How it all began - die Einstiegsdroge

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Glückspilz
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How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Glückspilz »

Wie bist du drauf gekommen? Was war dein Einstieg? Das ist eine Frage, die oft in Psychonautenkreisen gestellt wird. Und da mein Einstieg alles andere als normal war, möchte ich an dieser Stelle gerne davon berichten.

Ich hab im zarten Alter von 48 Jahren, meine erste Drogenerfahrung gemacht. Die üblichen Einstiegsdrogen (Alkohol, Tabak, Cannabis) funktionieren bei mir nicht. (Was für mich als Jugendliche ein ziemliches Drama war, weil ich doch dazu gehören wollte, ich wollte doch so sein wie alle anderen….) Alkohol vertrage ich nicht aufgrund eines angeborenen Leberschadens (Morbus Meulengracht), und Rauchen (Inhalieren) funktioniert bei mir irgendwie nicht. Ich hab zwar neugierdehalber immer mal wieder an einer Zigarette von meinen Kumpels gezogen, einfach, weil ichs wissen wollte, aber außer einem ziemlich ekligen Geschmack im Mund, kam bei mir nichts an. Auch nicht beim Joint. :shrug:

Aber ich habe mich schon immer für Spiritualität interessiert. Aufgewachsen in einem atheistischen, materialistischen Elternhaus, dessen geistiger Horizont von Bildzeitung und Bierflasche bestimmt wurde, hatte ich immer das Gefühl, da fehlt doch was, das kann doch nicht alles sein, was mir hier als Lebensentwurf geboten wird. Hatte aber keine Ahnung, was ich da suchen, geschweige denn, wo ich es finden könnte.

Als Abiturientin begegnete mir dann die Anthroposphie und das war für mich „der erste Sonnenaufgang“. Endlich raus aus dieser starren, engen, materialistischen Weltanschauung, mit der ich groß geworden bin. Aber ich merkte ziemlich bald, dass Anthroposophie ganz schön dogmatisch sein kann, und hab mich in der spirituellen und esoterischen Szene umgeschaut, was es da sonst noch so alles zu entdecken gibt. Über Astrologie und Geomantie bis Buddhismus und Schamanismus hab ich querbeet alles abgegrast und mein eigenes Süppchen draus gekocht. Ich merkte bald, dass ich eine natürliche Hellsichtigkeit hatte, was ich zuerst bei den Pflanzen bemerkte (Gespräche mit Bäumen etc.) und dass ich diese natürliche Hellsichtigkeit pflegen und ausbauen kann. Im Buddhismus lernte ich das Meditieren und in der Begegnung mit dem Schamanismus merkte ich: “Ach so, Krafttiere nennt man das.“ (Die kannte ich schon vorher, wusste aber nicht, dass die so heißen.)

Ich hatte also meine Meditationspraxis und meinen „inneren Zoo“ von Krafttieren und spirituellen Lehrern, also Entitäten, die mir jederzeit Rede und Antwort standen und mich mit Rat und Tat im Alltag begleiteten (und dies auch heute noch tun). Ich konnte jederzeit schamanische Reisen machen, wenn ich irgendwas wissen wollte aus der geistigen Welt, hatte meine heiligen Plätze in der Natur und war mit dieser ganzen spirituellen Ausstattung ganz zufrieden. Drogen brauche ich nicht, so meine damalige Überzeugung. Ich und Drogen??? Also, nein, igitt, ich doch nicht! So was habe ich doch nicht nötig!

Ich war wie gesagt 48, als eines Tages eine gute Freundin auf mich zugestürmt kam: „Du, ich brauche deine Hilfe! Du musst mir sagen, ob ich das machen soll. Ich hab da eine Einladung gekriegt zu einem Selbsterfahrungsseminar – und die nehmen da DROGEN! :shock: Sag mal, soll ich da hingehen?“ Ich meinte ziemlich ungerührt, dass sie da ja wohl genau die richtige gefragt hätte, denn mit Drogen hatte ich ja nun überhaupt nichts am Hut. Aber meine Freundin bekniete mich, ließ nicht locker, es gebe niemand anderen, dem sie vertrauen würde und ich müsse das rauskriegen, ob das eine seriöse Sache sei und ob sie dahin gehen soll.

