Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

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Herr von Böde
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Herr von Böde »

Ich gebe Dir völlig recht Zebra.

Das Potential sehe ich auch. Man schneidet es aber ab wenn es auf die Chemie reduziert wird, klinische Studien und völlig aus dem Kontext gerissene Einnahmen. Und auf MDMA beziehst Du Dich ja nicht.

Es geht mir auch nicht darum Gesellschaften oder Kulturten zu idealisieren oder unsere Zivilisation zu verteufeln. Mir geht es darum festzustellen das es anders geht. Das es keine Wunschvortsellung ist menschlich und nicht institutanilisiert und bürokratisiert mit Erkrankungen umzugehebn und dass das tatsächlich gelebt werden kann und wird. Das wir grundlegende Überlebnsfähigkeiten verloren haben, unsere Gesellschaft (durch alle Schichten hinweg , breit) sozial infantilisiert, das mir die Fragen interessanter erscheinen warum das so ist und ob das zwangsläufig so sein muss, darum ging es mir.
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Gaius
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Gaius »

Dein Beispiels-Vergleich mit den Prothesen ist mMn nicht passend.
Ich bekam das volle Programm: Prozac, Antidepressiva, Benzodiazepam gegen Panikattacken und Schlafmittel für die Nacht.
Das wären chemische Prothesen um einen "funktionierenden" Menschen wiederherzustellen. MDMA oder andere derzeit noch verbotene Psychedelika sind einzelne Sitzungen mit öffnenden Erfahrungen, welche einfache und direkte Ergebnisse bringen und die heilenden Prozesse anstossen. Diese Erfahrungen ermöglichen erst aus diesen festgefahrenen Mustern heraus zu kommen. Die Ursachen hast du ganz gut benannt, aber direkt helfen tut das noch nicht. Eine Prothese brauchst du durchgehend, was bei diesen Therapien nicht der Fall ist.

Ansonsten reden wir auch teilweise aneinander vorbei und ich wir haben da halt unterschiedliche Meinungen.
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Gaius
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Gaius »

Nochmal zu MDMA aus: "Neues von der anderen Seite: Die Wiederentdeckung des Psychedelischen"
Das Buch ist sehr empfehlenswert.
Gefühle lesen lernen

Neben dem Einsatz für die PTBS-Therapie gibt es noch andere Zwecke, für die MDMA nutzbar gemacht werden könne – glauben zumindest viele Therapeuten. So wurde vor einigen Jahren an dem mit der Harvard Medical School assoziierten McLean Hospital in Boston eine Studie durchgeführt, die erkunden sollte, ob MDMA Krebspatienten im letzten Stadium ihrer Krankheit helfen kann, ihre Ängste zu überwinden. Auch diese Studie war von MAPS finanziert – wurde jedoch abgebrochen. Das McLean Hospital hat sich einen Namen im Drogenentzug gemacht, und die Klinikleitung befürchtete schlechte Presse, falls ruchbar würde, dass MAPS, eine bekennende Anti-Prohibitions-Organisation, die Studie finanziert. Doch ohnehin scheinen in der Palliativmedizin rein psychedelisch wirkende Substanzen wie LSD oder Psilocybin die bessere Wahl zu sein. Das glaubt zumindest Ralph Metzner, der erklärt: »Meiner Meinung nach ist MDMA eine sehr lebensbejahende Substanz, eine, die einen ins Leben zurückholen kann.« Oder das Leben – in seinen sozialen Aspekten – lehrt.

Im Augenblick läuft in der Klinik der University of California eine Studie mit Autisten. Geleitet wird sie von Alicia Danforth. Auch über ihrem Schreibtisch hängt ein kleines Portrait von MDMA-Visionär Alexander Shulgin. »Eigentlich sollte es da nicht hängen«, sagt Danforth, »es gibt Leute, gerade in der Forschung, die das in den falschen Hals bekommen könnten. Aber es wird langsam besser ‌…« Danforth arbeitet schon lange mit Psychedelika, zusammen mit einem Kollegen verabreichte sie Psilocybin an Krebspatientinnen und -patienten. Über ihr neues Projekt sagt sie: »Autismus wird heute nicht mehr als Krankheit betrachtet. Das ist wichtig, denn anders als bei PTBS geht es uns nicht darum, die Patienten zu heilen. Das würden die Autistinnen und Autisten auch gar nicht wollen. Sie empfinden ihren Autismus als Veranlagung, die zu ihrem Leben gehört.« Jedoch soll MDMA helfen, eine Folge des Autismus in den Griff zu bekommen: die Sozialangst. »Viele Autisten können ein relativ normales Leben führen, sie arbeiten, wohnen allein, gehen unter Menschen. Sie haben jedoch Schwierigkeiten, das Gefühlsleben der anderen zu interpretieren. Und das führt fast zwangsläufig zu sozialen Katastrophen.« Die Fälle, von denen Danforth erzählt, klingen zum Teil fast lustig. So haben viele Autisten ein Problem damit, das Konzept Höflichkeit zu verstehen. Werden sie gefragt, ob sie mit zum Mittagessen kommen wollen, antworten sie schlicht wahrheitsgemäß (aber eben nicht sehr nett): »Nein!« »Problematischer wird es, wenn sie einer Person ihre Zuneigung zeigen wollen, jedoch Signale der Zurückweisung nicht lesen können. Dann verhalten sie sich wie Stalker – aber nicht, weil sie das wollen, sondern weil sie die Situation schlicht nicht verstehen.«

