Psilocybe Germanica?

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misch
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Psilocybe Germanica?

Beitrag von misch »

Hallo liebe Pilzfreunde..


Ich lese momentan mit voller Begeisterung das Buch:


Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.

Von Jochen Gartz


Speziell wird auch der Psilocybe Germanica erwähnt.
Da hier im Forum ja viele auf Germanischem Boden leben,nimmt mich Wunder ob jemand von euch schon Erfahrung mit dem Pilz gesammelt hat?
Eigentlich müsste der ja sicher schon gesichtet worden sein,oder haben eingeschleppte Arten wie der Cyanescens/Azur den "einheimischen " Pilz verdrängt?

Zitat:
Psilocybe germanica Im Herbst 2014 entdeckten wir in Sachsen eine neue blauverfärbende Art auf Holzresten, die mir in meinen über 30 Jahren Feldforschung in Europa und Amerika noch nie begegnet war und auch in den klassischen Schriften zur Gattung Psilocybe nicht beschrieben wurde. Glücklicherweise wuchsen in diesem Herbst in nur einigen Kilometern Entfernung an getrennten Standorten auch die anderen Arten von Holzresten, Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens und Psilocybe bohemica. So war es möglich, durch die Differenzierung des jeweiligen Frischmaterials eindeutig eine neue Art herauszuarbeiten, die wir als Psilocybe germanica GARTZ & WIEDEMANN publizierten. Meist liegen Pilze zum mykologischen Vergleich nur im getrockneten Zustand vor, und jeder, der schon einmal gesehen hat, was beim Verlust von 90 Prozent Wasser von stolzen Fruchtkörpern übrigbleibt, der ahnt, dass hier nur eine ganz begrenzte Anzahl von Mikromerkmalen zur Diagnostik verwendet werden kann.Die Pilze wuchsen am größten Standort in Massen bis hin zu büscheligen Aggregaten. Die Art erscheint im Wachstum ähnlich aggressiv wie die Myzelien von Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens, eine zukünftige Ausbreitung wie bei diesen Arten kann daher künftig auch von Psilocybe germanica erwartet werden. Die neue Spezies konnte bis heute nur in Parks gefunden werden, jedoch erscheint eine Ausbreitung in Wäldern auch in höheren Lagen möglich. Psilocybe germanica kann sowohl auf Rinde mit Erde gefunden werden, wie auch auf einer Vielzahl von Holzresten. Die weißen Rhizomorphen halten zwar auch die Hölzer zusammmen, die Myzelien von Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens sind aber dicker und robuster. Die Pilze erscheinen von September bis November, vielleicht auch im Dezember. Kurze Schneefälle und mehrere Nächte mit kurz unter Null Grad brachten das Pilzwachstum nicht zum Erliegen. Als neue Art zeigt Psilocybe germanica eine einzigartige Kombination aus Makro- und Mikromerkmalen sowie der Biochemie. Die hygrophanen, tiefbraunen Hüte trocknen in eine weißliche Färbung ab. Bei der Entwicklung der Hüte färben sich die dauerhaften Buckel im Zentrum schnell flächig graublau. Im Alter erscheinen auf den Hüten stark blaue Verfärbungen, besonders nach Regen oder bei Frost. Bei Druck auf das weiße Fleisch erscheint sofort eine blaue Verfärbung. Die frischen Pilze haben einen angenehmen, aromatischen Geruch. Der erste Druck auf die weißen Stiele führt sofort zu einer anfänglich grünen Verfärbung, die schnell zu tiefblau wechselt. Grünliche Verfärbungen werden wir dann später bei der Inocybe aeruginascens BABOS wiedertreffen. Die blaue Verfärbung ist weit größer als bei Psilocybe semilanceata und ähnlich der Psilocybe azurescens und Psilocybe bohemica. Aber überraschenderweise sind die Alkaloide in Art und Menge sehr ähnlich denen von Psilocybe semilanceata. Eine Analyse von gemeinsam pulverisierten 80 Pilzen (junge und entwickelte Fruchtkörper) ergab 0,73 % Psilocybin und 0,16 % Baeocystin ohne weiteres Psilocin. Zusätzlich ergab die Dünnschichtchromatographie die Anwesenheit der sechs Spurenstoffe in den Extrakten, die sonst nur bei Psilocybe semilanceata und Psilocybe azurescens vorkommen. Die Analysen zeigten nur eine recht geringe Variation der Mengen an Alkaloiden. Biochemisch stellt Psilocybe germanica in gewisser Weise eine Brücke von den Holzbewohnern wie Psilocybe azurescens zu den Grasbewohnern wie Psilocybe semilanceata dar. Die Sporenbildung ist im Vergleich zu Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens eher weniger üppig. Die Sporen der Lamellen keimen gut auf 4 % Malzagar und die resultierenden weißen Myzelien wachsen außerordentlich schnell. Auch sie blauen bei Druck regelmäßig und verfärben im Alter etwa nach sechs Wochen Kultivierung spontan großflächig. Die Menge an Psilocybin reichte von 0,21 % bis 0,28 % in den Trockenmassen bei fünf Myzelien nach vier Wochen Kultivierung. Es ist zu erwarten, dass durch die moderne Anwendung von Mulch in Parks und Gärten, vor allem in Städten, auch die Psilocybe germanica neben den anderen Arten eine große Zukunft hat und ihren Seltenheitsstatus bald ablegen wird.