Also gut, ich klemmte mich an den Computer und googelte „MDMA“ (denn das war die Droge, um die es bei diesem Selbsterfahrungsseminar ging) machte mich schlau über Risiken und Nebenwirkungen, erforschte das Setting dieses Seminars und kam zu dem Schluss, dass das wohl eine gut durchdachte und durchaus vertrauenswürdige Sache sei. Meine Freundin ging also dahin und kam selig strahlend zurück. „Das nächste Mal musst du unbedingt mitkommen!“

Ich war zunächst keineswegs begeistert von dieser Option, da ich ein, zwei Jahre vorher Cannabis in Milch aufgekocht ausprobiert habe (ich hatte keine Kopfschmerztabletten dabei, aber ein Kumpel hatte etwas Gras in der Tasche). Als Schmerzmittel hat es wunderbar gewirkt, allerdings hab ich bei der Gelegenheit gemerkt, dass meine hellsichtigen Wahrnehmungskanäle dadurch verstopft wurden. Es dauerte einige Stunden, bis ich meine inneren Lehrer wieder erreichen konnte. Das schien meine Meinung zu bestätigen „Drogen brauche ich nicht.“ Denn ich hatte keine Lust, mir durch „Drogen“ meine spirituellen Errungenschaften kaputt machen zu lassen. - Gut, MDMA ist nicht Cannabis, außerdem fand ich das Angebot von diesem DROGEN!-Seminar schon irgendwie reizvoll. Also fragte ich meine Spirits (im nüchternen Zustand), ob das ok ist, wenn ich MDMA nehme. Ob sich das mit meiner spirituellen Ausrichtung verträgt. Die Antwort war ein klares Ja, kein Problem. Mit Unterstützung von meinen Spirits nahm ich also an dem Seminar teil und hier ist mein Tripbericht:


Ich war im Vorfeld ziemlich aufgeregt. Soll ich mich wirklich auf diese Drogenerfahrung einlassen? Ich kannte so gut wie niemanden in dieser Runde, und die anderen schienen alles erfahrene „alte Hasen“ zu sein. Am Abend zuvor gab es eine individuelle Dosisbesprechung. Da ich mich erstens als Anfängerin fühlte und zweitens weiß, dass ich ziemlich sensibel auf chemische Substanzen reagiere, bat ich um eine kleine Dosis. Ich wurde nach meinem Körpergewicht gefragt und bekam 105 mg zugewiesen. Ist das viel? Ist das wenig? Keine Ahnung. Ich vertraute einfach auf die Erfahrung des Leiters.

Am nächsten Morgen gab es kein Frühstück, stattdessen eine gemeinsame Meditation und dann bekam jeder seine Dosis. Im Raum waren Matten ausgebreitet, jeder konnte sich da sein „Reise-Lager“ mit Kissen und Decken gestalten. Es gab schöne Musik, man umarmte sich, wünschte sich gute Reise und legte sich auf seine Matte.

Bei mir passierte erstmal gar nichts. Rechts und links auf den Nachbarmatten ging bereits die Post ab, der eine lachte, die andere heulte, und bei mir – nichts. Ich hab meinen Atem beobachtet, und geschaut, ob sonst noch was passiert, aber außer Herzklopfen und einem leichtem Kältegefühl nichts gespürt. Nach einer dreiviertel Stunde hab ich dann den Leiter gerufen, der meinte, ich sei schon voll drin, ich solle einfach dabei bleiben. Irgendwann wurde ich angenehm dösig, ein weiches Fließen, angenehm breiiges, weiches Körpergefühl. Ich glitt in eine sanfte Glückseligkeit.. Ich löste mich aus meinem Meditationssitz und kuschelte mich gemütlich in meinem Bettchen ein. Das Denken verlangsamte sich immer mehr, aber die Achtsamkeit blieb die ganze Zeit über, wurde sogar noch klarer, noch „achtsamer“. (Interessante Erkenntnis: Achtsamkeit ist unabhängig von Denken!) Es breitet sich eine sanfte, tiefe Körperentspannung aus, ein angenehmes Gleiten. Keine Bilder, keine Themen, kein Drama, nur eine immer tiefer werdende Körperentspannung und eine sanfte Glückseligkeit.

