SKKK im Rückgang?

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Glückspilz
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SKKK im Rückgang?

Beitrag von Glückspilz »

Wo immer ich Pilzsammler treffe (ich meine jetzt nicht die, die Steinpilze und Pfifferlinge sammeln), höre ich, dass der Bestand an SKKKs rückläufig ist. Dass sie nicht mehr so viele Zauberpilze finden wie früher.

Ich persönlich habe 2013 angefangen die SKKKs zu suchen, mit bescheidenem Erfolg. Die gesamte Jahresernte betrug nach etwa 50 abgesuchten Weiden ganze 6 Exemplare mit einem Gesamt-Trockengewicht von stolzen 0,2 g! (Echte SKKKs, keine Doppelgänger.) Ich war verständlicherweise etwas frustriert, hab das Pilze suchen aufgegeben und stattdessen lieber Indoor Cubis angebaut.

2016 traf ich dann jemanden, der sich hier im Schwarzwald gut auskannte und der mir die besten Stellen gezeigt hat. (Das ist eine große Besonderheit gewesen, denn selbst Steinpilz-Sammler verraten anderen Leuten nicht ihre besten Plätze. Und hier bekam ich die besten Zauberpilz-Wiesen im ganzen Landkreis gezeigt!) 2016 hatte ich dann eine Ernte von 5,5 g getrocknet, das waren etwa 200 Stück. Für mich schon ein enormer Fortschritt.

2017 hat mir eben jener Freund eine Wiese gezeigt, auf der wir sagenhafte 950 Stück (23,8 g getrocknet) gefunden haben! Auf einer einzigen Wiese, die nur etwa einen Hektar groß ist! Das war der Superfund auf einer Superweide. Auf den anderen Weiden rundherum war aber wiederum Fehlanzeige, höchstens mal ein Exemplar hier und da.

Trotz dieses Superfundes meinte aber jener Freund, der seit 24 Jahren sammelt, dass es früher noch viiieeel mehr Pilze gegeben habe und nicht nur auf einer Weide, sondern auf dutzenden von Weiden, überall.

Ich persönlich kann also nicht sagen, dass der Bestand zurück gehen würde, aber ich bin auch noch nicht so lange dabei und hab letztes Jahr vielleicht einfach nur Glück gehabt.


Meine Fragen an euch sind also:

1) In welcher Gegend sammelt ihr? (Ich sammele im Südschwarzwald)
2) Seit wann/wie regelmäßig sammelt ihr?
3) Bemerkt ihr auch den Rückgang der Zauberpilze?
4) Wenn ja, habt ihr eine Ahnung, warum das so ist?
_2NAFU_
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von _2NAFU_ »

Mein spontaner Einfall dazu, ohne jedoch mit Daten argumentieren zu können:
SKKKs mögen keine "künstliche" Düngung; damit meine ich auch Gülle o.ä. Vielleicht hat sich in den letzten Jahr(zenten) die Düngerausbringung erhöht (aus wirtschaftlichem Druck/ der Optimierung wegen).
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Glückspilz
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von Glückspilz »

Bevor irgendwelche Vermutungen geäußert werden, würde ich gerne erstmal hören, welche Erntemengen in den letzten Jahren beobachtet wurden. Gibt es tatsächlich einen Rückgang?

Ansonsten:
Die Weiden im Schwarzwald, wo ich suche, werden nicht mit Gülle gedüngt. Aber der Wanderschäfer, der immer über die Hochweiden zog, hat vor ein paar Jahren seinen Betrieb eingestellt. Da gibt es Vermutungen, dass es am mangelnden Schafsmist liegt, dass es hier weniger Zauberpilze gibt.

Deshalb wollte ich mal Meinungen aus anderen Landstrichen hören, ob es da genauso aussieht. Auch die Frage, ob Schaf-, Pferde- oder Kuhweiden am erfolgversprechendsten sind. Ob es da auch eine Veränderung gibt.

