Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

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rwmg82
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Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

Beitrag von rwmg82 »

Dosierung: 3/4 Hut(getrocknet)
Art der Einnahme: Tee(mit Citronensäure angesäuert und aufgekocht, ca. 20-30 min. ziehen lassen)
Dauer: ca. 10 Std.

:rolleyes: :shroomer:
An einem Sonntag war es dann soweit: den einige Tage vorher zubereiteten, verdichteten Tee, der in einem Schnapsglas Platz hatte, habe
ich auf nüchternen Magen ge-ext. Dann unternahm ich einen ca. 40-minütigen Spaziergang, während dessen Verlauf ich deutliche Anzeichen
der anflutenden Wirkung bemerken konnte, d.h. ich fühlte mich wie alkoholisiert und spürte eine starke Übelkeit(musste mich jedoch nicht übergeben).
Am Ende des kurzen Rundgangs wirkten die währenddessen angetroffenen Menschen fremdartig, aber nicht unangenehm auf mich.
Wieder in vertrauter Umgebung angekommen fühlte ich mich zunächst sehr unwohl und eine dysphorische Stimmung machte sich bemerkbar, darauf folgte eine
starke innere Wärme mit leichtem Schwitzen, visuell nahm ich meine Umgebung zunehmend verschwommen und unscharf wahr.
Jetzt war es Zeit für ein bisschen Musik um mich auf den Trip einzustimmen, ich lehnte mich zurück und wurde plötzlich(vielleicht auch durch die Musik angetriggert) von starker Traurigkeit ergriffen, es folgte ein emotionaler Ausbruch mit Schluchzen und Weinen, im Anschluss fühlte ich mich frei und wie ein unbeschriebenes Blatt bzw. gereinigt. Ich blickte auf meine Hände und meine Fingerspitzen waren auf einmal miteinander verbunden und spiralförmig ineinander verdreht(wie bei einem Seil).
Nun folgte ein Entspannungszustand, beim Schliessen der Augen bemerkte ich zunächst 2-dimensionale gelb-rötliche Muster, die sich tribal-artig
anordneten, also eher spitz als rund aufliefen und auf merkwürdige Art ineinander verknotet schienen. Ich erinnerte mich sehr klar an ein Kindheitserlebnis, wo ich die relativ naive Darstellung eines offenen Feuers mit Buntstiften auf ein grosses Blatt Papier malte, mit Gelb und Rot. Ob das tatsächlich eine reale Erinnerung war,
kann ich im Nachhinein nicht sagen.
Daraufhin folgte ein Höhepunkt der 'ersten Welle', ich befand mich mit geschlossenen Augen in einem riesigen Kuppelraum, deren Wölbungen über und über mit den zuvor
schon wahrgenommenen Tribal-Mustern verziert waren, diese hatten jedoch eine weitere 'tiefendimensionale' Qualität und schienen sich unentwegt zu bewegen, zu vibrieren und zu fliessen, zu leuchten. Es hatte den Anschein, als ob ich mich in einem vierdimensionalen Raum befand. Als das Schauspiel vorbei war, machte ich einen Rundgang durch die Wohnung und traf meine Mitbewohnerin, die ich nur sehr verschwommen erkennen konnte und mir erst einige Minuten später als bizarr verformt einfuhr, wie auf einem Dali-Gemälde.
Schliesslich bekam ich starken Appetit und begann etwas Süßes zu essen, was sehr intensiv schmeckte und sehr genussvoll war.
Ich machte mir einen Becher Kaffee und starrte wie gebannt auf meinen Bildschirm-Hintergrund, der einen Wasserfall auf Island zeigte und auf wunderbare Art zu fliessen schien.
Nach ca. 4 Stunden flaute die Wirkung etwas ab und ich nahm mir eine afrikanische Tontrommel(Udu) und spielte relativ konzentriert für eine Weile.
Danach zog die Wirkung wieder an und ich hatte das Gefühl, dass ein wirbelsturmartiger Sog über meinem Kopf sich auf mich herabsenkte, der ganze Raum begann sich für eine kurze Zeit zu drehen. Ich fuhr also Karussell, nur das nicht ich mich drehte, sondern der Raum sich um mich(Fuck!) und kniff angestrengt die Augen zusammen - zum Glück hörte es bald auf und ich wurde sehr müde.