Hier setzt die Behandlung mit MDMA an. Das Setting ist dasselbe wie bei der PTBS-Kur: ein kleines Zimmer im Erdgeschoss des Universitätsgebäudes, Holzmöbel, ein Schwingsessel, Kopfhörer und eine Schlafbrille. »Zwei Eigenschaften von MDMA interessieren uns: zum einen löst es Angst, zum anderen steigert es Empathie«, sagt Danforth. »Zunächst einmal lassen wir die Substanz wirken und stellen Nähe zum Patienten her. Wenn er berührt werden möchte, machen wir das. Gerne bieten wir auch an, nur unsere kleinen Finger zu verhaken. Das beruhigt und wahrt doch die Distanz.« MDMA bewirkt, dass viele Patienten die Sphäre des Zwischenmenschlichen zum ersten Mal auch emotional erfahren können. An diesem Punkt hält Danforth eine Art »Trainingsprogramm« bereit: »Wir spielen kurze Filme ab, auf denen beispielsweise eine Frau zu sehen ist, die man gerade zum Essen eingeladen hat. Wir stoppen dann den Film und fragen: ›Freut sie sich wirklich?‹ Emotionen sind lesbar. Aber jede Schrift muss gelernt werden.« Zwölf Patienten behandelt Danforth im Zuge dieser Studie, acht Männer und vier Frauen. Wie alle MDMA-Forscher hofft sie, den Patienten nicht nur im experimentellen Rahmen helfen zu können.
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Herr von Böde
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Herr von Böde »

Hm, was denn nun, "Wunschvorstellungen" oder "falscher Vergleich" ?

Der Vergleich stimmt für mich insofern als das etwas ersetz wird was zum Menschen gehört und nicht da ist.
Das Bein oder die auffangende gesunde Sozialstruktur.
Meietwege lass meine Prothese ein gentisch gezüchtetes Bein aus Fleisch und Blut sein. Es muss auch nur 1x angenäht werden. Ich behaupte aber immer noch mein mir natürlich gewachsenes Bein ist besser.
Was man natürlich in Frage stellen kann...

Ich sagte ja schon,das mein Vergleich falsch sein kann, ich habe die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen.
Ich warb um Verständniss das vielleicht aufkommt wenn man mein Bild versteht. Wenn man mein Bild, meinen Vergleich versteht kann mann vielleicht meinen Ärger verstehen ohne das man meinen Vergleich richtig finden muss.

Das ist nunmal mein Bild und mit einfachsten Argumenten die ich nicht schon selbst durchgespielt haben könnte werd ich das nicht los.
Es ist nicht so das ich daran festhalten muss oder unbedingt will. ich lass mich gern vom besseren überzeugen.
Für mich passt aber dieser Vergleich, völlig klar sehe ich das.
Und wenn man mir das glaubt und man mir keine Lüge unterstellt kann man auch meinen Ärger verstehen.

Am ehesten passt es noch was Zebra sagt, das Substanzen natürlich auch bei eingeborenen Völkern Verwendung finden. Aber wie er auch sagt ist der Substanzgebrauch natürlich nur ein Teil, wenn er auch zental sein mag, eines Rituals und zwar eines sozialen Rituals. Die Subsatnz da herauszunehmen bedeuztet eine Kastration der selben. Sie wirkt noch aber nicht mehr im verstärkenden, richtunsgebenden Kontext.
Der Kontext ist amputiert, ging uns verloren.