Also, wie viel habt ihr wann und wo gesammelt und ist es tatsächlich weniger geworden?
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kleinerkiffer84
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Einen insgesamten und kontinuierlichen Rückgang kann ich nicht eindeutig feststellen, aber es kommt vor das es von einem Jahr auf das andere enorme Schwankungen gibt.
Ich erinnere mich noch an das Jahr 2014. Da habe ich in der gesamten Saison, ganz genau 2 SKKKs gefunden.
Dafür war dann 2015 wieder ein Rekordjahr, da standen bis Dezember hinein hunderte herum.
Ich sammle seit 10 Jahren SKKKs. Meine Gegend ist Böhmen/CZ.
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
Waaagh
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von Waaagh »

Also ich würde euch ja gern mal diesen Herbst einladen mit mir hier Pilze sammeln zu gehen.
Wir sind zu 2. und wollen dieses Jahr auch in Thüringen mal mehr Pilzfunde kartografieren.
Hatte hier bisher noch keinen SKKK Fund und bin sogar schon GPS Koordinaten gefolgt.

Allerdings wächst bei uns der P. serbica

Ich denke es wird stark abhängig vom jeweiligen Niederschlag des Jahres abhängig sein.
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Glückspilz
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von Glückspilz »

@Kleinerkiffer84:
Wenn es so enorme Schwankungen gibt, dann könnte es also sein, dass mein Freund, der seit 24 Jahren sammelt, einfach die guten Jahre in Erinnerung hat? Dass er sich einfach die Superfunde gemerkt hat und die schlechten Jahre vergessen hat?
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pilzjockel33
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von pilzjockel33 »

ich sammle seit 3 Jahren auch im Schwarzwald und in der letzten Saison habe ich auch weniger gefunden als vorheriges Jahr,
vielleicht sind diese Schwankungen normal, aber warum? keine ahnung
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kleinerkiffer84
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Warum es diese Schwankungen gibt, da bin ich mir ebenfalls bis heute nicht sicher.
Früher dachte ich immer, dass ein zu heisser Sommer zu einer schlechten SKKK-Ernte führt, aber das scheint wohl ein Irrglaube gewesen zu sein, denn 2015 war ein Rekordsommer, da hatten wir wochenlang konstant über 30°C und im September schossen die SKKKs aus dem Boden.

Was auch noch erwähnenswert ist, ist das SKKKs künstliche Düngung mit Mist nicht zu mögen scheinen und ausserdem - aber da bin ich mir nicht sicher ob das Zufall ist - ein SKKK Mycel oft nur alle 2 Jahre fruchtet.
Diese These führe ich auf eine Beobachtung zurück, die ich seit einigen Jahren auf einer Wiese mache. Diese Wiese ist keine typische hochgelegene SKKK Wiese, sondern es ist eine landwirtschaftlich genutzte Fläche,
die 2-3 mal im Jahr gemäht wird und mit Mist und Gülle gedüngt wird. Dabei fällt mir seit Jahren zuverlässig folgendes Muster auf: Es gibt auf dieser Wiese am Rande eine kleine Ecke, mit wenigen Metern Durchmesser, die aufgrund ihrer Lage neben grossen Bäumen deren Äste über die Wiese ragen, nicht von der Düngung erwischt wird. Auf dieser Stelle, finde ich exakt jedes 2. Jahr an der gleichen Stelle ein Büschel mit 2-3 SKKKs.
Aber nur jedes 2. Jahr, niemals 2 Jahre hintereinander und genau auf dieser Stelle die nicht durch die künstliche Düngung erreicht wird.
@Kleinerkiffer84:
Wenn es so enorme Schwankungen gibt, dann könnte es also sein, dass mein Freund, der seit 24 Jahren sammelt, einfach die guten Jahre in Erinnerung hat? Dass er sich einfach die Superfunde gemerkt hat und die schlechten Jahre vergessen hat?
Ja das ist gut möglich. Man merkt sich einfach nur die ergiebigen Ernten, dass ist bei mir auch so.
Die anderen 100 mal an denen man umsonst gesucht hat, vergisst man dann wieder mal. Bei mir ist das auch oft so, dass ich 10 mal suchen gehe und absolut nichts finde und plötzlich beim 11. mal, stösst man auf ein ganzes Feld von SKKKs.
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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Herr von Böde
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von Herr von Böde »

Ich hab ehrlich gesagt noch nie SKKs gesammelt, schon aber Speisepilze, die klassischen Röhrlinge und da stellte ich erheblich Schwankungen witterungsunabhängig von Jahr zu Jahr und auch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fest.

