Grüne Nachrichten

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אל תשאלו
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »

Urheimische Heilkraft: Vitalpilze sind groß im Kommen

Vitalpilze sind Pilze, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben.

Dass auch etliche unserer einheimischen Pilze über ein Potential von medizinisch wertvollen Wirkstoffen verfügen, ist unbestritten. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass solche Pilze bislang nicht als Arzneimittel und als eigenständige Therapie zugelassen sind.

Getrocknete Pilze mit Heilpotential, als Pulver oder als Extrakt dürfen lediglich als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Nach dem Deutschen Lebensmittelbuch dürfen dabei keine Heilversprechen abgegeben werden.


Urheimische Heilkraft: Die bedeutsamsten Vitalpilze unserer Wälder und Wiesen

Nachstehende Pilze mit ihren Erkennungsmerkmalen, der Benennung ihrer Heilkräfte und ihrer Zubereitungs- bzw. Verabreichungsmethodik stelle ich nach und nach vor. Die hier angegebenen Wirkungen, die diese Pilze entfalten, sind nur ein Ausschnitt ihres gesamten Wirkungsspektrums.


Birkenporling: Der Magenpilz; bekämpft auch Lebensmittelallergien, Hautunreinheiten, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen

Fliegenpilz: Bekämpft Pfeiffersches Drüsenfieber, Krebs und Rheuma

Glänzender Lackporling: "Pilz des Lebens", revitalisiert, seit Jahrtausenden der Vitalpilz der Chinesen

Judasohr: Bekämpft Arterienverkalkung, Bluthochdruck, Allergien, Infektionen

Pappelritterling: Bekämpft Allergien vom Typ 1, vor allem Heuschnupfen

Samtfußrübling: Stärkt das Immunsystem, bekämpft Bluthochdruck und Allergien

Schiefer Schillerporling: Magen- und Darmpilz, bekämpft Krebs, dämpft Nebenwirkungen von Chemotherapien

Schmetterlingstramete: Bekämpft Krebs, Tumoren, Vergiftungen, bakterielle und Virenerkrankungen

Riesenbovist: Desinfiziert, schließt und heilt Wunden, bekämpft Mandelentzündungen

Nach heutigem Stand gehen Forscher von mindestens 1,5 Millionen unterschiedlichen Wirkstoffen aus, die in unseren mitteleuropäischen Pilzen schlummern.

Jawohl, schlummern. Denn nur ein verschwindend kleiner Bruchteil davon wurde bislang schon in der Medizin oder im Pflanzenschutz zu wertvollen Diensten erweckt. Das macht deutlich, dass Pilze ein unschätzbar wertvoller organischer Rohstoff sind, dessen Erforschung noch in den Kinderschuhen steckt.

Warum haben Pilze derart viele Wirkstoffe? Weil sie so verletzbar sind und sich nicht mit den mechanischen Waffen vieler Pflanzen – Dornen, dicke Rinde – gegen Fressfeinde wehren können. Im Laufe der Evolution lernten sie, sich auf chemischem Wege gegen Feinde zu rüsten. Entweder mit nicht schmeckenden oder mit giftigen Stoffen.

Diese Wirkstoffe müssen nicht zwingend isoliert und von Pharmakonzernen synthetisch nachgebaut werden, um ihre Wohltaten entfalten zu können. Seit weit mehr als 5000 Jahren therapieren chinesische Ärzte und Heiler sehr erfolgreich damit, dass sie Pilze oder deren Auszüge direkt an Patienten verabreichen.

Wichtiges Ziel war und ist dabei immer, das Immunsystem zu stärken, was ein universaler Ansatz von Naturheilverfahren in der ganzen Welt ist. Darüber hinaus können Vitalpilze aber auch bei Vergiftungen, bei Organleiden, bei Verdauungsschwierigkeiten, bei Gelenk- und Gefäßkrankheiten sowie bei vielen Leiden ganz gezielt eingesetzt werden.

So genossen die Chinesen einen gewaltigen Wissensvorsprung nicht nur gegenüber der deutschen, sondern gegenüber der gesamten abendländischen Forschung und Praxis.

http://www.passion-pilze-sammeln.com/he ... pilze.html

http://www.passion-pilze-sammeln.com/vi ... npilz.html

Eine Art Erweckungsdatum für das Thema „Vitalpilze“ markierte der Fund der Gletschermumie „Ötzi“ im Jahr 1991 in den Ötztaler Alpen (Südtirol). Der Mann aus dem Eis, der gemäß der Radiokohlenstoffmethode vor 5250 Jahren lebte, trug in einem ledernen Brustbeutel zwei Birkenporlinge (Piptoporus betulinus) mit sich.

Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass der „Mann vom Hauslabjoch“ genau wusste, warum er ausgerechnet Birkenporlinge bei sich hatte: sie haben eine stark antibakterielle und antibiotische Wirkung. Seitdem dieses nur Experten bekannte Wissen in die Öffentlichkeit drang, nimmt die „Mykotherapie“, also das Therapieren mit Pilzen, in der Naturheilkunde einen rasanten Aufschwung.

Wie der Birkenporling, so eignen sich eine ganze Reihe weiterer einheimischer, d. h. mitteleuropäischer Pilze mit nachweisbarer Heilwirkung bestens für den Hausgebrauch. Das Schöne ist, dass wir einige von ihnen buchstäblich vor der eigenen Haustür finden können. Und wieder einige haben die Annehmlichkeit, uns im pilzarmen Winter zur Suche zu verlocken. Neben dem Birkenporling zählen zum Beispiel der Samtfuß- oder Winterrübling, das Judasohr oder der Schiefe Schillerporling zu ihnen.


