Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Eine andere interessante Pflanze in Bezug auf Phytoopioide könnte vielleicht Stephania kwangsiensis sein.

Stephania kwangsiensis ist eine in China heimische Kletterpflanze.
Die Wurzeln werden in der TCM gegen Fieber, Schmerz und Durchfall verwendet.
skwangsiensis1.JPG
skwangsiensis2.JPG
75 Alkaloide, welche Aporphin-, Proaporphin-, Protoberberin-, Benzylisoquinolin-, Bisbenzylisoquinolin- Alkaloide und Alkaloide vom Morphin-Typus umfassen, wurden in den Blättern und Wurzeln von Stephania kwangsiensis festgestellt.
table1.jpg
table2.jpg
table3.jpg
Leider scheint es in Europa keine Bezugsquellen für Samen oder Pflanzenmaterial von Stephania kwangsiensis zu geben.
Stephania kwangsiensis scheint auch in China mittlerweile eine seltene Pflanze zu sein, wegen der übermässigen und nicht nachhaltigen Ernte der Wurzeln für medizinische Zwecke.

Die Gattung Stephania scheint aber viele Arten zu besitzen, die reich an Alkaloiden sind, und in der traditionellen Medizin Verwendung finden.
Wie zum Beispiel Stephania rotunda, welche traditionell in Südost-Asien genutzt wird.
S. rotunda enthält ebenso wie S. kwangsiensis Tetrahydropalmatin (Rotundin), welches in China als Analgetikum verschrieben wird.

Daneben enthalten auch die Arten Stephania dicentrinifera, S. yunnanensis var. yunnanensis, S. hainanensis, S. kuinanensis, S. viridiflavens, Rotundin.
Ob diese auch verwertbar sein könnten, weiss ich nicht, wäre aber gut möglich.
Samen wären zumindest von S. rotunda erhältlich.

Extrem reizend wäre es natürlich, Samen von S. kwangsiensis zu besitzen, da diese Art anscheinend bedroht ist, und sich zudem noch medizinisch nutzen lässt.
Zur Toxizität von Stephania kwangsiensis liess sich leider nichts finden.

Der angehängte Artikel zu S. kwangsiensis ist Free Access
Shangguan_et_al-2018-Phytochemical_Analysis.pdf
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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Habe gerade in Erfahrung gebracht, dass die Alkaloide vom Morphin Typus nicht an die Opioid Rezeptoren binden :(
Die schmerzstillende Wirkung kommt wohl anders zu stande.
Werde den Post trotzdem so stehen lassen, auch wenn es hier nicht ganz so hinpasst...
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אל תשאלו
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von אל תשאלו »

Zebra hat geschrieben:Habe gerade in Erfahrung gebracht, dass die Alkaloide vom Morphin Typus nicht an die Opioid Rezeptoren binden :(
Die schmerzstillende Wirkung kommt wohl anders zu stande.
Werde den Post trotzdem so stehen lassen, auch wenn es hier nicht ganz so hinpasst...
So ganz unrecht hast du nicht mit dem was du gepostet hast. Verschiedene Stephania Arten enthalten wie auch Corydalis yanhusuo Tetrahydropalmatin (THP) das, obwohl an anderen Rezeptoren andockt, eine den Opioiden ähnliche Wirkung hat. Stichwort Opiastische Wirkung, also den Opioiden ähnliche Wirkung. Wir hatten das Thema schon mal an anderer Stelle. Interessanter Weise kann man mit THP einen Opioid Entzug abbrechen. Es gibt sogar Stephania Arten die verschiedene Phenantrene bis hin zu gewissen Gehalten an Opioiden enthalten.

Meiner Meinung nach gehört diese Pflanzenfamilie die in der chinesischen Heillehre eine wichtige Rolle spielt gesondert behandelt um ihre Besonderheit heraus zu stellen wie auch in gewisser Weise zu den Phytoopioiden. Das mehr noch als der oft dazu gezählte Giftlattich.
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Arkan
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Arkan »

Leute ihr kommt mit Sachen an mir fehlen echt die Worte was es alles gibt.

Arkan
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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Im Zuge meiner Recherchen zu Mofumbo bin ich auf ein Triterpen gestossen, welches interessant sein könnte.
Mir zumindest war bislang keine Art von Terpen bekannt welches an Opioid Rezeptoren andockt, ausser Salvinorin A.

