Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

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hand
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Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von hand »

Was mich an dieser Stelle interessieren würde ist eure Erfahrung mit kurz (wenige Minuten) und lang (mehrere Stunden) anhaltenden psychedelischen Erfahrungen. Was sind die Vor- und Nachteile, was bevorzugt ihr und warum?

Wie gut lässt sich eine kurze, intensive Erfahrung verarbeiten und integrieren, wie hoch ist der Erfahrungswert?

Können mehrere Stunden andauernde Sessions der Dauer wegen gerade zum Schluss hin übermäßig anstrengend werden?

Beispiele wären gerauchtes vs. gekautes Salvia, bzw gerauchtes DMT vs. oral aktiv gemachtes oder Pilze.
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Herr von Böde
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von Herr von Böde »

Darüber mache ich mir auch grade Gedanken.

Über Deine letzte Frage bin ich mir noch am klarsten, darum fange ich damit mal an.

Lange Reisen finde ich fast nur bis zum Erreichen des Peak anstrengend oder solange wie ich im Stande bin zu denken und zu grübeln.
Solange ist doch immer die Frage irgendwo im Hinterkopf :" Wohin führt das?" Sobald entweder die Denkfähigkeit verloren gegangen ist oder klar wird das keine Wirkungszunahme mehr stattfindet bin ich eigentlich immer sehr unangestrengt weil Gelassenheit eintritt.
Ich kann mich an nur wenige - dann immer ehr emotional unangenehme Reisen - erinnern bei denen ich schon wieder sehr orientiert war aber CEVs und OEVs die die entsprechenden Emotionen chrackteristisch untermalten und auch weiter befeuerten sehr nervig waren.
Also ja sie können für mich zum Schluß anstrengend sein aber nicht "grade" am Schluß und auch nur dann wenn die ganze Reise schon nicht die reinste Freude war.
Sobald ich eine deutliche Verflachung feststelle bedaure ich es oft das der Peak vorbei ist, das ist ein bisschen aber nicht sehr anstrengend, 2-3h späten (auf Pilze bezogen) geniese ich aber meist den beginnenden Afterglow und hab längst akzeptiert das es für diesesmal vorbei ist.

Für die beiden andern Fragen habe ich eigentlich zu wenig Erfahrung mit kurzwirksamen Substanzen, mit Salvia habe ich bisher er so an der Oberfläche gekrazt.
Beim DMT habe ich es als etwas störend empfunden das ich irgendwie gar keine Zeit hatte mir über meinen Zustand klar zu werden. Das mag aber auch sehr an den von der Wirkdauer unabhängigen Wirkeigenschaften der Substanz liegen, es könnte auch die "typische DMT Beschleunigung" gewesen sein.
Ich kann das noch nicht recht beurteilen.

Eins ist auch klar:
Sind unangenehme Erfahrungen mit langwirksamen Substanzen bei mir ehr die Ausnahme (das war zu Anfang, allerdings auch ganz anders) hatte ich mit kurzwirsamen Substanzen bisher kein wirklich schönes Erlebnis, es ist alles sehr sehr "befremdlich".
Vielleicht hat KK auch sehr Recht und ich hätte mich gleich zu Anfang "abschiessen" sollen (wie es mir mit Pilzen damals passiert ist) und hadere jetzt mit unnötigen Ängsten.
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kleinerkiffer84
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Das ist eine wirklich interessante Frage über die ich auch schon viel nachgedacht habe.
Ich persönlich bevorzuge Psychedelika mit kurzer und heftiger Wirkung. Salvia, DMT, 5-MeO-DMT und Cannabinoide, dass sind so meine Lieblingsdrogen unter den Psychedelika.
Ich rechne Cannabinoide auch zu den kurzwirksamen, denn der wirklich heftige Peak dauert bei den meisten auch kaum länger als 1 Stunde.

Warum das so ist, kann ich nicht objektiv begründen, da auch hier vieles Geschmacksache ist. Das hat sich im Laufe der Jahre so ergeben, dass mir diese Drogen sehr gut gefallen und diese gleichzeitig glücklicherweise auch noch reichlich verfügbar sind. Deshalb habe ich bestimmt 10 Jahre lang fast nur kurze und starke Psychedelika konsumiert.

