westliche Schulmedizin:
-Atemwegserkrankungen mit leichtem Bronchospasmus
Erwachsene: Tagesdosis: 300 mg Gesamtalkaloide, Einzeldosis: 15-30 mg Gesamtalkaloide; Kinder: Tagesdosis 2 mg/kg KG, Einzeldosis: 0,5 mg/kg/KG; Tee: 1 Teelöffel Droge mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen, nach 10 min abseihen, 2 x täglich 1 Tasse
traditioneller Gebrauch von Ephedra helvetica:
-Anregung des Kreislaufs (Hypotonie)
-Entkrampfung der Bronchialmuskulatur (Husten, Bronchitis, Asthma)
-Gefässverengung (Schnupfen, Heuschnupfen)

mögliche Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, motorische Unruhe, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Störungen beim Wasserlassen und Herzrhythmusstörungen
Ephedra sollte nicht angewendet werden bei Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck. Außerdem verstärken MAO-Hemmer die Wirkung von Ephedra. Häufiger Genuss führt zu Dosissteigerung und negativen Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, vermehrtem Schwitzen, Kreislaufproblemen.

Geschichtliches:
In einer ca. 30.000 Jahre alten Begräbnisstätte wurden Pflanzenreste von Ephedra gefunden. Auch sehen einige Ethnologen wie Christian Rätsch, das Ephedrakraut als Ritualtrank der Zoroaster, da man bei Ausgrabungen auf den Altären Wannen mit Fermentationen von Ephedra fand. So liegt die Vermutung nahe, dass das Haoma-Getränk der Feuerkulte, ein Gebräu aus Ephedra war, vermengt mit Schlafmohn, dessen Reste man ebenfalls fand. Auch heute noch wird das Ephedrakraut in manchen Kulturen als "huma" bezeichnet. In Peru kennt man eine Art der Ephedra als "pinku pinku", in Chile kennt man es unter "pingo-pingo". Im Tibet wird Ephedra immer schon in derPharmakopöe verwendet, die erstmalig 1653 im "Blauen Beryll" erwähnt wird, vor allem für Lebererkrankungen und zur Erfrischung. Auch die Indianer des Caldwell-Cave-Kult benutzten Ephedra zu rituellen und medizinischen Zwecken, für Darmerkrankungen und als aphrodisierenden Tee, wie aus Funden (1200-1450) hervorgeht.
Als das Wissen um das rituelle Somagetränk verschwand, wurde dieser heilige Trank einfach mit Ersatzpflanzen zubereitet, vor allem Ephedra wurde verwendet wie auch beim peruanischen Haomatrunk. Im Himalaya heißt deswegen diese Pflanze noch immer "Somalata" - die Pflanze des Mondes.
Einige Kulte verbrannten nachweislich auch Ephedrakraut als Räuchermischung um ihre Toten zu bestatten. Das Kraut riecht wie leicht verbrannte Tannenzweige, aromatisch und erdig.
Auch heute noch wird die im Himalaya wachsende Art Ephedra gerardiane als wichtige Winternahrung für Ziegen und Yaks und als Schnupfpulver verwendet. In China ist Ephedra sinica eine der wichtigsten Heilpflanzen. Berichten zufolge wird "Ma-huang" bereits seit 6000 Jahren angewendet. Man also auch annehmen, dass der chinesische Schamanismus diese Pflanze verwendete. Leider sind jedoch keine Quellen aufgetaucht, die diese Annahme bestätigen. Interessanterweise wird Ephedra, ma-huang, mit Cannabis sativa, ma-fen, in eine taxonomische Kategorie, ma, gestellt. China war durch den weitreichenden Gebrauch des Krauts auch bis in die heutige Zeit der Hauptlieferant. Wie viele andere Pflanzen ist auch die Ephedra bei uns in Vergessenheit geraten, obwohl bestimmte Arten von Ephedra in unseren Gefilden wachsen. Überlebt hat Ephedra bei uns als Lieblingstee der Sekte der Mormonen und wird deswegen auch Mormonentee genannt.

Quellen:
http://www.wurzelwerk.at/thema/kraeuterkistl08.shtml
http://www.herbmed.org/Herbs/Herb78.htm
http://www.aponet.de/arzneimittel/he...reib.php?id=39
http://www.honc.de/tcm/herbs/01/01.html
Rätsch Chr. (2001), Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen
Gesundheits ABC der Schweizer Drogisten (1980)
Wer will, dass die Welt bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt.
Benutzeravatar
Pusemuckel
Beiträge: 3674
Registriert: 15. Nov 2013, 18:55
Wohnort: hinter den sieben Bergen, dritte Ampel links, unterste Schublade ganz hinten

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von Pusemuckel »

@ Capitano: wird Zeit sich bei dir für diesen Beitrag zu bedanken!!

Ich muß aus eigener Erfahrung dazu sagen: als ich vor einigen Jahren noch Ephedra-Pflanzen hatte und an einer Bronchitis erkrankt war, hab ich durch das Auskauen von frischen Ephedrazweigen wirklich eine deutliche Linderung des Hustenreizes verspürt!!!