Irgendwann tauchte die Frage auf: "Wie tief darf Entspannung sein?" Und dann kam der Satz "ICH DARF LOSLASSEN". Das war der Hammer überhaupt. Mich in dieser körperlichen Schwäche, in dieser Nicht-Leistungsfähigkeit zu erleben, und mich dabei gut zu fühlen, mich geliebt zu fühlen. Ich darf loslassen und spürte, dass sich löste, was seit Jahrhunderten festgehalten war. Ich hätte Heulen können vor Glück. Denn ich habe mir nie erlaubt, loszulassen, ich muss doch immer fit und leistungsfähig sein. Und ich muss mich doch um alles kümmern, muss alles im Griff haben. Diese Glaubenssätze flossen dahin in einer sanften Glückseligkeit. Genießen der Fülle, nichts tun müssen, atmen, sein, sonst nichts. Mein Atem ging in einer sanften, großen Woge, lange, weite Atemzüge "von Ewigkeit zu Ewigkeit". So was hab ich noch nie erlebt.  Ich hatte meinen inneren Lehrer die ganze Zeit als Begleiter dabei und spürte seine liebevolle Präsenz, sein tiefes Annehmen, sein Lächeln. Als „Regieanweisung“ hörte ich innerlich: „Genieße die Fülle“, was in dieser Erfahrung auch ganz logisch war. DAS ist also gemeint mit meiner Müdigkeit, die ich seit Jahren spüre. Ein tiefes Loslassen-Wollen, das ich mir nie erlaubt habe.

Ich hatte absolut kein Zeitgefühl mehr, keine Ahnung, ob Stunden, Minuten oder Tage vergangen waren, aber irgendwann musste ich aufs Klo. Das war eine Etage tiefer. Mein Körper war so wattig, dass ich mir absolut nicht vorstellen konnte, wie ich dahin gelangen sollte. Ich rief einen der Begleiter, der mich liebevoll angrinste, mich aus dem Bett hochzog, mich umfasste und gaaaanz langsam, Schrittchen für Schrittchen die Treppe runter zum Klo führte. Das war ein Abenteuer, eine Expedition. Diese Wattigkeit und körperliche Unsicherheit, Schlaffheit blieb bis zum Abend. Die anderen liefen schon rum, saßen draußen im Garten oder halfen beim Abendessen vorbereiten. Ich lag in meinem Bettchen in meiner entspannten Glückseligkeit, glitt genüsslich dahin.

Und dann kriegte ich Kopfschmerzen. Erst wenig, dann immer mehr. Die erste Frage des Leiters war: "Hast du genug getrunken?" Ja, das hatte ich. Auch Essen (Unterzuckerung) half nicht gegen die Kopfschmerzen. Schließlich bot er mir eine Kopfschmerztablette an. Als auch die zweite Kopfschmerztablette nicht half, kamen Zweifel auf. Sätze kamen, wie "Jetzt reiß dich mal zusammen, dann geht es dir auch wieder besser." oder "Siehste, das haste jetzt davon". Oder auch "Los reiß dich zusammen, so kommt man doch nicht vorwärts." Die Antwort aus dem Innenraum: "NUR SO KOMMT MAN VORWÄRTS." (fließend, strömend aus dem Innern, auch bei äußerem Stillstand) Aber der Kopfschmerz hörte nicht auf und irgendwann war mir klar: "Ok, der Schmerz gehört dazu." Aber ich hatte die Botschaft noch nicht verstanden. Also befragte ich meinen inneren Lehrer. Seine Antwort: "WILLKOMMEN IM SCHMERZ". Das war harter Tobak für mich, den ich nur schwer annehmen konnte. Ich fragte nach. "Der Schmerz gehört dazu, deshalb hab ich ihn dir auch nicht genommen. Im Schmerz sind wir verbunden. SCHMERZ IST LIEBE." Wow, das war echt harter Tobak. Ich spüre, dass es stimmt, aber der Verstand wehrt sich noch dagegen, will es nicht wahr haben.

