Mittagsblumen als Nutzpflanzen

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Bosche
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Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von Bosche »

Vor Jahren habe ich mich für Lithops interessiert. Für viele dürfte die deutsche Bezeichnung lebende Steine geläufiger sein. Über diese Schiene stolperte ich damals über einen Bericht in dem es um die Nutzung verschiedener Mittagsblumengewächse ging. Vor einigen Tagen erinnerte ich mich daran als ich am überlegen war ob ich was zum Thema Sukkulenten beitragen kann und recherchierte etwas im Internet bis ich was zum Thema gefunden habe. Es ist zwar ein anderer Text als damals, vom Inhalt her dürfte er auf das gleiche heraus laufen.

Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Mittagsblumen wurden durch die indigenen Völker des südlichen Afrikas seit Tausenden von Jahren medizinisch sowie als Nahrungspflanzen genutzt. Diese Nutzungen wurden später durch die europäischen Kolonialisten übernommen, und einige dieser traditionellen Verwendungen dauern bis heute fort.

Viehfutter
Obwohl einige Arten giftige, gegen Pflanzenfresser gerichtete Inhaltsstoffe produzieren, sind viele Mittagsblumen wegen ihres wertvollen Futterpotentials von landwirtschaftlicher Wichtigkeit, v.a. in den Gebieten der Succulent Karoo, wo sie dominant vorkommen. Wegen des hohen Wassergehaltes der Blätter benötigt das Vieh entlang der Westküste kein regelmässiges Trinkwasser. Diese abgeweideten Arten gehören zu Ruschia, Lampranthus und anderen. Die Mittagsblumen der im Landesinneren gelegenen Karoo-Gebiete werden gleichermassen genutzt und umfassen Arten von Trichodiadema, Ruschia etc. Delosperma ornatum (von einigen Farmern »Skaapvygie« genannt) wird besonders gerne abgeweidet (Smith 1966). Das Vieh beweidet aber auch so stark dornige Arten (»Doringvygies«) wie Eberlanzia spinosa, E. intricata oder E. ferox. Psilocaulon gessertianum (»Brakbosvygie«) ist eine weitere, vom Vieh meist geschätzte Art. In früheren Zeiten diente Mesembryanthemum crystallinum (»Brakslaai«) auch Elefanten als Futter.

Medizinische Verwendung
Arten von Carpobrotus (»Sourfig«) werden vielfältig als Heilmittel verwendet. Der Saft wird auf durch bestimmte Quallenarten (»Bluebottle«) verursachte Verletzungen gestrichen, aber auch bei Insektenstichen und Verbrennungen benutzt. Andere häufige Anwendungen des Saftes von Carpobrotus betreffen die Behandlung von Halsschmerzen und Mundhöhlenentzündungen. Der adstringierende Saft enthält Apfel- und Zitronensäure und wird auch bei Verdauungsproblemen und als Mundspülung oder zum Gurgeln verwendet sowie gegen Soor. Einige verwenden den Saft auch bei gewissen Herzproblemen. Die Früchte von Carpobrotus acinaciformis werden gekocht und zur Behandlung von Lungentuberkulose sowie anderen Brustproblemen verwendet. Sie werden auch gegen Dysenterie sowie als harntreibendes Mittel genutzt. Der Saft von C. edulis (»Hotnotsvy«, »Perdevy«) wird in Wunden geträufelt und für Wundverbände gebraucht.

Laugenasche (Afrikaans: »Loogas«)
Das »Loogasbossie« (Psilocaulon absimile) dient der Herstellung von Seife. Die Pflanzen sind alkalireich und werden verbrannt, um Asche zu erhalten, die dann gebraucht wird.
Viele weitere Psilocaulon-Arten werden in ähnlicher Weise verwendet und sind entsprechend als »Loogasbossie«, »Loogganna«, »Litjiesbos« und »Litjiesganna« oder »Grootlitjiesbos« bekannt (Smith 1966).