Interessant könnte in diesem Zusammenhang vielleicht Combretum leprosum sein, aus welchem das Triterpen 3β, 6β, 16β-trihydroxylup-20(29)-ene (TTHL) isoliert wurde.
In einer Studie wurde festgestellt dass Naloxon und andere Opioid-Antagonisten die schmerzunterdrückende Wirkung von TTHL aufheben konnten, was nahelegt, dass TTHL an die Opioid-Rezeptoren binden könnte.
Viel konnte ich bis jetzt noch nicht herausfinden, vielleicht weiss ja einer von euch mehr dazu.
Möglich auch, dass es bei der thailändischen Schwester von Combretum leprosum, Combretum quadrangulare (Sakae Naa), einen ähnlichen Wirkmechanismus gibt?

Ausserdem ist mir noch ein Triterpen vom Ursan-Typus aufgefallen, welches mit leichter Affinität an die kappa Opioid Rezeptoren zu binden scheint.
Ficupanduratin B wurde aus Ficus pandurata (syn. Ficus lyrata) isoliert.
In der TCM wird anscheinend Ficus pandurata gegen rheumatische Schmerzen, Arthritis, Verdauungsstörungen etc. genutzt.
In der traditionellen ägyptischen Medizin werden gewisse Ficus Arten bei Diabetes, niedrigem Bluthochdruck, Husten und anderen Atembeschwerden und auch bei bestimmten Hautkrankheiten angewendet.
Ficus lyrata scheint bei uns eine gewöhnliche Zimmerpflanze zu sein.
Über Toxizität, Nebenwirkungen und genaueres zur traditionellen Verwendung konnte ich bis jetzt nicht viel herausfinden, weiss einer von euch vielleicht dazu näheres?
Bin mir nicht sicher ob ich das Paper zu dieser Studie richtig verstanden habe, es scheint etwas kompliziert geschrieben zu sein und Neurochemie ist nicht gerade mein Gebiet...
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5590819/
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אל תשאלו
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von אל תשאלו »

Echt interessant für mich. Da werde ich mal die aktuelle Datenlage zu durchwühlen. :Hände Klatschen:

Aethiopinon aus Salvia aethiopis dockt ebenfalls am Kappa Rezeptor an. Ich traue mich nur nicht an einen Selbstversuch weil irgendetwas in dem Salbei Lebertoxisch wirken soll. Was und bei wie viel habe ich noch nicht heraus gefunden weshalb ich das Thema Salvia aethiopis vorläufig auf Eis gelegt habe bis ich mehr weiß.

Salvia nemorosa wirkt für mich definitiv Opioid obwohl das kontrovers gesehen wird. Es würde mich stark wundern wenn ich mit meiner Einschätzung daneben liegen würde. Interessant wäre ein Versuch mit anschließender Gabe von Naloxon um mehr Gewissheit zu haben. Leider komme ich da nicht mehr dran um das auszutesten. Und mit einem nemorosa Extrakt präparierte Mäuse möchte ich nun wirklich nicht auf einer heißen Platte laufen lassen. :m037: Da tun mir die kleinen zu Leid für. :angel:
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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Danke für die zusätzlichen Infos, Salvia nemorosa hast du, schon einmal erwähnt, habe mich aber mit dieser Salbeiart bis jetzt noch nicht wirklich auseinandergesetzt.
Eigentlich müsste man meinen, dass es heutzutage nicht mehr notwendig sein sollte zu Gunsten der Medikamentenentwicklung Tierversuche machen zu müssen :/
Eine Möglichkeit wäre sich vermehrt der traditionellen Verwendung von Pflanzen zuzuwenden.
Das sagt zwar wenig aus an welchen Rezeptor ein Stoff bindet, aber oft scheint man gut genug von lange traditionell verwendeten Pflanzen über Wirkungen, Nebenwirkungen und Toxizität bescheid zu wissen, und das ganz ohne Mäuse auf einer heissen Platte laufen zu lassen oder schlimmeres.

Bei Gelegenheit möchte ich mal Combretum quadrangulare antesten, scheint zumindest eher zu bekommen zu sein als Combretum leprosum.
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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Noch eine interessante Combretum Art aus dem Nordosten von Brasilien: Combretum duarteanum.
Es wird in Brasilien volksmedizinisch als Sedativum genutzt und um Schmerzen zu behandeln.
In einer Studie wurde festgestellt, dass die analgetische Wirkung wohl auf einen opioiden Wirkmechanismus zurückzuführen ist.