Um halb sieben gab es Abendessen. Ich war immer noch sehr wackelig oder genauer gesagt wattig auf den Beinen, konnte mich kaum bewegen. Aber ich konnte mir helfen lassen, bis zum Esstisch zu gehen und mich dort auf einem Stuhl sinken lassen. Also saß ich mit am Tisch, sah lauter leuchtende Augen (der anderen Teilnehmer) und wurde bedient. Ich musste mich nicht selber drum kümmern – die anderen gaben mir zu essen. Wow! Es gab Blechkartoffeln mit Quarksoße - absolut köstlich. Und danach waren auch die Kopfschmerzen weg. Ich ließ mich wieder zu meinem Bettchen führen, glitt weiter, genoss die Musik. Schlafen konnte ich nur wenig. Nachts war die Musik im Raum aus, aber man konnte weiter über Kopfhörer hören. Und die Reise ging weiter. Ich spürte, dass mein Leben absolut in Ordnung ist, so wie es ist. Ich muss nichts ändern, ich bin in Ordnung so wie ich bin. Ich darf mein Leben genießen, so wie es ist. Ja, so ist es gemeint, so bin ich gemeint. "Ich bin angekommen. Das ist es. Amen." - - - - -

Am nächsten Morgen kann ich zum ersten Mal wieder alleine die Treppe runter zum Klo. Ich kann mich wieder bewegen! Was für eine Erleichterung. Natürlich alles noch ganz langsam, ich war immer noch etwas wattig und schwindelig. Und müde, wohlig erschöpft. Es gab noch eine Bewegungsmeditation, man könnte auch Tanz dazu sagen. Jeder war eingeladen, sich in seinem Tempo und seinem ganz eigenen Rhythmus zur Musik zu bewegen und im Körper nachklingen zu lassen. Dann die Berichte-Runde, in der jeder von seiner Erfahrung berichten konnte, wenn er wollte. Der Leiter hat nur sehr wenig, aber wenn dann sehr Treffendes dazu gesagt. Einpacken, Aufräumen und mit meiner Freundin nach Hause fahren.

Interessant fand ich auch, wie im Nachhinein mein Süßigkeitskonsum drastisch weniger wurde. Beim Abendessen im Seminar gab es nach den köstlichen Kartoffeln noch einen Nachtisch, der mir natürlich auch angeboten wurde. Ich schaute mir die Schüssel an und wunderte mich, dass ich nicht die geringste Lust auf diesen Nachtisch verspürte. Ich fühlte mich so gebadet in Süßigkeit, in Lebenssüße, - dann auch noch süßen Nachtisch, das war zu viel. Auch in den Tagen darauf hatte ich keine Lust auf den morgendlichen indischen Chai mit viel Zucker, ohne den ich sonst nicht aus dem Bett und in den Tag komme. Der ganze Leib, die Weichheit der Muskeln ließen mich so viel Süßigkeit spüren, dass ich keinen Chai und keine Schokolade brauchte. Erst eine knappe Woche später kochte ich mir meinen ersten Chai, und irgendwann wurde auch Schokolade wieder für mich interessant.

Und in den Tagen danach konnte ich stundenlang einfach nur still für mich sein und mich am Glanz des Lebens freuen. Sonnenlicht auf einem Trockenblumenstrauß, Lichterglanz in einer Fensterscheibe oder das Strahlen einer roten Blüte erfüllten mich mit einem stillen, tiefen Glück. „So war es gemeint.“

Und müde war ich in den nächsten Tagen, habe noch mehr geschlafen als sonst, mich auch tagsüber viel hingelegt. Aber im Gegensatz zu sonst, wo ein tagsüber ins Bett gehen für mich immer den Geschmack von Niederlage hat („Ich habe es nicht geschafft“) war es jetzt völlig in Ordnung. Mein Zauberwort war: „Ich darf das.“ Ich war völlig einverstanden mit mir und meinen körperlichen Bedürfnissen, konnte einfach nur rumliegen und selbstverliebt meinem Atem zuschauen.

Leider hörte das von Tag zu Tag mehr und mehr auf. Der Körper, die Muskeln wurden zusehends wieder härter und gaben keine Süßigkeit mehr her. Der Glanz konnte mich immer weniger erreichen und ich begann gegen meine Müdigkeit und Körperschwäche wieder anzukämpfen.