Quelle: http://www.passion-pilze-sammeln.com/vitalpilze.html
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Pusemuckel
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von Pusemuckel »

Achja, wollte das Thema "Vitalpilze" auch schon längst mal aufgegriffen haben!
Ich konsumiere seit Oktober letzten Jahres den Glänzender Lackporling (Reishi) gemahlen in Kapselform und hab anfangs wirklich das Gefühl gehabt das es mir gut tut!! Inzwischen ....naja, bin ich auf dem Trip "hängengeblieben" und kann von daher nicht sagen, ob es mir wirklich von Tag zu Tag besser geht.... Kann ich trotzdem nur empfehlen! :good: Ich hab mein Pulver übrigens vom Drachen... :whistle:
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Pusemuckel
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von Pusemuckel »

Übrigens zum Thema Reishi und Influenza: Ich wage mal die Vermutung aufzustellen das es mich ohne Reishi evtl. viel heftiger erwischt haben könnte!!! Reishi wirkt ja antiviral und siehe da
:
Reishi wirkt antiviral und antibakteriell, ist auch hervorragend geeignet bei Grippe
!! http://www.naturundtherapie.at/index.ph ... 527-reishi
Da ich den ja nun wie gesagt schon eine längere Zeit konsumiere, könnte es doch durchaus sein..... weil heute (zumindest jetzt, nachdem ich eine Stunde in reinem Tote-Meersalz gebadet habe) fühl ich mich so als wenn überhaupt nichts gewesen wäre!! :smiley34:
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »

Drinnen im Garten

Gemüse muss nicht mehr vom Feld kommen - ein kleines Zimmer tuts auch. Drei Israelis in Berlin machen es vor.
Von Christoph Cadenbach Illustrationen: Rutu Modan

Bild

Es hat sich etwas verändert auf der Welt im Jahre 2008: Damals, sagen Experten der Vereinten Nationen, lebten zum ersten Mal in der Geschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land – und das werde auch in Zukunft so bleiben. Um diese Stadtmenschen mit frischen Lebensmitteln zu versorgen, müssen jeden Tag Millionen von Lastwagen Milliarden von Kilometern auf den Straßen zurücklegen. Umweltfreundlich ist das nicht. Deshalb stellt sich die Frage, ob es nicht nachhaltiger wäre, zumindest einen Teil der Lebensmittel in der Stadt zu produzieren. Aber wie, bei dem geringen Platz? Wie bekommt sich die Stadt selbst satt?

In einer renovierten Fabriketage in Berlin-Kreuzberg schiebt Guy Galonska einen Vorhang aus durchsichtigem Plastik zur Seite und deutet auf seinen Problemlösungsvorschlag: In dem abgetrennten, etwa zehn Quadratmeter großen Raum stehen hohe Metallregale auf beiden Seiten an der Wand. Auf mehreren Ebenen wachsen Salatköpfe, Basilikum, Petersilie, Koriander, Rote Beten, Lauch, aber auch Gemüse, das nicht in jedem Supermarkt angeboten wird: Portulak zum Beispiel, eine feinblättrige, saftig-sauer schmeckende Pflanze, die man als Salat essen oder zum Würzen verwenden kann.

Die Pflanzen stehen unter violett schimmerndem LED-Licht, aufgereiht auf weißen Plastikboxen. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Pflanzentöpfe in diesen Boxen feststecken wie Weinkorken; die Wurzeln baumeln in den Behältern in der Luft und tauchen am Boden in Wasser – Hydrokultur nennt man dieses System. Es spare bis zu neunzig Prozent Wasser und Dünger, sagt Galonska, weil nichts im Erdboden versickere. Wichtig sei nur, auf den PH-Wert des Wassers zu achten. Er zeigt auf ein Messgerät an der Wand. Optimal sei der Wert zwischen fünfeinhalb und sechs. Die Lufttemperatur solle bei 22 Grad liegen, die Luftfeuchtigkeit bei sechzig Prozent. Pflanzenanbau ist Maßarbeit.

Galonska ist 25 und stammt aus Israel. Vor eineinhalb Jahren hat er gemeinsam mit seinem Bruder Erez und dessen Freundin die Fabriketage gemietet, ausgebaut und die Firma Infarm gegründet. Die Idee war, Methoden zu entwickeln, Gemüse und Kräuter möglichst energieeffizient in geschlossenen Räumen anzubauen. Wie das geht, lasen sie in Büchern und im Internet. Guy hat früher als Koch gearbeitet, Erez war im Filmgeschäft, viel Erfahrung mit der Pflanzenzucht hatten sie also nicht.

Aber mit ihrer Idee haben sie einen Nerv getroffen. Sämtliche Stadtzeitschriften und Hipster-Blogs haben über ihre kleine Firma berichtet. Auch über das angeschlossene Restaurant, in dem sie samstags ihr frisch geerntetes Gemüse zubereiten. »Damit die Menschen selbst probieren können, dass unser Gemüse schmeckt«, sagt Galonska. »Viele denken ja, es wäre irgendwie unnatürlich, was wir hier machen.«

Mittlerweile bieten sie ihre selbst gestalteten Indoor-Gärten auch zum Verkauf an, als maßgeschneidertes Produkt. Die Kunden sind bisher andere Unternehmen. Eines ihrer Hochbeete steht zum Beispiel in einem Berliner Designhotel, dem »25Hours«, am Bahnhof Zoo. Denn die künstlich beleuchteten Gärten sind nicht nur praktisch, sie sehen auch gut aus. Also läuft das Geschäft: Bei Infarm sind sie jetzt nicht mehr zu dritt, sondern zu neunt, und sie haben Investoren gefunden.