Verwendung als Narkotikum
Mittagsblumen enthalten ganz allgemein das narkotisch wirkende Alkaloid Mesembrin. Bei Sceletium, Mesembryanthemum und verwandten Gattungen kommt es in besonders hoher Konzentration vor. In den Winterregengebieten der trockenen Karoo-Gebiete sind Arten von Sceletium lokal als »Kougoed« bekannt, und die Blätter werden fermentiert und z. B. zur Behandlung von Zahnschmerzen gekaut. Ein fermentiertes Gebräu der Blätter wird auch zum Erzielen von Rauschzuständen missbraucht. Der Saft von »Koegoed« wird auch heute noch zur Behandlung von Koliken und entzündetem Zahnfleich bei Babies verwendet. Fermentierte Blätter riechen wie starker Kautabak. In früheren Zeiten war »Koegoed« auch als »Kanna« bekannt, und entsprechend heisst ein Gebiet der Little Karoo wegen der Häufigkeit der Pflanze »Kannaland«. Bereits Simon van der Stel, 1679 bis 1699 Gouverneur am Kap, berichtete über die Verwendung von »Kanna« und dessen berauschender Wirkung bei den Khoi. Es wurde auch zur Bekämpfung von Durst und Hunger verwendet und erleichterte kranken Kindern das Einschlafen. Im Rietbron-Distrikt wird Pleiospilos bolusii dem Schnupftabak beigemischt.
Die Blätter werden getrocknet, zerstossen und mit dem Tabak gemischt. Das Volk der Griqua nutzt die Blätter von Rabiea albinota (»S’keng-keng«) in ähnlicher Art. In der Little Karoo wird Gibbaeum dispar (»Duimpiesnuif«) als Ersatz für Schnupftabak verwendet.

Herstellung von Bier
Arten der Gattung Khadia (»Khadiroot«) werden von den Einheimischen des Transvaal-Gebietes häufig zum Brauen von Bier verwendet. Der Wurzelstock mehrerer Pflanzen wird als Ferment verwendet. Die Khoi nutzten in früheren Zeiten Arten von Trichodiadema (»Karemoer«) in gleicher Weise zur Bierherstellung. Im Humansdorp-Distrikt wurden die Pflanzen zu diesem Zweck mit Honig vermischt.

Verwendung als Nahrungsmittel
Die fleischigen Pfahlwurzeln von Nananthus aloides (»Mosedi-Vygie«) werden gegessen und schmecken nicht unangenehm. Kinder sowohl der Boer wie der Khoi aßen früher Pflanzen von Lithops, um den Durst zu stillen. Prenia vanrensburgii (»Seepampoen«) aus dem Western Cape kann als Spinat in Potjiekos (eine Art Eintopfgericht, über offenem Feuer gekocht) etc. verwendet werden. Offenbar nutzten die Khoi Mesembryanthemum crystallinum in ähnlicher Weise als Salat oder Gemüse.

Prenia vanrensburgii
Herstellung von Marmelade
Die trockenen Früchte von Carpobrotus edulis werden mit Zucker zu Konserven verarbeitet. Sie wirken auch als gutes Abführmittel, und die Früchte werden regelmässig als Süssigkeit gegessen. Die Früchte von C. deliciosus (»Ghoukum«) werden bei der Reife frisch verzehrt und schmecken süss. Die reifen Früchte der Arten von Carpobrotus duften angenehm. Zur Herstellung von Marmelade wird hauptsächlich C. acinaciformis (»Sourfig«) verwendet. Praktisch im ganzen Verbreitungsgebiet der Art in der südlichen Kapregion werden die Früchte auch heute noch in beträchtlichem Ausmass geernet.

Gerben von Leder
Die Khoi nutzten die fleischigen Blätter von Mesembryanthemum crystallinum, um Tierhäute vor dem Gerben weich zu machen und die Haare zu entfernen.

Feuerholz
Stoeberia arborea und S. utilis werden im Namaqualand und im Richtersveld auch heute noch als bevorzugtes Feuerholz genutzt. Das harte, brüchige Holz ergibt eine hervorragende Kohle. Die Arten sind lokal als »Rooik’tooi« oder »Rooivye« bekannt.

Verwendung als Handwaschmittel
Mesembryanthemum barklyi (»Olifantslaai«) hat grosse, bemerkenswert fleischige Blätter. In vergangenen Zeiten wurden diese nach dem Schlachten von Vieh oder Wild zum Reinigen der Hände verwendet.

Verwendung zur Bodenstabilisierung und gegen Erosion
Alle Arten von Carpobrotus und insbesondere C. edulis haben ausgezeichnete bodenstabilisierende Fähigkeiten und werden intensiv zur Begrünung von windverwehten Sanddünen und zur Vermeidung von Erosion verwendet. Andere Arten wie z. B. Disphyma crassifolium, Ruschia lineolata und Arten von Drosanthemum werden ähnlich gebraucht.