Ich hatte ja befürchtet, dass ich in diesem geöffneten Zustand in den Tagen danach sehr empfindlich wäre gegenüber der rauen Wirklichkeit außerhalb des Seminarraums und dass ich darunter leiden würde. Aber das hat sich zum Glück überhaupt nicht bewahrheitet. Ich habe zwar sehr sensibel alles sehr genau spüren können, in mir und in meiner Umgebung, aber ich hatte einen sehr klaren Halt in mir, ich wusste, was ich brauche und was nicht, was mir gut tut und was nicht und konnte so sehr klar für mich sorgen, klare Entscheidungen treffen. Die Sinne waren zwar offen, aber ich hatte eine Lichtsäule in mir, die mich hielt. Da war jetzt eine klare Wahrnehmung, wo ich sonst nur verschwommen und oft zu spät merke, was mir gut tut und was nicht.


Soweit der Bericht von meinem „ersten Mal“. Dieses selige Gefühl hielt noch ungefähr eine Woche an, dann war ich wieder full baseline. Aber die Erkenntnis „Ich darf loslassen“ blieb. Und die Erinnerung an dieses selige, weiche Körpergefühl während des Seminars. Und das hat mein Leben ziemlich verändert. Nach 48 Jahren zum ersten Mal zu erfahren, dass ich loslassen darf, wo mir meine Eltern doch immer erzählt haben, dass ich mich anstrengen muss, um „aus mir was zu machen“ – das war schon der Hammer. Das musste ich erstmal sacken lassen, ankommen lassen.

Das Leben ging weiter, hatte aber diesen neuen Lichtpunkt, dieses „Ich darf loslassen.“ Es muss nicht immer was passieren, es ist auch ok, einfach nur auf der Bank zu sitzen und auf die Wiese zu schauen. Nach einigen Monaten hatte allerdings der Verstand wieder oberhand und hinterfragte dieses seltsame „Genieße die Fülle.“ Hä, wieso? Da ist doch nichts passiert, ich hab doch die ganze Zeit nur auf der Matratze rumgelegen? Wieso Fülle? Das kann doch nicht sein? Also meldete ich mich 7 Monate nach meiner ersten Erfahrung zu meinem zweiten Seminar an. - Ich wollte es wissen. Kann das sein? War das echt, was ich beim ersten Mal erlebt habe?

Um es gleich vorweg zu nehmen: das zweite Mal war noch besser! Ich hab wieder 105 mg bekommen und meine Frage war diesmal: „Was ist meine Lebensaufgabe?“ Die Frage war beim ersten Mal auch im Hintergrund präsent, aber nicht so klar ausformuliert.


Hier der Tripbericht:
Den äußeren Ablauf kenne ich ja jetzt schon, aber trotzdem bin ich wieder ziemlich aufgeregt. (Dieses „Reisefieber“ habe ich übrigens bis heute, knappe 100 Trips später, immer noch.) Nach der Einnahme lege ich mich auf die Matte und diesmal kann ich sehr gut den erstaunlich schnellen Wirkungseintritt spüren: nach nur 10 Minuten merke ich bereits ein erstes Loslassen von Muskelgruppen. Zunächst im Rücken, dann auch Beine, Nacken, Schultern, halt meine üblichen Verspannungszonen. Ich bekomme genau wie beim ersten Mal in der Aufstiegphase kalte Füße und lasse mir eine Wärmflasche bringen. In der Anlaufphase kommen auch zwei leichte Wellen von Übelkeit. Aber erst nach 2,5 h merke ich, dass ich voll drin bin (diesmal bleibt ein ungefähres Zeitgefühl erhalten.) Der Körper wird wieder ganz weich, alle Muskeln lassen los, ich schmelze dahin, kann mich kaum bewegen. Es fühlt sich an, als würde der Körper zerfließen.

Während der Hauptreisezeit kommt die Wirkung wieder in Wellen. Wenn ich wieder auftauche, weiß ich, wie weit ich mit meiner Frage gekommen war und beim nächsten Abtauchen geht der Prozess genau an der Stelle weiter, wie bei Pause-Taste und Play. Ich kann zwischendurch auch einfach Ausruh-Runden machen, und der Prozess setzt genau an der vorherigen Stelle wieder ein. Beim Abtauchen kann ich zwar spüren, dass ich Durst habe, aber noch nicht mal die Hand bewegen, um mir Wasser einzugießen und zu trinken. Dazu muss ich warten, bis ich wieder aus einer Welle auftauche. Dann kann ich etwas Wasser trinken. Ich bin heilfroh, dass ich mich in so einem sicheren Setting befinde und mich bedenkenlos fallen lassen kann, mich voll der Substanzwirkung hingeben kann und mich gut aufgehoben fühle.