In den 90ern hätte ich im Herbst meist locker eine tägliche Pilzmahlzeit zusammenbekommen. Bis 2005 musste ich dann schon mal eine Woche sammeln um an eine Mahlzeit zu kommen, dann war es wieder wenige Jahre besser.
Das letzte mal gesammelt hab ich wohl 2015 und es war reichlich zu finden.
Grade Steinpilze und auch Birkenpilze schwanken extrem aber auch Maronenröhrlinge kann der Hundeausführer in manchen Jahren auf jeder Hundewiese und fast auf jedem Grünstreifen finden und sieht sie dann jahrelang wieder gar nicht.
Das gleiche gilt ja auch für den auffälligen Fliegenpilz und andere große auffällige Schirmpilze.

Ich halte das für natürliche Schwankungen, ist aber nur eine Vermutung.

Evolution finden ja eben deswegen statt weil die Umweltbedingungen - und erscheinungen grade nicht stabil sind.

Ich vermute wir haben ein viel zu statisches Bild von unserer Umwelt wünschen und erwarten uns einen festen Boden, Berechenbarkeit, wo es beides einfach nicht gibt.
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"Life Begins At The End Of Your Comfort Zone!"


https://de.wikipedia.org/wiki/Moralische_Kompetenz
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אל תשאלו
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Re: SKKK im Rückgang?

Beitrag von אל תשאלו »

In meiner Gegend habe ich einen guten Einblick wie es sich seit Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts bis jetzt entwickelt hat. Gab es damals noch ergiebige Stellen so ist heute davon nichts mehr zu finden. Zum einen wurde das Wissen um einige reichlich bestandene Wiesen von geschwätzigen Zeitgenossen großzügig weiter gegeben was dazu führte das sich zum Herbst Massen an Leuten an diesen Stellen in eindeutiger Absicht fanden. Gut möglich, dass die Landwirte besagte Stellen mit irgendetwas besprühten aber vielmehr glaube ich, dass das zu reichliche Sammeln über Jahre diese Bestände killte. Jedenfalls findet sich trotz fast jährlicher Besuche im Herbst dort nichts mehr. Die ganze Gegend ist praktisch SKKK frei. An anderen geheimen Stellen das gleiche Bild. Ich kann mir vorstellen, dass zum einen der Klimawandel eine Rolle spielt wie auch die intensivere Nutzung durch die Landwirtschaft. Heute werden Wiesen viel stärker bewirtschaftet als noch vor wenigen Jahrzehnten. Sei es das Tiere länger auf ihnen stehen oder das vom Landwirt die in der Tiermast anfallende Gülle dort entsorgt wird. Nicht zu vergessen die Verwendung von Maschinen wie Traktoren die den Boden verdichten.

Ein Freund von mir aus dem Mittelhessischen schätzt die Lage ähnlich ein. Auch bei ihm ein massiver eindeutiger Rückgang an einst ergiebigen Standorten. SKKK lassen sich in seiner Gegend fast gar nicht mehr finden. Und das obwohl er über 300 m hoch wohnt. In einem anderen Forum kam vor einigen Jahren ebenfalls die Frage der Verbreitung Spitzkegeliger Kahlköpfe auf und dort war man sich sicher das die Chance groß ist das sie in höheren Lagen, über 300 m, noch zahlreicher zu finden sind.

Schaue ich mir die Berichte seit gut zwei Jahrzehnten von Sammlern an scheint es wirklich so zu sein das die Vorkommen zurück gehen. Fruchtungsschwankungen im Laufe der Jahre sind wie bei anderen Arten als normal anzusehen. Aber das dauerhafte Ausbleiben wie das weniger werden sind wohl Tatsachen deren Ursache verschiedene Gründe haben kann. Sicher scheint nur zu sein das in richtig bergigen Gegenden mit möglichst wenigen Eingriffen von Menschen immer noch größere Ernten möglich sind. Einen Vergleich zur Verfügbarkeit mit z.B. Esspilzen hinkt meiner Meinung nach weil sie weitgehend in unterschiedlichen Habitaten stehen.
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