Also legte ich mich hin und wurde schliesslich von der zweiten Welle erfasst. Mein Körper fühlte sich im Laufe der Zeit bleischwer an, insbesondere Arme und Beine, bis ich mich quasi gar nicht mehr bewegen konnte bzw. auch nicht mehr wollte. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, winzig klein zu werden und beobachtete eine elektronenmikroskopisch gläsern wirkende Milbe, die über mich hinwegstapfte, was ich aber nicht als unangenehm empfand. Ich war eher erstaunt über das ganze Spektakel. Im Anschluss jedoch zwang mich der Pilz zu einer Art 'zwanghaftem Loslassen', es fühlte sich so an als verdichte sich etwas in meinem Körper und wurde ganz stark nach außen gedrückt, schwer zu beschreiben.
Da ich merkte, dass Widerstand relativ sinnlos war, lies ich also locker und wurde mental 'nach oben' gezogen; konnte mich von oben sehen wie ich auf dem Bett lag. Dabei verlor ich jegliches Zeitgefühl und ich hatte das Gefühl an der Zimmerdecke zu schweben. Eine Art 'Energiegenerator' hatte mich fest im Griff und hob mich wie ein Häufchen Erde auf einer Schaufel in die Höhe. Das dauerte eine Weile an, bis ich mich wieder anfing zu bewegen, aufstand und langsam das Gefühl hatte, das der Rausch dem Ende zuging bzw. auch erwartungsgemäß so verlaufen würde. Es dauerte aber noch eine ganze Weile, nämlich bis ca. 10 Uhr abends bis ich langsam wieder klarer wurde. Am nächsten Morgen fühlte ich mich sprichwörtlich wie neu geboren und sehr erfrischt, klar und innerlich gereinigt.

Alles in allem ein richtig turbulenter Rausch, den ich sowohl körperlich als auch emotional als bewegend, streckenweise auch als richtig anstrengend, empfand. Im Vergleich zu Psilocybin ist das im Fliegenpilz enthaltene Muscimol wesentlich schwieriger bzw. gar nicht zu 'lenken', also Vorsicht! Chemisch betrachtet ist es kein klassisches Psychedelikum, sondern ein Delirantium. Safer Use mit Begleitung ist bei mittleren bis hohen Dosen ausdrücklich zu empfehlen. 5-10 frische Kappen können tödlich sein, da es während der zweiten Welle(die auf jeden Fall kommt) zu einer starken Muskellähmung(inkl. Herz) kommen kann. Bei mittlerer Dosierung(kluges Abschätzen vorausgesetzt) für erfahrenere Psychonauten in guter körperlicher Verfassung geeignet(inkl. Erholung in den Tagen danach).
Alle geschilderten Effekte sind natürlich absolut subjektiv und können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. :78: :peace: :heart:
Amanita85
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Registriert: 8. Dez 2022, 13:02
Wohnort: Erde

Re: Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

Beitrag von Amanita85 »

:thumbsupsmileyanim: Vielen Dank, dass du deine Erfahrung hier geteilt hast.
Auch mit dem Hinweis versehen, den Fliegenpilz als unerfahrender Mensch nicht leichtfertig zu konsumieren.
Lg :bye:
Losthighway
Beiträge: 39
Registriert: 2. Dez 2022, 07:37

Re: Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

Beitrag von Losthighway »

Interessant, da sieht man doch mal wieder wie unterschiedlich der Alkaloidgehalt sein kann. Ich hatte mal 4 Hüte (mittelgroß) konsumiert und kaum was gemerkt...

Danke auf jeden Fall für Deinen Bericht!
rwmg82
Beiträge: 2
Registriert: 22. Okt 2022, 23:05

Re: Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

Beitrag von rwmg82 »

Losthighway hat geschrieben: 8. Dez 2022, 19:11 Interessant, da sieht man doch mal wieder wie unterschiedlich der Alkaloidgehalt sein kann. Ich hatte mal 4 Hüte (mittelgroß) konsumiert und kaum was gemerkt...

Danke auf jeden Fall für Deinen Bericht!
Gerne doch - es is sicherlich richtig, dass der Wirkstoffgehalt in der Natur stark schwanken kann. Hinzu kommt, dass *Mensch* unterschiedlich stark
auf dieselbe Dosis reagieren kann. Ich wüsste schon allzu gerne, wie hoch die Dosis jetzt tatsächlich gewesen ist :smiley33.gif:
Florean777
Beiträge: 23
Registriert: 10. Okt 2022, 14:05

Re: Erfahrungsbericht Fliegenpilz(Amanita Muscaria)

Beitrag von Florean777 »

N'Abend,

ein sehr toller Bericht. Auch wenn der Wirkstoffgehalt von Fruchtkörper zu Fruchtkörper komplett unterschiedlich ist, wäre vor allem noch die Angabe in Gramm echt gut, falls das noch nachgetragen werden kann. Damit kann man sich noch einmal etwas besser annähern, was denn nun 3/4 Fruchtkörper ungefähr in Gewicht gewesen sind. Wäre für mich sehr interessant, da ich dieses Jahr auch eine psychedelische Erfahrung mit dem Fliegenpilz machen werde.

Ich selbst habe einige getrocknete Hüte zu Hause. Zusätzlich auch eine 8% Salzlake und eine 40% alkoholische Lösung aus Fliegenpilzen. Diese dienen aber eher gesundheitlichen Zwecken, vor allem bei EBV kann der Fliegenpilz tolle Ergebnisse erzielen.

Danke für den Bericht und Liebe Grüße!
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