Welche Möglichkeiten im Indoor-Farming stecken, wird derzeit vor allem in Japan ausgelotet. Dort hat dieses Jahr die größte mit LED betriebene Gemüsefarm der Welt eröffnet – in einer leerstehenden Sony-Werkshalle. Die Grundfläche der Halle beträgt 2300 Quadratmeter, die Anbaufläche ist zehnmal größer, weil die Pflanzen auf mehreren Ebenen wachsen: eine vertikale Farm. Nach Angaben des Betreibers der Fabrik, des Unternehmens Mirai, werden dort 10 000 Salatköpfe pro Tag geerntet.

Besonders interessant ist diese neue Anbautechnik in Regionen mit schwierigen Umweltbedingungen, etwa in Wüstengegenden – Mirai plant eine Fabrik in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Oder in gebirgigen Ländern wie Japan, in denen man jeden Quadratmeter optimal ausnutzen möchte. Oder eben in Städten. Das angebaute Gemüse hat Bioqualität, es muss nicht gespritzt werden, da Schädlinge unter den künstlichen Bedingungen kaum eine Chance haben.

Ein Problem sind die Energiekosten. Sonnenlicht ist gratis, künstliche Beleuchtung in solchen Maßstäben teuer. Immerhin sind die neuen LED-Leuchten aber heute schon zigfach langlebiger und effizienter als herkömmliche Pflanzenlampen. Die Frage, ob sich das Indoor-Farming durchsetzt, wird durch die technische Entwicklung erst noch entschieden.

In Berlin bauen Guy Galonska und sein Bruder gerade an einer Art Gewächsbox, groß wie ein Kleiderschrank, in deren Seitenwände die LED-Lampen eingelassen sind, damit das Licht auch die unteren Blätter einer Pflanze optimal erreicht. Sie wollen darin Tomaten und Chilis hoch-ziehen. Ein wenig erinnert diese Gewächsbox an die Zelte, die von Cannabiszüchtern für den Indoor-Anbau benutzt werden. Sie sind ja die Pioniere, wenn es darum geht, Nutzpflanzen in der Mietwohnung hochzuziehen.

»Das Beste ist, dass ich ganz genau weiß, was ich esse«, sagt Guy Galonska. »Und es tut gut, umgeben von Pflanzen zu sein, zuzusehen, wie sie wachsen. Das ist sehr befriedigend.«

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Indoor-Gemüse anbauen für Einsteiger
Ein klassisches Anfängergemüse ist der Kopfsalat, der ist pflegeleicht. Die Samen keimen lassen. Eine Plastikbox - etwa 80 cm lang, 40 cm breit, 15 cm tief - bis zur Hälfte mit Wasser füllen und mit speziellem Dünger mischen (zum Beispiel von Bio Nova). In den Deckel der Box Löcher schneiden, die exakt so groß sind wie die Pflanzentöpfe, die darin feststecken sollen, sodass die Wurzeln in die Box hineinbaumeln - und damit ins Wasser. Als Nährboden in den Töpfen eignet sich Kokossubstrat. Das Wichtigste, sagt Guy Galonska, sei dann das Licht. Für rund 150 Euro bekomme man eine vernünftige LED-Lampe. Neben der Box solle man einen kleinen Ventilator aufstellen, der den Pflanzen Luft zuwirbelt: »Die Blätter müssen stimuliert werden, sonst verkümmern sie.« Gute Video-anleitungen findet man auf Youtube unter den Suchbegriffen »Salat« und »Hydrokultur« (beziehungsweise »lettuce« und »hydroponics«).

Für absolute Einsteiger
Wem das alles immer noch zu kompliziert klingt, der sollte es erst einmal mit Keimlingen und Sprossen versuchen. Die sprießen auch ohne künstliches Licht. Als Nährboden empfiehlt Guy Galonska in diesem Fall Agar-Agar, ein Pulver aus Algen (bekommt man im Reformhaus). Mit Wasser gemischt, bildet es eine geleeartige Substanz, die man auf einen Plastikteller schmiert - darauf werden die Samen gestreut. Brokkolikeimlinge, Rucolakeimlinge, Senfsprossen, Kresse - die Auswahl ist groß. Bis die Samen gekeimt sind, muss der Teller im Dunkeln stehen, dann kommt er auf die Fensterbank. Nach etwa zehn Tagen wird geerntet.


http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... -im-Garten
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »

Vertikale Landwirtschaft- Geschmack nach Beleuchtung

Nutzpflanzen ließen sich auch in Hochhäusern anbauen, sofern das Licht stimmt. Ist es das falsche, leidet auch das Aroma. Nun verheißt die LED-Technik ganz neue Möglichkeiten.

Kaum ein Kind mag Rosenkohl. Aber wer weiß heute noch, wie der wächst? Die Getreidefelder neben den Autobahnen sind oft das Einzige, was der Großstädter regelmäßig von der Herkunft seiner Nahrungsmittel mit eigenen Augen sieht. Die Hälfte der Menschheit wohnt heute bereits in der Stadt. Die Metropolen wachsen, die Ackerfläche schrumpft, besonders im asiatischen Raum. Zwar konnte die moderne Agrartechnik die landwirtschaftliche Produktivität erheblich steigern, doch zumindest dieses Wachstum hat Grenzen. Um die Weltbevölkerung von morgen zu ernähren, bedarf es nach jüngsten Schätzungen einer zusätzlichen Fläche von der Größe Brasiliens.

Einen Vorschlag zur Lösung des Problems machte 1999 Dickson Despommier zusammen mit seinen Studenten an der New Yorker Columbia University. Zur Steigerung der Ernteerträge pro Fläche wollen sie Nutzpflanzen vertikal anbauen. Man stelle sich ein Hochhaus vor, in dessen Etagen unterschiedliche Nutzpflanzen wachsen: unten Äpfel und Pfirsiche, darüber Erdbeeren, ganz oben Kräuter wie Thymian, Basilikum oder Minze. Das Hochhaus kann dann mitten in der Stadt stehen, nahe beim Verbraucher. Die anfängliche Idee hat sich heute zu einem interdisziplinären Projekt entwickelt. Bisher ist die Produktion jedoch nur im kleinen Maßstab möglich, etwa in Tokio: Dort baut die Sandwich-Kette Subway ihren Salat schon direkt im Laden an.