Und jetzt beim zweiten Mal geht es innerlich noch intensiver ab: ein volles, warmes Gefühl im Herzen und von alleine erscheint allmählich eine gelbe Lichtwolke, sich langsam drehend, tanzend. Eine Lichtsäule, Lichtwolke, ausfließend von oben, ein Lichtsee, schwebend, tanzend, ein Lichttänzer im weiten Kleid. Und eine Ahnung von anderen Lichttänzern, die dazu gehören, die mittanzen. Einfach sein, nichts müssen, sein dürfen, jetzt, diesen Moment erleben, so wie er ist, sonst nichts. Ohne jede Anstrengung, ohne Frage, ohne Antwort ist das die Antwort auf die Frage: „Was ist meine Lebensaufgabe?

Die inneren Worte: „Nur das, nichts sonst“ kommen immer wieder oder auch einfach nur „Nichts“. Es gibt nichts zu tun, ich habe sonst keine andere Aufgabe. Licht ausgießen, ausfließen zu lassen, Leben spüren, das ist das Einzige. Ich sehe die Lichtwolke, den Lichtsee, den Lebensstrom ganz konkret in meiner Wohnung, in meinem Alltag. Und das Ganze absichtslos. Es geht nicht darum, das Licht irgendwohin oder zu irgendwem zu bringen, oder damit etwas bewirken zu wollen. Nichts, absichtslos. Aber das voll. Licht-Fluten. Lebens-Strom. Und irgendwann spüre ich innerlich den Hinweis: „Schau aufs Licht, nicht auf die Hindernisse (deine Ängste usw.) Die sind nicht wichtig.“ Das Licht ist gleichzeitig Klang und das Gefühl von Fülle. Fülle, die nichts braucht, reine Liebe.

Da ist es endlich wieder, das Gefühl der Fülle, das ich auch das letzte Mal hatte. Wo ich notiert hatte „Genießen der Fülle“ und der Verstand hinterher gemeckert hat: „Was heißt hier „Genießen der Fülle???“ Du liegst nur rum und machst nichts, da ist nichts. Was ist denn hier Genießen der Fülle?“ Ich konnte dem Verstand diese Frage nicht mehr beantworten. Jetzt habe ich es wieder. Ich gehe voll hinein und sauge es in mich auf, um es nicht wieder zu vergessen.

Im Gegensatz zu den kalten Füßen am Vormittag wird mir am Nachmittag richtig warm. Der ganze Körper kribbelt und „glüht“ vor Leben. Dieses volle, warme Gefühl verdichtet sich allmählich zu den Worten:
Es gibt nichts zu tun, als einfach im Licht zu sein
Sonst nichts, aber das voll
Alles andere ist Flucht
Einfach drin sein
- So sei es -

Das ist meine Aufgabe, das ist die Antwort auf meine Frage. So klar, so präzise.

Ich fühle mich völlig ergriffen von der Wucht, der Intensität dieser Erfahrung. Licht-Fluten, Lebens-Strom, das klingt so banal, wenn man es als bloße Worte aufschreibt, aber das erlebte Gefühl ist so was von intensiv, erfüllend, tosend, klar, einleuchtend, selbstverständlich, wuchtig.

Im Laufe des Abends lässt dann die Intensität allmählich nach, aber das Erleben ist immer noch sehr präsent, sehr greifbar. Genau wie beim ersten Mal bin ich körperlich sehr schlapp, kann mich kaum bewegen, sitze am liebsten still und schaue in die Bäume vor dem Fenster.

Am nächsten Morgen kommen Alltags-Ich und Verstand wieder mehr in den Vordergrund und hinterfragen das Erlebte, erste Ängste tauchen auf, wie ich das im Alltag leben soll, was ich da an Antworten bekommen habe. „Einfach sein“ - wie soll das gehen?