Zu den länger wirksamen Psychedelika bin ich erst in diesem Jahr wieder gekommen, durch 2C-B und 5-MeO-MiPT. Auf der ToDo Liste bei den langwirksamen stehen auch noch 2C-E und 4-HO-MET.
Es ist schwierig zu beantworten welcher der beiden Psychedelika-Typen jetzt wirklich besser/schlechter ist. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, jedoch sind mir jetzt beim direkten Vergleich auch ein paar ganz klare Vor- und Nachteile beider Typen aufgefallen.

Ein Vorteil den die kurzwirksamen haben ist erstmal, dass man nicht viel Zeit einplanen muss. Das ist ein Trip den man mal eben spontan an einem Abend machen kann, natürlich bei korrektem Set und Setting.
Quasi ein Trip für die "Mittagspause". Kurz, heftig, schnell wieder vorbei. Ein Ausflug in ferne Dimensionen, den man spontan mal machen kann. Genau so eine Art zu trippen finde ich reizvoll, idealerweise noch nachts in der Natur. Ein ganz entscheidender Nachteil ist, dass es bei den kurzwirksamen ausserordentlich schwierig ist, die Informationen die man am Trip erhält, in den Alltag mitzunehmen und in irgendeiner Form festzuhalten. Das ist wirklich schwierig, weil eine gewisse Amnesie einsetzt. Nach einem DMT- oder Salviatrip ist es oft so, als hätte man einen Film gesehen, kann sich aber nur an die Vorschau erinnern.
Dann ist es viel Puzzlearbeit, die Informationen die man am Trip erhalten hat, irgendwie wieder zusammenzusammeln und in Worte so abzubilden, dass man die Erfahrung möglichst konservieren kann.
Wie ich rausgefunden habe, ist der Grund, warum hier eine gewisse Amnesie vorliegt, der, weil am Peak das Ego nicht mehr vorhanden ist. Das Ego ist es nämlich, welches im normalen Alltag sämtliche Bewusstseinseindrücke die wir erhalten, benennt, validiert, bewertet, mit bereits bekanntem abgleicht und geordnet abspeichert. Diese Funktion ist bei einem Durchbruch auf DMT oder Salvia weg.
In dem Moment, in dem man alles verstanden hat, ist das Ego nicht mehr da um es zu begreifen -> das ist meiner Erfahrung nach ein großer Nachteil von kurzwirksamen Psychedelika.

Bei den langwirksamen Psychedelika ist erheblich mehr Planung nötig. Da stellt sich die Frage: Was macht man zb. 5,6 Stunden lang während man trippt?
Möchte man die ganze Zeit sitzen,liegen, eventuell Musik hören, vielleicht mal einen Spaziergang unternehmen?
Das sind alles Dinge die man im Vorfeld planen muss, dh. sie sind ein deutlich grösserer Zeitfresser und erfordern mehr Planung.
Ein großer Vorteil ist, dass in der Regel keine so starke Amnesie auftritt, weil die Wirkung vergleichsweise sanft, wie sanfte Wasserwellen die einem überspülen, kommt.
An alle meine bisherigen Trips mit 2C-B und 5-MeO-MiPT kann ich mich glasklar erinnern. Dafür ist aber die Wirkung auch wieder ganz anders.
Das kommt dann auf den Anwendungszweck an, den man möchte. Wenn man unser bekanntes Raum-Zeit Gefüge verlassen möchte und in eine absolut andere Sphäre abtauchen möchte, sind kurzwirksame das geeignete Mittel, jedoch mit dem Kompromiss das das Erlebte kaum in Worte gefasst werden kann. Für psychotherapeutische Zwecke, für persönliche Problemlösung, sind langwirksame, introspektive Psychedelika eindeutig geeigneter, weil man hier sehr viel bewusster und gezielter in der Erfahrung arbeiten kann.
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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Leuchtkugel
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von Leuchtkugel »

Lang vs. kurz.
Für mich ganz klar, die lang wirksamen sind im Vorteil.

kleinerkiffer hat den Grund dafür schon zum teil ausgeführt.
Wenn man wirklich verstehen will, was diese Welt eigentlich ist und was im eigenen Bewusstsein so abgeht, reichen 5min und auch 10min nicht aus.
Zurück bleibt hier nur eine unwirkliche Erinnerung die nach kurzer Zeit schon wieder verblasst ist.