Hoffnungsträger LED

Ein Problem der vertikalen Farm ist allerdings die Beleuchtung. Woher bekommen die Pflanzen der unteren Etagen ihre Sonne? Künstliche Lichtquellen werden in der Landwirtschaft durchaus schon verwendet, man denke an den illegalen Hanfanbau, der aus naheliegenden Gründen meist in geschlossenen Räumen stattfindet. Doch es ist teuer, über den Indoor-Äckern ständig das Licht anzulassen, zumal die Ergebnisse oft nicht mit einem Anbau im Sonnenlicht vergleichbar sind.

Leuchtdioden, englisch Light Emitting Diode (LED), könnten die Lösung sein. Leuchtstarke LEDs sind seit 2010 auf dem Markt und heute ein Hoffnungsträger vieler Landwirte. So arbeiten Hersteller wie Philips, Siemens oder General Electric an entsprechend effizienten LED-Produkten, die sich an die landwirtschaftlichen Bedürfnisse anpassen.

LEDs sind Halbleiterelemente und emittieren zunächst nur Licht bestimmter Wellenlängen. Pflanzen, die unter freiem Himmel wachsen, steht dagegen das gesamte Spektrum des Sonnenlichts zur Verfügung. Allerdings nutzen sie davon nur einige Prozent dieses Wellenlängenbereichs, um Photosynthese zu betreiben. Entscheidend für das Pflanzenwachstum sind die roten Spektralanteile zwischen 600 und 720 Nanometer und in geringem Umfang die blauen zwischen 360 und 500 Nanometer. Dieses Licht liefert die notwendige Energie, um mittels des Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll aus Wasser und dem aus der Luft aufgenommenen Kohlendioxid Traubenzucker und Stärke zu produzieren. „Die Interaktion von Pflanze und Licht ist aber deutlich komplexer, als uns das Absorptionsspektrum des Chlorophylls manchmal glauben lässt, und löst je nach Intensität und Zusammensetzung des Lichts unterschiedliche Reaktionen aus“, sagt Nico Domurath, wissenschaftlicher Leiter der Dresdener Integar GmbH, Institut für Technologien im Gartenbau. So verändere sich auch der Geschmack je nach Farbmischung.

Bloß nicht zu viel rotes Licht

Der menschliche Gaumen nimmt in erster Linie das Verhältnis von Säure und Zucker wahr. Je mehr Licht dem Photosyntheseprozess zur Verfügung steht, desto höher ist bei vielen Pflanzen der Glucosegehalt ihrer Früchte - und desto süßer schmecken sie. Allerdings hat nicht jede Pflanzenart die gleichen Lichtbedürfnisse. Es gibt sogenannte Langtagpflanzen wie Getreide oder Erbsen, die lange beleuchtet werden müssen, und Kurztagpflanzen wie Sojabohnen oder Reis, die den Wechsel zwischen Helle und Dunkelheit brauchen. Auch besteht ein Tag aus verschiedenen Phasen: Beginnt er mit einem roten Sonnenaufgang, erscheint das Licht zu Mittag weiß, später folgt die blaue Abendstunde und schließlich die Nacht. Dies muss man berücksichtigen, möchte man bei in geschlossenen Räumen angebauten Pflanzen keine Geschmacksveränderungen riskieren. Schwierigkeiten treten beispielsweise auf, wenn Pflanzen zu viel rotes Licht abbekommen. Zwar gedeihen sie dann schneller, doch ist durch das Fehlen anderer Wellenlängen wie Ultraviolett und Grün der Geschmack beeinträchtigt.

„Die Intensität von blauem Licht beeinflusst vor allem die sekundären Pflanzenstoffe wie Öle, Farbstoffe oder Glycoside“, sagt Susanne Neugart vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt. Blaues Licht ist für das Aroma verantwortlich, aber nicht für jede Pflanze geeignet. Basilikum beispielsweise verträgt es nicht. Das Blau hemmt sein Wachstum und verändert den Geschmack, weil die Konzentration von Phenolen, die für den würzigen Duft und die leichte Bitterkeit verantwortlich sind, durch das Licht vermindert wird. Auch grünes Licht begünstigt die Bildung von Aromen. Mit LED-Technik ist es jedoch im Moment noch schwierig zu erzeugen.

Jede Pflanze hat andere Bedürfnisse

Zumindest bedarf es einer individuell angepassten Lichttechnik. Die Firma Philips wirbt mit einem Lichtrezept, das sie in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten auch schon erfolgreich getestet hat. Es regelt die Helligkeit, das Spektrum, die Lichtverteilung und Dauer der Beleuchtung. Sensoren sollen dabei den Bedarf der Pflanze analysieren und das Rezept automatisch daran anpassen. Ein weiterer Vorteil der LEDs ist ihre geringe Wärmeabstrahlung. So kann man sie nahe an den Pflanzen montieren, ohne Verbrennungen zu riskieren.

Licht ist jedoch nicht der einzige Faktor, der den Geschmack von Obst und Gemüse beeinflusst. Zur Hälfte entscheidet die Sorte, zu einem Drittel die Reife. Der Rest ist bedingt durch Umweltfaktoren, die in geschlossenen Anbausystemen à la Despommier wegfallen. Daher werden neben der Beleuchtung auch die Wasserzufuhr, der Nährstoffgehalt, der CO2-Gehalt der Luft sowie die Temperatur gezielt eingestellt. Das verspricht bessere Erträge, weil der Indoor-Landwirt weder einen Ernteausfall noch einen Schädlingsbefall zu befürchten hat.