Tatsächlich war das Gefühl einer großen Öffnung, eines inneren Reichtums und belebender Herzensfülle bei dieser zweiten MDMA-Erfahrung noch lange danach spürbar und mir fiel es schwer, mich wieder auf ganz banale Alltagsdinge zu konzentrieren, zumindest wenn sie in der üblichen Geschwindigkeit ablaufen sollten. Ich brauchte einfach mehr Zeit, Seelenzeit, dann gelang alles ganz einfach und mühelos. Schnelligkeit ging gar nicht. Mein Alltag fühlte sich insgesamt sehr viel runder und stimmiger an. Ich konnte sehr genau spüren, was stimmig ist und was nicht, und klare Entscheidungen treffen. (Das ist mir früher immer extrem schwer gefallen. Ich wusste meistens einfach nicht, was ich will, oder was jetzt dran ist. Da war nur Nebel.) Natürlich gab es auch immer wieder Phasen, wo sich das Leben wieder zäh und düster anfühlte und scheinbar wieder „alles beim Alten“ war. Aber irgendwann kamen die Seminarerlebnisse wieder durch.

Und ich brauchte wieder mehrere Monate Zeit, um das Erlebte sacken zu lassen, um es in den Alltag zu integrieren. Erst nach 6 Monaten hatte ich das Gefühl, dass wirklich angekommen ist, was ich da erlebt hatte. Bis sich dieses neue Lebensgefühl „normal“ anfühlte und nicht wie eine Erfahrung, die völlig aus allem anderen heraussticht, was „besonderes“ ist.

Heute, sieben Jahre und knapp hundert Trips später ist dieses, damals als sensationell erlebte MDMA-Gefühl mein Alltags-Level, aus dem ich nur noch selten rausrutsche. Wenn mir das damals jemals erzählt hätte, hätte ich es schlichtweg nicht geglaubt.

Auf diesen MDMA-Seminaren hatte ich Leute kennengelernt, die mit Pilzen unterwegs waren, und die mich zu einer Pilz-Zeremonie einluden. - So nahm das Schicksal seinen Lauf….
Die Einstiegsdroge hatte den Weg bereitet…
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Zebra
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Zebra »

Vielen Dank fürs Teilhaben lassen!
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Arkan
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Registriert: 1. Jun 2018, 00:55

Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Arkan »

Heiliger was für ein toller Bericht den du uns präsentierst. Ich möchte gerne Lesen wie es psychedelisch mit dir weiter geht. Gibt es denn eine Fortsetzung deiner Trip Erlebnisse?

Arkan
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Bosche
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Bosche »

Nice
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אל תשאלו
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von אל תשאלו »

Glückspilz du schreibst in einem klaren sehr gut nachvollziehbaren Sti. Danke fürs dran Teilhaben lassen.
Ge'ez ጫት
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Leuchtkugel
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Leuchtkugel »

Danke für den Erfahrungsbericht.
Es ist immer schön wenn man in Kontakt mit seinen geistigen Begleitern ist, gerade bei Psychedelischen Erfahrungen hilft das sehr.
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kleinerkiffer84
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von kleinerkiffer84 »

Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrung!

Das ist eine wunderschöne Geschichte, hat echt Freude bereitet diese zu lesen! :good:
So etwas freut mich immer besonders, wenn ältere Leute noch offen für diese Substanzen sind, viele haben ja ein Brett vor dem Kopf.

Ja, MDMA ist eine wundervolle Substanz. :heart: :wub:
Mein erstes mal MDMA werde ich ebenfalls NIE vergessen und das kann mir auch kein Gesetzgeber mehr nehmen!!
Ausgesetzt in der Salviawelt, bei mir habe ich nur meine Bong und ein Feuerzeug. Entitäten werden mich begleiten. Ich zeige Ihnen, wie man hier überlebt!
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Gaius
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Registriert: 29. Mär 2015, 11:47

Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Gaius »

Hachja, das erste Mal MDMA war auch bei mir was besonderes. Das ist mal ne Vorstellung ;) Detailliert und mit ausführlichen Tripberichten. Hast du auch zu deinen aktuelleren
Ausflügen solche schriftlichen Berichte? LG
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Glückspilz
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Registriert: 16. Jun 2018, 12:47
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Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Glückspilz »

Ja, hab ich. (Der Buchhalter-Seelenanteil in mir hat alle psychedelischen Trips akribisch dokumentiert. ;-) )

Aber da fehlt mir noch die historische Distanz. Das ist mir noch zu frisch und zu neu, um sie der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Da bin ich noch in der Integrationsphase.
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Gaius
Beiträge: 785
Registriert: 29. Mär 2015, 11:47

Re: How it all began - die Einstiegsdroge

Beitrag von Gaius »

Ich warte gespannt ;)
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