Psychedelika in therapeutischer Anwendung

[weejay]

Hallo Leute

Ich bin seit einiger Zeit bereits auf dem Eve and Rave Forum aktiv. Da ich bisher wenig Resonanz bekommen habe, versuche ich es in diesem Forum. Ich bin ein Dokumentarfilmemacher aus Bern und arbeite zurzeit an einem grösseren Filmprojekt, welches sich unter anderem der Frage annimmt, inwiefern sich LSD, Psilocybin, Meskalin etc. eignen für Therapiezwecke. Hierfür bin ich bereits im Austausch mit renommierten Forschern und habe mir über die letzten drei Jahre das nötige Wissen angeeignet. Für den Film werde ich ausserdem an einer Studie teilnehmen und gewisse Substanzen selbst konsumieren. :color: :color:

Meine Frage ist nun, gibt es Leute hier, die ebenfalls positive Erfahrungen gemacht haben? Sei es in Selbsttherapie oder auch an einer Studie teilgenommen haben? Oder es noch vorhaben an einer Studie teilzunehmen? Da ich selber teilnehmen werde, bin ich natürlich sehr froh um Erfahrungsberichte.

[Zebra]

Ich sehe das sehr kritisch, da man weiss wie Medien oft mit solchen doch sehr persönlichen Erfahrungen umgehen.
Einerseits werden solche Erfahrungen benutzt um eine kontra-Drogen Ansicht der FilmemacherInnen zu präsentieren, andererseits manchmal auch das genaue Gegenteil, ohne reflektiert auch darauf einzugehen, wann bestimmte therapeutische Maßnahmen gegenangezeigt sind und wo die Grenzen liegen.
Einen Film zu machen, der weder das eine noch das andere ist, erfordert sehr viel Wissen und eine intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der Thematik von Ansätzen mit substanzunterstützter Therapie über Geschichte inklusive aktuelle Drogenpolitik etc.
Ob 3 Jahre da einfach ausreichen?

Ich habe nicht den Drall mitzumachen bin aber neugierig:
Von welchen renommierten Forschern ist die Rede?
Welche Studie ist das genau?
Wo soll der Film gezeigt werden?

[weejay]

Ich kann deine Skepsis gut verstehen Zebra. Und versichern kann ich es sicher nicht, wie sich der Film entwickelen wird. Was ich jedoch sicher weiss und klar ist, dass ich kein TV Journalist bin, der hier irgend eine reisserische Nummer daraus zu machen versucht. Ich bin seit 20 Jahren Dokumentarfilmemacher für Kino und Fernsehen. Die Thematik meiner Arbeiten sind seit jeher Substanzen jeglicher Art. Meine Einstellung und Haltung zu den verschiedenen Substanzen ist auch relativ klar. Ich halte nicht von jeder Substanz gleich viel. Mein Bruder, der vor zwei Jahren gestorben ist, war z.B. jahrelang Heroinabhängig. Ich selber habe jahrelange Erfahrung mit Cannabis. Über Kokain habe ich einen Film gemacht, der eine klare Haltung vertritt und aufklärt. Jedoch ohne mit dem Zeigefinger auf die Substanz zu zeigen. Vielmehr berichten erfahrene User aus verschiednen Generationen.
In diesem Projekt will ich auf die positiven Auswirkungen von Psychedelika in therapeutischer Begleitung aufmerksam machen. Ich bin überzeugt, dass diese Art Therapie für viele Probleme und Leiden Zukunft haben wird. 3 Jahre hören sich für dich nicht viel an? Eigentlich setze ich mich schon länger damit auseinander. Nur waren die letzten drei Jahre intensiv. Wie gesagt verstehe ich deine Bedenken. Ich erhoffe mir ja hier auch nicht Leute zu bekehren. Ich erhoffe mir Menschen zu finden, die eine ähnliche Einstellung haben, oder vielleicht eine konträre Meinung vertreten. Interessant ist es doch zu erfahren, ob es Leute gibt, die unter Depressionen, Angststörungen, Clusterkopfschmerzen oder Suchterkrankung leiden und in einer art Selbsttherapie mit LSD, Psilocybin o.ä. selber schon positive Erfahrungen gesammelt haben.