Nico Domurath von Integar hält dagegen: Eine völlig stressfreie Umgebung für Nutzpflanzen führe nicht zwangsläufig zu hohen Erträgen mit bester Qualität, sagt er. Einige Stressereignisse förderten durchaus das Wachstum oder die Bildung wichtiger Inhaltsstoffe. So könne eine temporäre Wasserknappheit bei Tomaten eine Stressreaktion provozieren, mit der Folge, dass weniger Wasser gespeichert wird und die Konzentration von Zucker und Geschmacksstoffen zunimmt.

Nun werden Feldfrüchte vorrangig nach der produzierten Biomasse pro Quadratmeter bezahlt. Die wirtschaftliche Rentabilität einer vertikalen Farm ist damit auch von den Kosten der LEDs abhängig. Die Anschaffungspreise seien für die Halbleiterleuchten sehr hoch und die Haltbarkeit noch ungeklärt, wenden Kritiker ein. Befürworter glauben dagegen langfristig an die Senkung der Energiekosten durch LEDs. Fragen zur nötigen Qualität des Lichts und zur Bestrahlungsdauer der Pflanzen sind ebenfalls noch nicht beantwortet und erschweren eine realistische betriebswirtschaftliche Berechnung. Optimisten möchten die Kosten der LEDs mit Einsparungen in anderen Bereichen verrechnet wissen: Im Vergleich zur herkömmlichen Landwirtschaft würden in kontrollierten Anbausystemen etwa 90 Prozent weniger Wasser verbraucht und Transportkosten wegfallen, da die Produktion örtlich nahe beim Verbraucher stattfinden kann. Eine Kühlung in Lagerhäusern sei daher auch nicht mehr notwendig. Das spart Energie.

Guter Geschmack hat seinen Preis

Wahr ist aber auch, dass die Preise für Frischeprodukte in Deutschland in Relation zum Durchschnittseinkommen auf einem sehr niedrigen Niveau liegen, sagt Domurath. Jährlich werden in Deutschland etwa 100 Kilogramm Obst und 96 Kilogramm Gemüse pro Kopf verzehrt. Die heimische Landwirtschaft kann den Obstbedarf zu einem Fünftel decken (Äpfel und Erdbeeren), den Gemüsebedarf zu einem Drittel (Möhren, Kohl, Zwiebeln und Salate). Der Rest wird importiert. Innerstädtisch produziertes Essen wäre im Vergleich zu den Importen noch sehr teuer und würde von deutschen Kunden daher nicht gekauft werden. Und für einen besseren Geschmack gibt man zumindest hierzulande selten mehr Geld aus.

http://www.faz.net/aktuell/wissen/physi ... 70073.html
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Pusemuckel
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von Pusemuckel »

Danke für den Beitrag @ chronic!! Zum Glück ist in dem Artikel nicht von Paprika unter LED's die Rede.......

OK, ich muß runter in die Klimakammer und nach den Paprika-Pflanzen schauen.... :angel:
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »



Info zum Video:

Schwebende Quellen: Wo es keinen Regen aber Nebel gibt, können Nebelkollektoren Trinkwasser aus der feuchten Luft sammeln. Bisherige Konzepte waren allerdings sehr windempfindlich. Die WasserStiftung hat nun eine deutlich stabilere Version entwickelt: den CloudFisher.
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »

Veränderung kommt mit dem Wind

In Mals, einem Dorf in Südtirol, gelang die europaweit erste Volksabstimmung gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.

von Jane Kathrein

Ein eisiger Wind bläst Ende Januar durch Mals. Wer kann, geht in Deckung, wartet ab, bis das Schlimmste vorbei ist. Wer draußen bleibt, zieht sich eine Schicht mehr an, so wie Ulrich Veith. Der Bürgermeister der 5000-Seelengemeinde im Oberen Vinschgau trotzt den Gewalten. Es gebe nicht viele Bürgermeister in Südtirol, die derzeit mit ihm tauschen wollten, meint der Gemeindevater. Als überzeugter Demokrat müsse er dafür einstehen, dass seine Bürgerinnen und Bürger eine unbequeme Entscheidung getroffen haben.
Was ist geschehen in dem idyllischen Dorf am Fuß des Reschenpasses? In einer europaweit einzigartigen Volksabstimmung sprachen sich bei einer Wahlbeteiligung von fast 70 Prozent mehr als 75 Prozent der Wählerinnen und Wähler für eine Landwirtschaft aus, die ohne Pestizide arbeitet. 2377 Malser wollen kein Gift mehr im Heu. Sie wollen kein Gift mehr in den Kräutern. Sie wollen kein Gift mehr auf dem Schulhof. Sie haben es satt.
Günther Wallnöfer war einer der ersten, der sich empörte. Der Biobauer bewirtschaftet rund 20 Hektar Grünland und ist damit einer der größten Landwirte der Gegend. Kleine Felder und viele Grundbesitzer bestimmen bis heute die Vinschgauer Landschaft.
»Vor sechs Jahren wurde die erste ›Apfelanlage‹ neben mein Grundstück gestellt«, beginnt der Biobauer von seiner Region, die zunehmend vom industriellen Obstbau erobert wird, zu erzählen. Er war besorgt, wie oft der Spritzenwagen das Monokultur-Gelände einnebelte. »Im folgenden Jahr habe ich mein Heu auf Pestizidrückstände prüfen lassen.« Das Ergebnis war ernüchternd: Alle drei Schnitte waren unbrauchbar. Selbst für die konventionelle Landwirtschaft wäre das Gras zu stark mit giftigen Spritzmitteln belastet gewesen. Die deutsche Toxikologin Irene Witte kommentierte die Proben: »Teilweise gehört das Futter auf den Sondermüll.« Pestizidwolken aus den Apfelanlagen treiben auf Bioanbauflächen und in private Gemüsegärten, getragen von der Thermik in den Alpen und stetigen Winden.
Günther Wallnöfer suchte das Gespräch mit seinen Nachbarn. Schließlich wurden Grundstücke getauscht, Wallnöfers Problem schien gelöst. Inzwischen waren jedoch sechs weitere Apfelanlagen in der unmittelbaren Umgebung entstanden – Monokulturen, ­deren Bewirtschaftung auf maximalen Ertrag ausgerichtet ist.
Aus dem Süden, wo es wegen des Klimawandels zunehmend wärmer wird, strecken immer mehr Obstbauern ihre Fühler nach Mals aus. Das nördlich gelegene, inneralpine Trockental scheint geradezu ideal für den Anbau von Äpfeln und Kirschen. Günther Wallnöfer spricht von intensiven Grundstücksverhandlungen, großen Geldsummen. Dann berichtet er von zwei großen »Skandal-
anlagen«, die demnächst als Monokultur-Plantagen gepflanzt werden sollen. Wer wisse schon, wie viele noch kommen und welche Spritzmittel dort eingesetzt werden, blickt der Vater einer Zweijährigen sorgenvoll in die Zukunft. Wer in Südtirol als Landwirt auf Obstbau umstellt, braucht dafür kein Genehmigungsverfahren.