Gärtnerische Verwendung
Die Nutzung von Mittagsblumen im gärtnerischen Gebrauch übersteigt heute vermutlich mit Ausnahme der Verwendung als Weidepflanzen alle anderen Nutzungen dieser Pflanzengruppe. Mittagsblumen sind in der ganzen Welt populär geworden. Damit sind wir auch bei einem der Ziele dieses Buches, nämlich der Popularisierung der Mittagsblumen als Gartenpflanzen. Es ist betrüblich, dass es in Südafrika für Sukkulentenliebhaber oft einfacher ist, Zwergsukkulenten aus Gärtnereien im fernen Ausland zu beziehen, statt aus lokalen Quellen.

Der Text stammt von http://www.ulmer.de/Aizoaceae-die-Mitta ... 1M9Mw.html
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Pusemuckel
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von Pusemuckel »

Danke für den Artikel!

Wollte nur angemerkt haben, daß Aptenia auch Mesembrin enthält und einige Mittagsblumengewächse wie Delosperma spp. auch DMT und/oder 5-MEO-DMT enthalten können!!

Hier ein Lexikon zu den Mittagsblumengewächsen und ihren Inhaltsstoffen als PDF: http://catbull.com/alamut/Bibliothek/SoS_2004_Trout.pdf
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LOPHÖPHORA
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von LOPHÖPHORA »

Ich pflege Delosperma sp. und hatte eine Kanna...Die hat leider diesen Winter draußen nicht überlebt, Delosperma gehts noch gut.
Meine Frage, hat jemand eine Idee, wie man aus Kanna ein Extrakt herstellen kann? Das mit der traditionellen Fermentation habe ich schon probiert mit nicht sehr großem Erfolg. Ich habe die ganze Pflanze samt Wurzel getrocknet. Ich habe in anderen Foren gelesen das die Wurzel am meisten Inhaltsstoffe hat, und sie schmecken auch deutlich bitterer als die Triebe, ohne diesen Oxalat Geschmack. Ich hätte gerne ein paar ml Tinktur daraus gemacht.
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von Pusemuckel »

....komisch, über das Thema hab ich mich erst am Samstag mit Sleepless unterhalten!! :beer: Hier mal ein link, als ich mit Mesembryanthemum crystallinum gearbeitet hab!! http://forum.alraune.org/lastpostinthread5783.html
:yau: :mrgreen:
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von LOPHÖPHORA »

Geil, das nennt man wohl synchronisation :) Ich lese mir den thread mal in Ruhe durch nachher. Sei gedankt!
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Pusemuckel
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von Pusemuckel »

Auch wenn das alraune-forum leider tot ist, Informationen gibt's da noch genug zu saugen!! :alberteinstein.gif:
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von אל תשאלו »

LOPHÖPHORA hat geschrieben: Meine Frage, hat jemand eine Idee, wie man aus Kanna ein Extrakt herstellen kann? Das mit der traditionellen Fermentation habe ich schon probiert mit nicht sehr großem Erfolg. Ich habe die ganze Pflanze samt Wurzel getrocknet.
Du meinst mit der traditionellen Fermentation das Einlegen in Wasser so wie es Darren in http://herbalistics.com.au/shop/catalog ... 9d1cdecbfb diesem Beitrag vormacht?

Alternativ geht wohl noch Einlegen in Alkohol. Damit habe ich aber keine Erfahrung.
Ge'ez ጫት
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von LOPHÖPHORA »

Hey auch cool chronic, danke!. Ne, meine Fermentation war mehr an die rudimentäre Fermentation angelegt, die Rätsch in seinem Buch beschreibt. Triebe in Plastiktüte zerquetschen und in der Morgensonne schwitzen lassen, dann Tüte auf...klappte nicht so gut.
Ich werde es mal mit Alkohol probieren, habe ich noch da
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אל תשאלו
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von אל תשאלו »

Die Frage ist ob die Oxalsäure dabei neutralisiert wird. Ich denke nein, wäre möglich, nur wie soll das gehen? Hab das mal so gelesen.
Mal sehen ob es jemand besser weiss.
Ge'ez ጫት
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Re: Mittagsblumen als Nutzpflanzen

Beitrag von LOPHÖPHORA »

Ich dachte die Oxalsäure wird dabei bakteriell abgebaut...obs funzt weis ich auch nicht. darf bezweifelt werden, zumal bei so einer kruden Methode einiges anders laufen kann, wenn die Parameter Zeit/Temperatur/Wassergehalt ect. nicht stimmen
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