Zu deinen Fragen:
- Es sind Forscher von der Uniklinik Basel, wo auch die Studie stattfindet. Ausserdem bin ich in Kontakt mit einem Psychotherapeuten, der in Solothurn seit einigen Jahren erfolgreich Patienten mit einer lebensbedrohlichen Krankheit therapiert. Die Therapie hilft den Meisten die Angst vor dem Sterben zu nehmen, oder zumindest besser mit dem Tod umgehen zu könen. Für mich ist seine Arbeit von grosser Bedeutung. Ich habe auch schon Patienten kennengelernt und bin mit ihnen im Gespräch.
- Es laufen zurzeit unterschiedliche Studien an der Uniklinik in Basel. Ich werde versuchen an zwei verschiedenen teilzunehmen. Bei der einen wird LSD verabreicht und bei der anderen Meskalin in verschiedenen Dosierungen.
- Der Film steht zurzeit in der Entwicklung und wurde sowohl von der kantonalen wie auch von der nationalen Filmförderung (Schweiz) unterstützt. Weiter stehen mir renommierte Regisseure als Mentoren zur Seite. Geplant ist eine Kinoauswertung. Der Film wird aus einer sehr persönlichen Perspektive erzählt.

Es handlet sich also hier nicht um die bekannten plakativen Medien, sondern um einen Autorenfilm, der sehr fundiert recherchiert ist und sehr persönlich erzählt wird.
Ich hoffe das hat deine Fragen beantwortet?

[Zebra]

Ein spannendes Thema.
Ist zwar nicht in der Schweiz, aber in Mannheim an der Universitätsklinik und an der Berliner Charité Universitätsklinik in Zusammenarbeit mit der Mind Foundation gibt es eine Studie in Bezug auf Psilocybin und behandlungsresistenten Depressionen.
Vielleicht findest du dort ProbandInnen, die ihre Erfahrungen teilen möchten.
Soweit ich weiss, ist es die erste Studie ihrer Art in Deutschland, weiters ist die Mind Foundation auch gut mit ForscherInnen, die sich mit psychedelischer Therapie beschäftigen, aus der ganzen Welt vernetzt.
In Österreich scheint es im Hinblick auf psychedelische Forschung, soweit ich weiss nicht wirklich etwas zu geben.

Es gibt bereits sehr interessante Dokus zum Thema, allerdings aus dem englischsprachigen Raum wie z.B. Psilocybin: A New Understanding, Neurons to Nirvana, Trip of Compassion, Dosed 2,...
Ich fände es spannend gäbe es etwas vergleichbares aus dem deutschsprachigen Raum, mit Infos und Berichten zum aktuellen Stand der Forschung dort.

Dass es neuerdings Studien über Meskalin in Zusammenhang mit psychotherapeutischer Arbeit ist interessant, über Meskalin hört man in dieser Hinsicht nicht so viel wie über andere Substanzen.

[weejay]

Lustig, heute um 16:00 habe ich gerade ein Zoom-Gespräch mit jemandem von der Mind Foundation. Ich hoffe da an spannende Personen zu treffen. Danke also herzich für deinen Input!! Auch für deinen Doku-Film-Tipp. Werde ich mir gerne ansehen.
In Basel sind sie mit den unterschiedlichsten Substanzen am Forschen. So wollen herausfinden ob Meskalin an den gleichen Rezeptren andockt wie eben LSD und Psilocybin. Für mich auch sehr interessant, da ich bisher eben nur von den anderen Substanzen in Verbindung mit Therapie gelesen habe. Natürlich gibt es auch noch Forschungen mit Mdma und DMT etc. Aber eben mit Meskalin ist auch für mich neu.
Ich werde auf jeden Fall, bei Bedarf hier im Forum geren auch meine Erfahrungen einbringen.