Aufklärung und Gespräche bereiten den Boden
»Alle Formen der Landwirtschaft sollen nebeneinander betrieben werden können«, betont Johannes Fragner-Unterpertinger, Apotheker in Mals. »Die Freiheit des Einzelnen hat aber ihre Grenzen am Recht des Nächsten.« Er ist Sprecher des Komitees der Initia­tivgruppen, die sich für ein pestizidfreies Mals starkmachen. Seit vor rund zehn Jahren die Diskussion um die Spritzmittel der Obstplantagen erstmals im Ort hochkochte, leisten Bürgerinnen und Bürger Aufklärungsarbeit.
Was für die Ablagerung von Giftmüll gilt, das müsse doch auch für den Einsatz von Pestiziden gelten, fordert das Komitee. In einem Manifest formulierten Ärzte, Biologen, Tierärzte und Apotheker 2013 den Wunsch nach einer pestizidfreien Landwirtschaft. 51 Gesundheitsexpertinnen und -experten aus der Gegend unterschrieben auf Anhieb. Auf der Malser Heide sei es unmöglich, Spritzmittel ohne kilometerweite Abdrift auszubringen, erläutert Johannes Fragner-Unterpertinger, der bereits in zweiter Generation die Apotheke führt, die Problematik. Wer den Blick über die Landschaft schweifen lässt, bemerkt sofort: Die Bäume wachsen hier schief, der Wind weht konstant von Norden nach Süden.
Rückstände von neun Stoffen, darunter Captan und Glyphosat, konnten im Juni 2013 in den Grasproben aus der Nähe einer Grundschule nachgewiesen werden. Der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel, wo die Proben im Auftrag der Umweltschutzgruppe getestet wurden, sieht diese Entwicklung mit Sorge: Er könne bei solchen Rückstandwerten Hautreizungen und Probleme der Atemwege bei Schülerinnen und Schülern nicht mehr ausschließen. Über die Wechselwirkungen der Giftstoffe im Cocktail wisse man heute nur wenig, meint Johannes Fragner-Unterpertinger und gibt zu bedenken: »Kein Arzt würde mit einem Fässchen herumfahren und gesunde Menschen mit Antibiotika besprühen. Warum darf das mit Pestiziden geschehen?«
Günther Wallnöfer, der auch stellvertretender Obmann des Anbauverbands Bioland ist, reiste mit den Ergebnissen der toxikologischen Untersuchung zu Vertretern des Bauernbunds und zum Landeshauptmann nach Bozen. Er wollte den Weg des Gesprächs gehen, fühlte sich aber nicht wirklich ernstgenommen. Zwar wurde auf seinen Anstoß hin vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg in Laatsch ein Testfeld neben einer intensiven Obstanlage eingerichtet, um die Abdrift der Spritzmittel zu messen – aber offizielle Ergebnisse dazu gibt es bis heute nicht.
Wenn Aufklärung und Gespräch nicht weiterführen, bleibt nur ein Weg: der Sprung auf die politische Ebene. Bis es soweit war, ging einige Zeit ins Land. Der Antrag auf die Abhaltung einer Volksabstimmung zu Pestiziden wurde erst im Dezember 2013 im zweiten Anlauf genehmigt; die Malser holten sich dazu juristischen Beistand, um allen gesetzlichen Bestimmungen gerecht zu werden.