Ein langer Trip dagegen, selbst wenn er schwächer ausfällt, gibt dir viel mehr Spielraum die Bedeutung und Auswirkungen des erlebten Bewusstseinszustand sowie der Welten die du besuchst, zu begreifen und vor allem auch zu genießen.

Wenn es sich dabei nicht nur um einen langen sondern sehr langen Trip handelt, auf einem stimulierenden Psychedelika wie z.b. LSD ist es sinnvoll beruhigende Kräuter bereit liegen zu haben, da man auf LSD schon sehr hibbelig werden kann, speziell nach hinten hinaus.
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hand
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von hand »

Ja, dieses nicht-enden-wollen zum Schluss hin war für mich auch oft ein Problem bei lang-wirksamen.

Für mich ist es nicht ganz so klar, welchen der Vorzug zu geben ist. Es kommt immer darauf an, was man will. Wenn man die Grenzen der gegenwärtigen Welt und eigenen Psyche ausloten will, eignen sich länger wirksame, will man aber die Grenzen überschreiten, einen Blick hinter die Kulissen bekommen, die Welt in einem vom Ego befreiten Zustand transzendieren, geht nichts über die Intensität der kurz wirksamen. Die schlechtere Greifbarkeit der Erlebnisse ist nur ein Problem wenn man den Nutzen für den Alltag als als oberstes Kriterium ansetzt.
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Mi Lan Xiang
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von Mi Lan Xiang »

Echt schwer zu sagen. Hat beides sein Für und Wider.

Ich persönlich bevorzuge eher die mittellang wirksamen Substanzen, bzw. time die Einnahme gerne so, dass ich auf einen Mittellangen Trip komme.

6-8 Stunden empfand ich meistens als sehr gut, so dass man entspannt hinein und hinaus gleiten kann.
In diesen Bereichen konnte ich meistens die positivsten Erlebnisse machen oder aber auch Erkenntnisse aus negativen Erfahrungen ziehen.

12 Stunden sind mir fast immer zu anstrengend nach hinten raus, da solche Erfahrungen ja körperlich auch teilweise sehr auszehrend sein können.

In neuster Zeit habe ich aber auch kurzwirksame Substanzen zu schätzen gelernt.
Auch wenn ich hier noch keine extrem tiefschürfenden Erfahrungen machen konnte, gefällt mir aber das Prinzip sehr, auch kurzfristig mal eine Reise unternehmen zu können, wenn sich dies, aus welchen Umständen auch immer, anbietet.
(Damit meine ich natürlich nicht, wenn man halt mal grade Zeit und nichts zu tun hat, sondern wenn man grade eine entsprechende Stimmungslage hat und die äußeren Umstände vielleicht perfekt dazu passen.)
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hand
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von hand »

Ja, die mittellang wirkenden sind oft ein guter Kompromiss. Die Wirkung setzt nicht so schlagartig ein, dass man komplett überrumpelt wird und nimmt einen auf der anderen Seite auch nicht zu lange gefangen. Ich würde sie allerdings eher so im Bereich zwischen 1/2 und 2 Stunden definieren. Deutlich über 2h finde ich schon eher lang und 8h oder mehr sehr lang, gerade wenn man bedenkt, dass Zeit während eines Trips meist gestreckt wahrgenommen wird.

Gekautes Salvia und gerauchte Cannabinoide liegen in diesem mittleren Bereich. Kennt ihr noch andere?
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Mi Lan Xiang
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von Mi Lan Xiang »

Ja, Yopo nasal würde dann wohl noch dazu zählen, mit ca. 1- max. 2 Stunden bis zum völligen Abklingen.

Ansonsten fällt mir grade auch nichts mehr ein.
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kleinerkiffer84
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Re: Kurze vs. lange psychedelische Erfahrungen - Dauer vs. Intensität

Beitrag von kleinerkiffer84 »

5-MeO-DMT nasal, liegt auch in diesem Bereich.
Ein Nachteil ist, dass man eine etwas höhere Dosis benötigt als geraucht.
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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