[HB-A]

Hi,

möchte nur noch auf Torsten Passie hinweisen, der macht Studien in Hannover mit Psilocybin und Depression...

[SmellsLikeTeaN,NSpirit]

Hallo Weejay

Klingt echt spannend was du da vor hast. Ich kann dir empfehlen Milan Scheidegger einmal zu kontaktieren. Ein sehr inspirierender Prof. an der Uni ZH oder ETH. Da bin ich mir nichtmehr ganz sicher. Hmmm hätte ich das vorher gewusst, hätte ich dich informieren können. Am Wochenende war eine Peyote Zeremonie irgendwo in der schönen Schweiz mit Schamanen von den Huicholes. Das hätte für dich spannend sein können....

Vielleicht kann man sich ja mal kurzschliessen... Ich überlasse es dir...

[weejay]

Ich danke euch HB-A und SmellsLikeTeaN,NSpirit für eure Inputs.
Es ist mir bewusst, dass es keine objektive Wahrheit gibt. Die gibt es selten. Aber Ich bin überzeugt, dass der Nutzen in der Therapie vorhanden ist. Wenn man es sich aussuchen kann ob man lieber ein jahrelang Psychopharmaka einnimmt oder doch lieber eine Psycholytische Therapie macht, denke ich, wenn die Therapie erst mal annerkannt wird, liegt die Entscheidung auf der Hand. Weil die Psycholytische Therapie erstens bessere Ergebnisse aufweist und zweitens weniger schädlich für den Körper ist.

Tosrten Passie kenn ich noch nicht. Danke sehr für den Hinweis. Milan Scheidegger ist mir vom lesen bekant. Ich habe gerade gestern seine Kontaktdaten bekommen. So ein Zufall Bekannt ist er mir aber schon länger und auch schon empfohlen worden. Wir können uns gerne mal kurzschliessen. Ich versuche dies über die PM zu tun. Weiss aber nicht ob es geht, da ich ein Newbie bin hier.

[tsorp]

mehr zu passie gibts hier: https://psychedelicstoday.com/2019/07/3 ... chedelics/
wobei der natürlich auch viele deutschsprachige interviews gehabt hat..
aber psychedelics today begleiten mich nu schon mehrere jahre wöchentlich und ich lasse keine chance aus, andere auf diesen genialen podcast hinzuweisen..
es gibt keine zufälle
falls du den film dosed schauen solltest, gäbe es von mir - bezüglich der geschichte deines bruders - eine triggerwarnung..
das schicksal deines bruders könnte natürlich auch unter einfluss von substanzen noch einmal in die hervorkommen..

aber vlt ist das generell ja auch ein inspirationsmotor für dich, überhaupt diese doku zu machen... was wäre gewesen, wenn...

bitte nicht anmaßend verstehen !
ich schreib dir noch ne pm mit einer weiteren intressanten person

[kleinerkiffer84]

Was das psychotherapeutische Potential betrifft, ist meiner Meinung nach Psilocybin die Nummer 1.
Da kommt nichts anderes ran. Ich kenne kein anderes Psychedelikum, dass so heilsam für die Seele ist, wie Psilocybin.
Ich merke bei mir sowohl im Microdosing-Bereich als auch in Trip-Dosierungen einen ausgeprägten antidepressiven Effekt in der Zeit nach dem Trip.
Diesen Effekt merke ich bei 5-MeO-DMT und Ayahuasca auch, aber am stärksten ist das bei Pilzen ausgeprägt. Vielleicht hängt das damit zusammen, weil Psilocybin chemisch so nah verwandt ist mit Serotonin.

Hier übrigends ein gutes aktuelles Video, über das Wundermittel Psilocybin:
https://www.youtube.com/watch?v=0TOHOgOc6ig

In Ländern die schon etwas weiter sind, als hier im versoffenen Deutschland/Österreich, hat man das Potential von Pilzen schon länger erkannt.
Es gibt aus Kalifornien einige wissenschaftliche Arbeiten dazu. Google am besten mal nach magic mushrooms und "longterm life satisfaction".