Der Bürgermeister macht sich stark, der Gemeinderat blockiert

Gelbe Sonnenblumen begegnen uns auf dem Januar-Spaziergang durch Mals. In ihrem Zentrum steht in großen Buchstaben JA. Die Bürgerinnen und Bürger wollen, dass dem ­Abstimmungsergebnis Taten folgen. Deshalb lachen uns auf den Asphaltstraßen Sonnenblumen – das Symbol ihres Protests – entgegen. Von Zaunpfählen und Balkonen wurden sie inzwischen entfernt. Erstaunliche 69,22 Prozent Wahlbeteiligung verzeichnete die Abstimmung im September 2014 – für ­Bürgermeister Ulrich Veith eine Bestätigung, dass die Menschen vor Ort ihre Zukunft mitgestalten möchten. Inspiriert hat die Malser bei der Organisation des Referendums auch die Gemeinde Malosco im Nonstal in der Provinz Trient, deren Satzung das Ausbringen von Pestiziden ab einer bestimmten Gefahrenklasse verbietet.
Der Wunsch nach Beteiligungsmöglichkeiten bei der Gestaltung einer enkeltauglichen Zukunft wird in Südtirol immer stärker. »Wir haben in Mals schon seit 2012 ein innovatives Statut, durch das wir viel Bürgerbeteiligung und Bürgerentscheidung zulassen«, erklärt Ulrich Veith. »In Italien ist normalerweise über eine Volksabstimmung keine Änderung des Gemeindestatuts möglich. Wir haben im Mai 2012 in unserer Satzung festgelegt, dass eine Volksabstimmung bindenden Charakter hat, nur muss der Gemeinderat diese Entscheidung noch bestätigen.« Dass sich nun die Gemeinderäte dagegen wehren, den Volkswillen in ihrer Satzung zu verankern, verursacht bei Ulrich Veith Kopfschütteln. Nur neun Ratsmitglieder stimmten dafür, einer war dagegen, fünf enthielten sich und fünf blieben der Sitzung fern. Die nötige Mehrheit konnte auch im zweiten Anlauf im Januar 2015 nicht erreicht werden.
Viele Interessenvertreter und wenige Volksvertreter säßen im Gemeinderat, klagen die Malser. »Nicht nur bei den Biobauern war die Enttäuschung über die Ablehnung im Gemeinderat groß«, berichtet Günther Wallnöfer, »sondern auch konventionelle Viehbauern sehen ihr Futter durch die Spritzmittel bedroht«. Offenbar aus Angst, das Malser Beispiel könnte Schule machen, wurden viele ­Gerüchte gestreut, etwa dies: Die Abstimmung falle überhaupt nicht in die Zuständigkeit der Kommune und sei illegal. Einigen Gemeinderatsmitgliedern war dieser Druck zu groß – so erklären sich vermutlich die vielen Enthaltungen.
Ulrich Veith sieht im Ergebnis der Abstimmung jedoch einen klaren Auftrag. »Das Volk ist der Souverän. Über eine Volksabstimmung kann man sich doch nicht hinwegsetzen, wenn diese rechtlich bindend ist.« Außerdem sei in Italien der Bürgermeister als oberstes Organ auch für Gesundheit zuständig und deshalb zum Einschreiten verpflichtet, wenn Ackergifte in Schulhöfe und private Gärten gelangen, argumentiert er. Wie belebend direkte Demokratie auf den einzelnen wirken kann, erlebte Ulrich Veith in der Schweiz. Vor seiner Wahl zum Bürgermeister vor fünf Jahren pendelte der Süd­tiroler täglich zum Arbeiten in das Nachbarland.
In Mals warten nun alle ab und forschen, welche Möglichkeiten es gibt, weiterzuarbeiten. Die Gemeinderatswahlen im Mai könnten die Wende auf politischer Ebene bringen. Entscheidend wird sein, wer sich aufstellen lässt, hört man in Mals. Eher unwahrscheinlich sei, dass die derzeitigen Gemeinderäte ihre Meinung änderten. Verschiedene Initiativgruppen, die der Volksabstimmung zum Erfolg verholfen haben, wollen weiter aufklären. Hinter sie stellt sich auch der Bürgermeister, der sich weit aus dem Fenster gelehnt hat und derzeit von vielen Seiten angegriffen wird.

Wie sich Meinung bildet
Eines Nachts im Januar 2015 versammelten sich vor dem Rathaus dunkle Gestalten. Kapuzen und Mützen tief in die Stirn gezogen, pinselten sie gelbe Zahlen auf das Kopfsteinpflaster, eine für jede JA-Stimme, insgesamt 2377 – so viele Malser hatten sich für eine pestizidfreie Landwirtschaft ausgesprochen. Zu sehen sind davon jetzt nur noch Fragmente. Denn der Bürgermeister ließ die Zahlen am Morgen wegschrubben, nachdem im Rathaus die Wogen hochgegangen waren.
»Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht zersplittern«, warnen die Frauen von »Hollawint – Netzwerk für nachhaltiges Leben« vor dem, was sie als größte Gefahr für die Bewegung der Pestizidkritiker betrachten. Wie wurde es überhaupt möglich, für die Volksabstimmung so viele Malser zu einem »Ja« zu bewegen? Die Zusammenarbeit von Initiativen wie Hollawint, Adam und Epfel, Kornkammer Vinschgau, Bund Alternativer Anbauer und der Umweltschutzgruppe funktio­niert seit Jahren. »Jede hat ihre Stärken und ist in ihrem Bereich aktiv geworden«, beobachtete Ulrich Veith.
In Vorträgen und Gesprächsrunden klärten die Gruppen über die Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auf die persönliche Gesundheit, die Tierwelt und das gesamte Ökosystem auf. Die ersten Schritte auf diesem Weg liegen bereits mehr als zehn Jahre zurück. Mit dem Wissen über diese Gefahren wuchs auch der Mut, etwas zu verändern. Die Friseurin Beatrice Raas zum Beispiel erfuhr in einem Vortrag, welche Chemikalien täglich durch den Abfluss in die Umwelt gelangen. Sie stellte daraufhin ihren Salon auf biologisch abbaubare Produkte um – doch was könnte man gegen Ackergifte ausrichten? Als ihre Umweltschutzgruppe darauf keine Antwort fand, rief sie die Frauen aus dem Dorf zu Hilfe – die Internetplattform Hollawint.com mit Fakten rund um den Pestizideinsatz war geboren. Das Friseurgeschäft wurde zum Ort, an dem sich die Malser austauschen.
Nach vielen Gesprächen reifte die Idee einer Volksabstimmung. Im Februar 2013 gründete sich ein »Promotorenkomitee«, das die Umsetzung vorantrieb. Dynamik in den Prozess brachte vor allem eine Serie von offenen Briefen an den Malser Bürgermeister, berichten die Gründerinnen von Hollawint – der Name bedeutet im Hochdeutschen so viel wie »Aufgepasst!«. Die Briefe ermahnten den Stadtvater, sich um die Gesundheit der Gemeindemitglieder zu kümmern. Das Lokalblatt »Vinschger Wind« druckte alle 60 Briefe ab. Damit war öffentlich, auf wen man mit Ideen zum Thema Pestizide zugehen konnte. Doch wie eine solide Mehrheit schaffen?
Freunde aus Belgien erzählten bei einem Besuch im Dorf von einer Transparent-Aktion, mit der die Bevölkerung von Antwerpen den Bau einer Stadtautobahn abwehren konnte – überall hatten damals Plakate den Bürgerwillen kundgetan. Das könnte auch in Mals funktionieren, sagten sich die Frauen von Hollawint. Viele Leute aus dem Dorf spendeten dafür Leintücher, gemeinsam wurde an den Texten gefeilt. Schwieriger sei es gewesen, Orte zu finden, an denen die Transparente aufgehängt werden konnten, denn Meinungsverschiedenheiten zum Thema spalteten zum Teil die Familien. So mancher hatte Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen des Volksentscheids, denn die Betreiber der Apfelanlagen sind Arbeitgeber und Kunden mit mächtigen wirtschaftlichen und politischen Kontakten. Doch schließlich prangten 300 Transparente an Zäunen, Fenstern und Wänden.
»Wir haben schon zwei Abstimmungen hinter uns – eine zum Bau eines Wasserkraftwerks und jetzt diese«, berichtet Ulrich Veith und betont: »Man spürt teilweise noch die Fronten. Wir brauchen eine gute Gesprächskultur, wenn wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln wollen.« Sich zu streiten, ohne sich zu verachten, sei sehr wichtig. Dazu kann Günther Wallnöfer eine Anekdote erzählen: Als er heiratete, war so mancher zum Fest geladene Pestizidbefürworter überrascht. Sie dachten, der Bauer würde nur noch mit »den Grünen« verkehren. Er schmunzelt: »Warum sollte ich mir neue Freunde suchen, wenn ich mit den alten jeden Tag zu tun hab?«

