San Pedro versus "San Pedroid"

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אל תשאלו
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San Pedro versus "San Pedroid"

Beitrag von אל תשאלו »

Noch ist hier wenig los und es wird wohl nie ein Bereich im Forum sein in dem sonderlich viel diskutiert wird. Trotzdem möchte ich mal das Thema anstupsen und wer weiß ob dieser gesonderte Bereich nicht doch einige fruchtbare Blüten hervor bringt.

Um Dinge besser eingrenzen zu können bedarf es manchmal neuer sprachlicher Formen. Streng genommen besteht der San Pedro Komplex aus den vier psychoaktiven Vertretern Pachanoi (primär), Peruvianus, Bridgesii und möglicherweise Scopolicola sofern es eine traditionelle indigene Nutzung gab/gibt.
In den letzten Jahren ist es zur Mode geworden diese und weitere, mit mehr oder weniger potenten Arten zu hybridisieren um im Auge des Betrachters ästhetisch ansprechendere Pflanzen zu erhalten. Diese Pflanzen sind im Grunde nicht mehr das gleiche wie die ursprünglichen Landrassen oder deren in der westlichen Welt rein weiter gezogenen Nachkommen. Nun sind Hybridisierungen in der Natur nichts Außergewöhnliches und bei einer polymorphen Art wie den Trichocereus Arten ein Phänomen das sogar in der Natur zu beobachten ist. Dennoch finde ich, dass man zu einer besseren Unterscheidung und im Hinblick zu möglichen neuen Erkenntnissen, z. B. dem Alkaloid Gehalt, eine sprachliche Trennung vornehmen sollte. Bei einem Art ähnlichem Individuum hat es sich in der Biologie eingebürgert die Endung -oid an zu hängen. Damit Sind meistens Hybriden gemeint deren Aussehen dem einer Elternart nahe bis identisch ist. So spricht man zum Beispiel von manchen Pachanoi ähnlich bis gleich aussehenden Exemplaren von Pachanoid wenn es dem Habitus der Original Art entspricht.

Wie seht ihr das? San Pedro oder San Pedroid? Ist die Einteilung hilfreich?
Ge'ez ጫት
Rajas_green
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Registriert: 16. Feb 2021, 14:25

Re: San Pedro versus "San Pedroid"

Beitrag von Rajas_green »

Hallo Chronic,

in einer FB Gruppe habe ich eine Diskussion zu dem Thema gesehen.
Im Grunde genommen ging es darum dass die traditionelle Bezeichnung „San Pedro“ für rituelle Kakteen vorbehalten bleiben sollte, die in den Herkunftsländern entstanden sind.

Der Begriff „San Pedro“ ist doch stark mit der Geschichte der südamerikanischen Einwohnern und der Eroberung verbunden. Die ursprüngliche Kultur und der Sprachgebrauch wurden unterdrückt. „Huachuma“ aus der Quechua Sprache wurde so „San Pedro“. Man adaptierte die christliche Religion und ernannte nun den heiligen Petrus an der Himmelspforte als neue Figur für den alten Ritus. Heute wird „Huachuma“ oder „Wachuma“ hauptsächlich von Ausländer verwendet. „San Pedro“ steht als eine Art Symbol für die Geschichte der Andenvölker, stellt Bewahrung und Verschmelzung der damaligen Kulturen da.

Für mich persönlich ist das Thema nicht emotional aufgeladen. Ich empfinde es eher als eine Chance ganz klar die Kulturen zu unterscheiden aus denen die Kakteen kommen.

Hier tun sich mehrere Ebenen auf:

Der GESCHMACK der Menschen bei der SELEKTION und KULTURTECHNIKEN. Es wird beispielsweise vorallem in westlichen Ländern mit SAMEN und bewussten BESTÄUBUNGEN gearbeitet.

Die UMWELT ist ein Faktor. KLIMATISCHE BEDINGUNGEN beeinflussen sicher auch welche Kakteen sich etablieren. Pflanzen die in Töpfen nicht richtig wachsen sind sicher keine Dauerbrenner im kälteren Europa. Auch bin ich auf sehr gedämpftes Interesse von Spaniern bei meinen „TOPFGURKEN“ gestoßen, weil die ihre Kakteen gern im Garten pflanzen, was unsere Sammlungen oft nicht mehr gut wegstecken.

LANDESGRENZEN und GEOGRAPHISCHE GRENZEN bilden neue Zonen:
Die fast schon komplett eigene Landschaft von Kultivaren in Spanien ist ein Thema für sich. Dasselbe gilt für spanische Inseln, Neuseeland und Australien. Dort ist man garnicht auf „NAMED CLONES“ oder Tauschszenen angewiesen, man hält einfach an und fragt freundlich die Besitzer des Hauses ob man ein Stück ihrer Garten-Kakteen mitnehmen darf.

Mir ist ehrlich gesagt auch „San Pedro“ als Begriff zu eindimensional gedacht.
Es gibt in Südamerika CURANDEROS mit eigenen Gärten, die wahrscheinlich genau wie wir ihre „Klone“ pflegen, mit dem Augenmerk heilsam zu wirken.
Genauso gibt es die Tradition Pachanois in den VORGARTEN zu pflanzen zum symbolischen Schutz vor Bösem und für Glück. Ein Gebrauch ist hier schon lange nicht mehr Hauptziel.
Kakteen mit Nähe zu alten TEMPELN sind ein Thema.
Und natürlich die Kakteen der MÄRKTE, die eigentlich dem Zweck des Verkaufs dienen und kaum persönlichen Bezug, Liebhaberei und verschiedenste oft eher wilde Quellen haben.
Wo sind eigentlich die klassischen LANDRASSEN, also alles was mindestens zehn Jahre oder tausende Jahre sich von ganz alleine am Leben hält.


Ich stimme dir zu das „San Pedro“ die Bezeichnung für etwas ursprüngliches sein sollte.

San Pedroid verstehe ich als Oberbegriff für alles außerhalb der ursprünglichen Kulturen.
Ein Hybrid ist da finde ich ein klares Beispiel für „San Pedroide“.
Ob da „reinrassige“ NZ Pachanois auch dazu zählen? Auf Grund der engen SELEKTION und zusätzlich möglicher KREUZUNGEN verschiedener Pachanois würde ich sie auch „San Pedroide“ nennen.
Ist ein „El Lanzon“ von mir im Topf verhätschelt überhaupt noch in Peru überlebensfähig? Wie verhält sich sein Stoffwechsel ohne Höhensonne (UV) und viel zu warmen Klima? Wieviel hat meine „Topfgurke“ noch mit der Landrasse zu tun? Betrüge ich mich selbst, wenn ich glaube einen San Pedro zu besitzen oder ist er aus seinem natürlichen Kontext gerissen schon ein San Pedroid?

Wo würdest du überall das Label „San Pedroid“ drauf kleben?

Grüße RGS

P.S. da steckt durchaus Arbeit in dem Thema und auch viel Chance Unterscheidungsfähigkeit zu entwickeln.
Geht man diesen Weg konsequent weiter beginnt man vielleicht auch wahnsinnig und unstillbar neugierig zu werden 💚 🌵
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