Quelle:
Jochen Gartz
Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.
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Selbst Wäscheklammern aus Holz, die achtlos herumlagen, bildeten im Nordwesten Fruchtkörper aus, genau wie altes Zeitungspapier und Pappe.
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tsorp
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von tsorp »

ich meine ostdeutschland wären die gefunden worden, hab das buch auch
Dick Moby

Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von Dick Moby »

"Habit and distribution: Gregarious to cespitose on deciduous on wood chips from various plants, also on bark in mixture with soil and other wood debris. Observed growing is from September to December. Until now, the mushrooms have only been observed to grow in parks."

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/ful ... 2/dta.1795

Hier auch nochmal einige Bilder zu sehen, ist grade genau die Zeit um Parks danach abzusuchen.
Hier ist leider keiner in näherer Umgebung
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misch
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von misch »

Hier ist leider keiner in näherer Umgebung
In meiner Nähe leider auch nicht...Ausser einen Spielplatz in meiner Nähe könnte ich abklappern.Falls der Germane schon in die CH eingeritten sein sollte :lol:
:shroomer:
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mikroleidoskop
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von mikroleidoskop »

Habe dazu leider keine Quelle, aber ich habe gehört das der germanica keine eigene Art ist, sondern die DNA Analyse gezeigt hat, dass es sich lediglich um einen Phänotyp vom psilcyobe bohemica ist.
Dick Moby

Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von Dick Moby »

Das vverlinkte paper ist von 2015, kann mir gut vorstellen, dass durch Wind und selbes Klima die Sporen ihren weg in die Schweiz gefunden haben und auch dort wachsen.

Bezüglich Bohemica.

Ebenfalls aus vorher verlinktem paper:

Figure 3 shows a large fruiting of the new species after a short freezing during the night. Exposure to cold temperature resulted in a strong blueing reaction, sometimes across the entire mushroom. Figure 4 shows various forms and developmental stages of the new species. Compared to Psilocybe bohemica (Figure 5), significant differences were observed. In contrast to Psilocybe germanica, this species had a striate and translucent cap when wet. The caps are deep yellow when wet and often whitish in colour when dry, with some blue zones that do not show any particular structure. In most cases, the caps are not umbonate upon ageing. Whereas Psilocybe bohemica display an easily detectable cortina and stipes that are scattered with fine fibrils, the new species Psilocybe germanica exhibits stipes of more regular shapes that are not curved and occasionally enlarged at the base. In contrast to the new species, Psilocybe bohemica can build up only a few spores in age of the fruiting bodies and often the mushrooms are completely sterile.5, 6
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misch
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von misch »

Ja der Germanica und der Serbica scheinen Variationen des Psilocybe Bohemica zu sein.

Psilocybe Bohemica var. Serbica bzw. var. Germanica
:shroomer:
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misch
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von misch »

Die deutsche Bezeichnung für diesen Pilz ist Blauverfärbender Kahlkopf. Pilzkundigen ist es bis jetzt nicht gelungen, diese Art eindeutig abzugrenzen. Darum wird Psilocybe cyanescens in der wissenschaftlichen Literatur auch Hypholoma cyanescens, Hypholoma coprinifacies, Geophila cyanescens, Psilocybe serbica, Psilocybe mairei, Psilocybe liniformans und Psilocybe bohemica genannt. Der Grund für diese babylonische Sprachverwirrung ist das große Verbreitungsgebiet dieses Pilzes und dessen Anpassungsmöglichkeiten in den verschiedenen Vorkommensgebieten. So gibt es beträchtliche Unterschiede in Form und Farbe des Hutes dieser Pilzsorte.
Zitat:
Alles über Psilos: Handbuch der Zauberpilze
:shroomer:
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אל תשאלו
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von אל תשאלו »

misch hat geschrieben: 8. Nov 2020, 18:00 Ja der Germanica und der Serbica scheinen Variationen des Psilocybe Bohemica zu sein.

Psilocybe Bohemica var. Serbica bzw. var. Germanica
Nein andersherum, Germanica und Bohemica sind Varianten von Psilocybe serbica. Ähnlich wie der Graz und der Moravica. Zusammen bilden sie den Serbica Komplex.

Also Psilocybe Serbica var. Bohemica bzw. var. Germanica.

Gartz hat übrigens Zeitlebens nicht anerkannt das es so ist. Gleiches das P. serbica mit seinen lokalen Varitäten nicht zu den Psylocybe cyanescens Verwandten gehört. Das obwohl bis dato nicht geklärt ist ob Psylocybe cyanescens eine zirkumborreale Art ist oder ursprünglich an der nordamerikanischen Westküste beheimatet ist, wo einige Fakten drauf hindeuten.
Ge'ez ጫት
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HB-A
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Re: Psilocybe Germanica?

Beitrag von HB-A »

Hi Misch

>Ich lese momentan mit voller Begeisterung das Buch:
>Psilocybin - Pilze:
>Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.
>Von Jochen Gartz

lese mal mit wachsamen Augen S. 54 den Absatz unten !

(Dick wird dann wieder wegen der Geldausgabe meckern.. :fever2: )
Bist Du Dir bewußt,
daß es möglicherweise keine objektive Wahrheit gibt ?
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