Ausserdem war es mir wichtig festzuhalten das die Behauptung das die Psychologie kein Ideen und Ansätze hat einfach falsch ist. Nur längst nicht alles kommt zur Anwendung, ist ähnlich und wahrscheinlich aus den selben Gründen verschrieen und breit abgelehnt wie der Substanzgebrauch zu rein hedonistischen Zwecken.
Droht fast schon in Vergessenheit zu geraten obwohl sehr erfolgreich.
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Attic
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Attic »

Ich finde diese Diskussion hier mit Realität, Wunschvorstellung etc. nicht angebracht. Nach nun 4 Seiten hin und her haben vermutlich alle verstanden das nicht alle der gleichen Meinung sind was MDMA und Therapie angeht.
Doch diese Diskussion war nicht Sinn und Zweck dieses Themas und verfehlt die Absicht.

Sinn und Zweck hier sollte sein, persönliche Erfahrungsberichte mit MDMA im Rahmen der Psychotherapie bzw. Information darüber wiederzugeben. Wenn man denkt MDMA und Therapie passt nicht, kann man das sagen, aber dann sollte auch gut sein.

Just my 2 cents.
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Herr von Böde »

Offenbar wird nicht verstanden.
Was Du sagst stimmt nicht.
Ich sage nicht MDMA und Therapie passt nicht, so einfach ist es eben nicht.

Mein Anliegen war es bei aller Freude über neue Therapie einzuwerfen wie schade und unnötig es ist das entsprechend Lebensphasen überhaubt in dem Masse behandlungsbedürftig werden. Und wie traurig und ärgerlich ich es finde das dies scheinbar vergessen wird und sowenig Thema ist.

Entschuldigung wenn mir dies auszudrücken nicht gelungen ist.
Ich habe auch nur meine Mittel.
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Zebra
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Zebra »

kurzes Video über die mögliche Verwendung von MDMA in der Psychiatrie

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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Da habe ich ja eine Diskussion losgetreten. ;-)

Ich denke man darf nicht erwarten das MDMA als Substanz alleine, die Lösung für alle Probleme ist.
Das ist aber auch Ayahuasca nicht und auch kein anderes mir bekanntes Psychedelikum.
Wäre es so einfach das 1 Trip alle Probleme dauerhaft löst, würde ich mir den Kopf nicht darüber zerbrechen und hätte diesen Thread nicht eröffnet. :D

Was man aber sagen kann ist, dass MDMA, wie alle anderen Psychedelika ein Augenöffner und Richtungweiser ist.
1 einziger ordentlicher MDMA-Flash bringt mehr, als 5 Jahre beim Psychiater auf der Couch zu liegen.
MDMA erweitert das Bewusstsein in innere Welten und in zwischenmenschliche Welten.
Hätte man nie MDMA genommen, wüsste man nicht, wie die zwischenmenschlichen Ebenen wirklich beschaffen sind
und man wüsste auch nicht, dass man die Welt in einem anderen Licht sehen kann als in Graustufen.

Die Wirkung verschwindet aber nach ein paar Stunden wieder.
Was Wochen oder Monate später noch davon zurückbleibt ist eine Erinnerung daran, wie es sein könnte, wenn man MDMA nehmen würde.
Also MDMA hat mir wie ein Lehrer gezeigt, wie der Alltag sein könnte, wenn ich durch die Tür gehen würde, die er mir geöffnet hat.

Die Frage ist nun, wie geht man möglichst effizient durch diese Tür und ob es vielleicht Techniken gibt, die effizienter sind als simples Nachahmen und Zurückerinnern. :smiley33.gif:
Ideal wäre, wenn man im Alltag sowas wie eine "MDMA Brille" einfach aufsetzen könnte, die einem wieder die MDMA-Sicht deutlich vor Augen führt und mit dieser neuen Sichtweise nach und nach, alte eingefahrene Gedankenmuster überschreibt bzw. durch konstruktivere ersetzt.
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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Gaius
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Gaius »

Herr von Böde hat geschrieben:Hm, was denn nun, "Wunschvorstellungen" oder "falscher Vergleich" ?
Beides :P
Was soll ich noch sagen, ich habe deine Bedenken zur Kenntnis genommen, teile sie aber nicht.
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Gaius
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Re: Therapeutische Integration von MDMA Erfahrungen

Beitrag von Gaius »

kleinerkiffer84 hat geschrieben: 1 einziger ordentlicher MDMA-Flash bringt mehr, als 5 Jahre beim Psychiater auf der Couch zu liegen.
Ich stimme dem zu, vielleicht mit dem Zusatz "kann" mehr bringen, muss aber nicht. Genauso wie man an einen guten Psychotherapeuten geraten kann, der das grössere Bild sieht (vllt. selber entdeckt mit Hilfe von Psychs.) und nicht an einen Lakaien der Pharmaindustrie.
Ich würde da umgekehrt auch nicht verallgemeinern, dass Psychologie unnütz ist.
Es kommt dann auch noch immer auf die Perspektive an.
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