Psilocybe Germanica?
Verfasst: 31. Okt 2020, 03:18
Hallo liebe Pilzfreunde..
Ich lese momentan mit voller Begeisterung das Buch:
Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.
Von Jochen Gartz
Speziell wird auch der Psilocybe Germanica erwähnt.
Da hier im Forum ja viele auf Germanischem Boden leben,nimmt mich Wunder ob jemand von euch schon Erfahrung mit dem Pilz gesammelt hat?
Eigentlich müsste der ja sicher schon gesichtet worden sein,oder haben eingeschleppte Arten wie der Cyanescens/Azur den "einheimischen " Pilz verdrängt?
Zitat:
Quelle:
Jochen Gartz
Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.
Ich lese momentan mit voller Begeisterung das Buch:
Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.
Von Jochen Gartz
Speziell wird auch der Psilocybe Germanica erwähnt.
Da hier im Forum ja viele auf Germanischem Boden leben,nimmt mich Wunder ob jemand von euch schon Erfahrung mit dem Pilz gesammelt hat?
Eigentlich müsste der ja sicher schon gesichtet worden sein,oder haben eingeschleppte Arten wie der Cyanescens/Azur den "einheimischen " Pilz verdrängt?
Zitat:
Psilocybe germanica Im Herbst 2014 entdeckten wir in Sachsen eine neue blauverfärbende Art auf Holzresten, die mir in meinen über 30 Jahren Feldforschung in Europa und Amerika noch nie begegnet war und auch in den klassischen Schriften zur Gattung Psilocybe nicht beschrieben wurde. Glücklicherweise wuchsen in diesem Herbst in nur einigen Kilometern Entfernung an getrennten Standorten auch die anderen Arten von Holzresten, Psilocybe cyanescens, Psilocybe azurescens und Psilocybe bohemica. So war es möglich, durch die Differenzierung des jeweiligen Frischmaterials eindeutig eine neue Art herauszuarbeiten, die wir als Psilocybe germanica GARTZ & WIEDEMANN publizierten. Meist liegen Pilze zum mykologischen Vergleich nur im getrockneten Zustand vor, und jeder, der schon einmal gesehen hat, was beim Verlust von 90 Prozent Wasser von stolzen Fruchtkörpern übrigbleibt, der ahnt, dass hier nur eine ganz begrenzte Anzahl von Mikromerkmalen zur Diagnostik verwendet werden kann.Die Pilze wuchsen am größten Standort in Massen bis hin zu büscheligen Aggregaten. Die Art erscheint im Wachstum ähnlich aggressiv wie die Myzelien von Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens, eine zukünftige Ausbreitung wie bei diesen Arten kann daher künftig auch von Psilocybe germanica erwartet werden. Die neue Spezies konnte bis heute nur in Parks gefunden werden, jedoch erscheint eine Ausbreitung in Wäldern auch in höheren Lagen möglich. Psilocybe germanica kann sowohl auf Rinde mit Erde gefunden werden, wie auch auf einer Vielzahl von Holzresten. Die weißen Rhizomorphen halten zwar auch die Hölzer zusammmen, die Myzelien von Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens sind aber dicker und robuster. Die Pilze erscheinen von September bis November, vielleicht auch im Dezember. Kurze Schneefälle und mehrere Nächte mit kurz unter Null Grad brachten das Pilzwachstum nicht zum Erliegen. Als neue Art zeigt Psilocybe germanica eine einzigartige Kombination aus Makro- und Mikromerkmalen sowie der Biochemie. Die hygrophanen, tiefbraunen Hüte trocknen in eine weißliche Färbung ab. Bei der Entwicklung der Hüte färben sich die dauerhaften Buckel im Zentrum schnell flächig graublau. Im Alter erscheinen auf den Hüten stark blaue Verfärbungen, besonders nach Regen oder bei Frost. Bei Druck auf das weiße Fleisch erscheint sofort eine blaue Verfärbung. Die frischen Pilze haben einen angenehmen, aromatischen Geruch. Der erste Druck auf die weißen Stiele führt sofort zu einer anfänglich grünen Verfärbung, die schnell zu tiefblau wechselt. Grünliche Verfärbungen werden wir dann später bei der Inocybe aeruginascens BABOS wiedertreffen. Die blaue Verfärbung ist weit größer als bei Psilocybe semilanceata und ähnlich der Psilocybe azurescens und Psilocybe bohemica. Aber überraschenderweise sind die Alkaloide in Art und Menge sehr ähnlich denen von Psilocybe semilanceata. Eine Analyse von gemeinsam pulverisierten 80 Pilzen (junge und entwickelte Fruchtkörper) ergab 0,73 % Psilocybin und 0,16 % Baeocystin ohne weiteres Psilocin. Zusätzlich ergab die Dünnschichtchromatographie die Anwesenheit der sechs Spurenstoffe in den Extrakten, die sonst nur bei Psilocybe semilanceata und Psilocybe azurescens vorkommen. Die Analysen zeigten nur eine recht geringe Variation der Mengen an Alkaloiden. Biochemisch stellt Psilocybe germanica in gewisser Weise eine Brücke von den Holzbewohnern wie Psilocybe azurescens zu den Grasbewohnern wie Psilocybe semilanceata dar. Die Sporenbildung ist im Vergleich zu Psilocybe cyanescens und Psilocybe azurescens eher weniger üppig. Die Sporen der Lamellen keimen gut auf 4 % Malzagar und die resultierenden weißen Myzelien wachsen außerordentlich schnell. Auch sie blauen bei Druck regelmäßig und verfärben im Alter etwa nach sechs Wochen Kultivierung spontan großflächig. Die Menge an Psilocybin reichte von 0,21 % bis 0,28 % in den Trockenmassen bei fünf Myzelien nach vier Wochen Kultivierung. Es ist zu erwarten, dass durch die moderne Anwendung von Mulch in Parks und Gärten, vor allem in Städten, auch die Psilocybe germanica neben den anderen Arten eine große Zukunft hat und ihren Seltenheitsstatus bald ablegen wird.
Quelle:
Jochen Gartz
Psilocybin - Pilze:
Neue Arten, ihre Entdeckung und Anwendung.