Unterstützung aus aller Welt
Nach dem überwältigenden Abstimmungsergebnis trafen Solidaritätsbekundungen aus aller Welt und der Nachbarschaft in Mals ein. Hunderte Landwirte aus ganz Italien wollten sogar zu Besuch kommen, um ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, erzählt der Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger. Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva hat den Malsern eine Grußbotschaft geschickt, und das Echo in den internationalen Medien war groß. »Das bestärkt uns auf unserem Weg«, bedankt sich Ulrich Veith. »Aber verändern können nur wir Malser etwas. Über Ratschläge, welche Strategien jetzt weiterhelfen können, freuen wir uns selbstverständlich.« Selbst wenn das Pestizidverbot in den Gemeindestatuten steht, wird der Streit noch nicht zu Ende sein: Die Pestizidhersteller könnten dagegen klagen, die EU könnte einwenden, dass zugelassene Mittel nicht einfach verweigert werden können. Dabei berufen sich die Malser auch auf die EU: Seit 2014 erlaubt sie einzelnen Ländern ein Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen aus »Umweltschutzgründen«. Die Mitgliedsstaaten erhalten damit viel Autonomie. Dieses Recht fordern die Malser jetzt in Bezug auf Pestizide ein.
Wenn Günther Wallnöfer träumt, sieht er eine Modell­region Mals, in der nach Methoden angebaut wird, wie sie schon seine Vorfahren und deren Vorfahren kannten. Damit ist er nicht allein: die Gemeinde Malosco ist seit 2011 pestizidfrei. Das Spritzmittelverbot wurde gegen alle Widerstände durch sämtliche Instanzen bis zum Staatsrat durchgefochten. Die Gemeinde hat Recht bekommen. Ob solche Gemeinden in Südtirol ein Vorbild für ganz Europa werden können? Das Wunder von Mals wurde unlängst in Schottland diskutiert. Schmetterlingsforscher aus aller Welt haben sich dort getroffen und festgestellt, dass das Widderchen bereits aus den intensiven Obstanbaugebieten verschwunden ist. Schmetterlinge sind wie Bienen biologische Indikatoren für den Gesundheitszustand eines Gebiets. Für das nächste europäische Treffen 2016 wollen die Schmetterlingsforscher nach Mals reisen. Dort zieht das Widderchen noch seine Kreise. •


Jane Kathrein (37) hat Geografie und Umweltwissenschaften studiert und arbeitet als freie Journalistin. Die langjährige Yoga-Schülerin gibt den wertschätzenden Umgang mit unserer Erde auch an ihren sechsjährigen Sohn weiter, zum Beispiel beim Anbau auf einem Gemeinschaftsacker.

Der Protest gegen Pestizide wächst:
Internet
http://www.hollawint.com
http://www.pan-germany.org
http://www.ackergifte-nein-danke.de
Literatur
Ute Scheub: Ackergifte? Nein danke! Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. thinkOya, 2014


http://www.oya-online.de/article/read/1 ... _wind.html
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אל תשאלו
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Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von אל תשאלו »

Augen auf beim Saatgut kauf folgende Firmen benutzen Saatgut von MONSANTO.

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Pimmelschilz
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Registriert: 17. Jul 2014, 17:32

Re: Grüne Nachrichten

Beitrag von Pimmelschilz »

na super. hab gerade eine tüte kakteen-tropenmischung von sperli zum keimen gelegt :wut:

traumzerstörer! :m037: :m037: :m037:

aber vielen dank für die info! :98:
ist schon gut wenn man weiß was man besser nicht kaufen sollte!
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