Hätte unsere blöde Katze nicht angefangen an den Ephedra-Pflanzen rumzukauen und dann die ganze Bude voll zu kotzen, dann hätte ich die Büsche bestimmt auch noch!! :twisted:
~~~~~Back to reality - don't turn back~~~~~
Matthäus 5:3 :wub:

Unwanted person
Benutzeravatar
curandero
Beiträge: 506
Registriert: 13. Jan 2014, 01:17
Wohnort: Mudderstadt

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von curandero »

Cooler Bericht!
Ephedra sieht ja etwas Ginsterartig aus, durchaus hübsch! Wie siehts denn mit der Winterhärte und den Standortansprüchen aus?
dosis sola venenum facit
Benutzeravatar
Pusemuckel
Beiträge: 3674
Registriert: 15. Nov 2013, 18:55
Wohnort: hinter den sieben Bergen, dritte Ampel links, unterste Schublade ganz hinten

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von Pusemuckel »

curandero hat geschrieben: Wie siehts denn mit der Winterhärte und den Standortansprüchen aus?
Also ich hatte E. viridis, E. majoridis, E. nevadensis und E. sinica, alle in nem Erde-Sand-Gemisch (ca. 3:1) und die waren (in geschützer Lage natürlich!) durchaus winterhart bis zu zweistelligen Minusgraden!! Ansonsten kann ich nur sagen: sowohl auf einem süd-west- Balkon, als auch auf einem direktem süd-Balkon haben sie sich sehr wohl gefühlt!!
~~~~~Back to reality - don't turn back~~~~~
Matthäus 5:3 :wub:

Unwanted person
Benutzeravatar
curandero
Beiträge: 506
Registriert: 13. Jan 2014, 01:17
Wohnort: Mudderstadt

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von curandero »

danke für die schnelle Andwort! Muss ich auch mal versuchen...die Indikationen sind ja äusserst interessant!
dosis sola venenum facit
Benutzeravatar
אל תשאלו
Beiträge: 5627
Registriert: 6. Dez 2013, 14:03
Wohnort: Aschkenas

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von אל תשאלו »

Cpt. Schwing. Genau, vielen Dank für das Pflanzenporträt. Manchmal ist man wirklich zu sehr in sich gefangen und stoffelig. Ephedren gehören zu meinen lieblings Gymnospermae. Von daher fein das es einen Thread dazu gibt.

Zur Winterhärte.
Folgende Arten habe ich in Kultur.

Definitiv in Mitteleuropa winterhart. Winterhärte wurde über Jahre getestet.
E. distachia
E. fedtschenkoae
E. gerardiana var. sikkimensis
E. helvetica
E. mayor
E. minima
E. ochreata
E. sinica
E. viridis ?

Winterhärte ist noch nicht ausreichend getestet
E. chilensis
E. intermedia

Wahrscheinlich nur bedingt winterhart
E. fragilis starb in einem harten Winter ab. Laut Literatur bis minus 10°C
E. nevadensis ?

Die Pflanzen stehen bis auf helvetica alle ungeschützt. Je nach Art kann die Winterhärte mit dem Bodensubstrat zusammen hängen.
Ge'ez ጫት
Benutzeravatar
curandero
Beiträge: 506
Registriert: 13. Jan 2014, 01:17
Wohnort: Mudderstadt

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von curandero »

was ist denn
chronic hat geschrieben: stoffelig
:P :shock:
dosis sola venenum facit
Benutzeravatar
אל תשאלו
Beiträge: 5627
Registriert: 6. Dez 2013, 14:03
Wohnort: Aschkenas

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von אל תשאלו »

stoffelig= Ein unhöfliches und ungeschicktes Verhalten, das nicht auf bösen Willen zurückzuführen ist. ;)
Ge'ez ጫት
Benutzeravatar
paradoxxl
Beiträge: 93
Registriert: 23. Jan 2014, 20:09

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von paradoxxl »

Ich habe eine 3-Jährige Epheda Sinica. Bisher ist sie sehr langsam gewachsen, aber nun geht es langsam los. Die neuen Stängel machen nun vermehrt Seitentriebe.. das deute ich als gutes Zeichen für ein zukünftig schnelleres Wachstum.

Diesen Sommer werde ich die Pflanze umtopfen, denn in diesem Topf ist das Giessen sehr schwierig, da er keine Löcher am Boden hat. Zudem kann erschwert die Sandschicht das Abschätzen, wieviel Wasser noch vorhanden ist. Die Sandschicht stellt sich übrigens nicht optimal im Kampf gegen schwarze Fliegen & Trauermücken dar, im Gegenteil, hier haben sie sich gerne vergraben :/
epe_sin_01.jpg
ephe_sin_02.jpg
In ein paar Jahren werde ich sie wahrscheinlich in den Garten setzen. Im Botanischen Garten in Wien habe ich ein riesiges Exemplar gefunden. Falls ich die Bilder wieder finde, poste ich sie hier.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
Pusemuckel
Beiträge: 3674
Registriert: 15. Nov 2013, 18:55
Wohnort: hinter den sieben Bergen, dritte Ampel links, unterste Schublade ganz hinten

Re: Ephedra als Heilpflanze

Beitrag von Pusemuckel »

paradoxxl hat geschrieben: Die Sandschicht stellt sich übrigens nicht optimal im Kampf gegen schwarze Fliegen & Trauermücken dar, im Gegenteil, hier haben sie sich gerne vergraben :/
Kein Wunder, wenn du von oben gießt und die Sandschicht daher nicht austrocknen kann!!! Wenn du sie umtopfst, dann lieber von unten Wasser geben, außerdem sieht mir der Sand etwas zu feinkörnig aus!? Kann das sein das der betonhart wird, wenn er trocknet?? Etwas gröberer Sand vom Spielplatz um die Ecke wäre besser (aber laß den Kiddies noch was übrig!! ;) )
~~~~~Back to reality - don't turn back~~~~~
Matthäus 5:3 :wub:

Unwanted person
Antworten