Eine andere Combretum Art, Combretum calobotrys, wird in Afrika medizinisch genutzt.
Dort werden die Blätter und die Rinde von Combretum calobotrys genutzt um zum Beispiel Bauschmerzen, Schmerzen im Körper, Erkältung, Fieber, mikrobielle Infektionen etc. zu behandeln.
Man geht auch hier davon aus, dass bei der analgetischen Wirkung das opioiderge System involviert ist.

Leider gibt es keine Informationen darüber welche Wirkstoffe genau für die opioide Wirkung verantwortlich sein könnten, noch ausführlichere Informationen zu diesen Combretum Arten.

Laut Spektrum, soll auch Combretum micranthum (Kinkeliba Tee), welche in Afrika auch volksmedizinisch Verwendung findet, beim Morphinentzug zum Einsatz kommen.
https://www.spektrum.de/lexikon/arzneip ... nthum/3150
Eine Bestätigung dafür in wissenschaftlichen Quellen konnte ich nicht finden.

In der Zwischenzeit wurde auch Combretum quadrangulare im Vaporizer angetestet.
Ich weiss nicht ob man von einer "Wirkung" sprechen kann...
Der Effekt war ein angenehmer Druck hinter den Augen und an der Schädeldecke und Hinterkopf.
Eigentlich ein ähnliches Gefühl, wie bei beim vaporisierten CBD :huh:
Definitv wirkungsmässig kein Ziegelstein am Kopf, aber gerade deshalb angenehm zu vaporisieren.
Ich werde noch dem "Combretum Enhanced" eine Chance geben.

Eine sehr interessante Gattung trotzdem.
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אל תשאלו
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von אל תשאלו »

Zebra die Gattung der Langfäden finde ich auch faszinierend und habe mich ebenfalls mit ihnen von Mitragyna speciosa kommend beschäftigt. Später nochmal nach deiner weiter oben stehenden Erwähnung. Neben vielen medizinisch wertvollen Eigenschaften ist mir natürlich die antinociceptive Eigenschaft vieler dieser Arten aufgefallen. Nur habe ich nirgends einen Hinweis gelesen das sie an den Opioid Rezeptoren andocken und damit Opioid sind.

Das in Combretum duarteanum hauptsächlich vorkommende Triterpen Friedelin kommt sogar in vielen Pflanzenarten und sogar im Hanf vor, hat zwar eine Schmerz reduzierende Wirkung aber doch nicht Opioid. Ähnlich verhält es sich mit Combretum micranthum. Ich vermute mal, dass die Wirkung wenn überhaupt der mancher Stephania Arten und der von Corydalis yanhusuo zu vergleichen ist was die Opiastische Wirkung bei Opiat und Opioid Entzügen angeht.
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Zebra
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Re: Natürliche Opioide Substanzen und Phytoopioide

Beitrag von Zebra »

Das Paper mit dem Friedelin habe ich auch gelesen, aber dieses meine ich nicht...
Es kann sein, dass du recht hast, aber die Ergebnisse von manchen Untersuchungen lassen vermuten, dass auch das opioiderge System womöglich bei der Wirkung mit eine Rolle spielen könnte.


Bei Combretum duarteanum heisst es bei Results and Discussion Seite 1393:
Central analgesic action was suggested by the blocking effect of naloxone, a specific antagonist of morphinomimetic receptors.
In der Conclusion Seite 1395:
Its antinociceptive effect probably occurs via central inhibitory mechanisms (opioid system)...

Combretum calobotrys Seite 1574:
Centrally acting analgesics inhibit both phases, while peripherally acting agents inhibit the late Phase. The extract and fractions inhibited the number and duration of paw licking in both phases, with greater effect on the early phase, suggesting they may act through central mechanisms augmented by peripheral actions.
Wenn ich das nicht falsch verstanden habe, umfassen doch zentral agierende Analgetika Opiate bzw. Opioide?

Weitere Untersuchungen zu diesen Ergebnissen konnte ich nicht finden, von daher möglich, dass du trotzdem Recht hast, das Paper mit dem Friedelin Extrakt ist etwas neuer...


combretum duarteanum.pdf
combretum calobotrys.pdf
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