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Wachstum

Verfasst: 14. Aug 2014, 15:06
von hammock
Hallo zusammen,


hat sich eigentlich schonmal jemand Gedanken über die Beziehung zwischen Zinseszinswirtschaft und Gesamt-Bevölkerungszahl gemacht?

Lg, hammock

Re: Wachstum

Verfasst: 14. Aug 2014, 19:06
von אל תשאלו
Über beides schon separat, im Zusammenhang noch nicht.
Auf was möchtest du genau raus?

Re: Wachstum

Verfasst: 14. Aug 2014, 21:58
von hammock
Ok, dann versuch ich mal:



Es gibt eine bestimmte Bevölkerungszahl, sagen wir mal 100.
Es gibt einen alltäglichen Markt, wo sich die Leute treffen, die dort halt ganz gemütlich verkaufen und einkaufen.
Jeder einzelne Käufer hat am Anfang jeweils die gleiche Menge Geld zur Verfügung, diese gibt er dann auch auf dem Markt aus, um Waren zu bekommen.
Die Verkäufer nehmen dieses Geld ein und geben es widerum für die Herstellung von verkaufbaren Produkten aus.
Die Hersteller bezahlen mit diesem Geld ihre Angestellten usw usw.
Das heisst, jeder Angestellte (Bürger) bekommt immer die gleiche Menge Geld, um diese auf dem Markt ausgeben zu können.
Das ganze ist also ein vernünftiger geschlossener Kreislauf.

Alles gut soweit

Jetzt kommt aber plötzlich einer der Normalbürger daher und brauch (aus welchen Gründen auch immer) mehr Geld zum Ausgeben, als er verdient.
Das geht so erstmal natürlich nicht. Es sei denn, man hätte eine Bank, die Geld verleiht. Für diese Dienstleistung kassiert die Bank Zinsen
(was ja auch ok ist, da Dienstleistungen nunmal nicht umsonst sind :blush: )


Allerdings: Wenn das nun jeder Bürger macht, würde irgendwann das gesamte Geld (welches eigentlich auf dem Markt hin & her arbeitet) bei der Bank liegen, logisch!
Das bedeutet also, dass durch das verzinste "Geldleihengedöns" dem Markt über kurz oder lang das gesamte Geld entzogen wird und alle Käufer/Verkäufer am Ende nix mehr haben, weil alles bei der Bank liegt.

Dadurch würde also das ganze ursprüngliche vernünftige System zusammen brechen.


Es gibt aber einen Ausweg, haha ... : Man müsste mehr Geld drucken, dann hätten die Leute wieder welches zum ausgeben. Dieses Geld fließt aber widerum auch zu der Bank (wie blöd)
So verliert also nun das Geld seinen ursprünglichen (Gegen-) Wert. ... denn was soll die Bank mit diesem ganzen Geld machen, anstatt es wieder auf den Markt zu werfen ?!
"Geld zurück auf den Markt werfen" bedeutet nun widerum Wertverlusst des Geldes, weil ja dann mehr davon da ist, als nötig. Oder kurz gesagt: je mehr Geld auf dem Markt, desto höher der Wertverlusst des Geldes.

Das alles würde so ablaufen, solange die Bevölkerungszahl konstant bleibt.





Ergo: solang die Bevölkerungszahl proportional zur Verzinsung wächst, bleibt der Wert des Geldes immer gleich.
Ergo: damit die Zinseszinswirtschaft (Sparbuch, Anleihen, Aktien, Fonds etc etc.) in der Form, wie sie existiert, weiter existieren kann,
muss die Bevölkerung auf diesem Planeten stetig weiter wachsen.



Wo das hin führt ... ;-)


Mit jedem Kredit, den irgendjemand aufnimmt, erhöht sich automatisch die gesamte globale Geldmenge um einen vorerst fiktiven Betrag (Zins), der dann durch Bevölkerungswachstum kompensiert wird.

€dit: ich glaub, das nennt man "Milchmädchenrechung" - aber anscheinend ist es nunmal so

:D

Re: Wachstum

Verfasst: 17. Aug 2014, 21:28
von Woodrose-Wilson
Das Problem geht schon bei der einfachen Frage los, wo das Geld überhaupt hergekommen ist.

Es ist ja nicht so, dass jeder Mensch bei Geburt einen Betrag X gutgeschrieben bekommt, der dann in den Wirtschaftskreislauf eingespeist wird und auch sonst gibt es keine Grund-Geldmenge, die 'einfach da' ist.
Auch Zentralbanken 'drucken' das Geld nicht einfach, wie es oft gesagt wird, sondern JEDER Geldbetrag der irgendwo vorhanden ist wurde per Kredit erschaffen, sprich jedem positiven Geldwert steht irgendwo im System eine gleich hohe Schuld gegenüber.
In der Bilanz der Bank steht dann
Bank schuldet Kunde X 10.000-€
Kunde X schuldet Bank 10.000-€
= 0.-€

Allein diese Tatsache sollte man immer im Hinterkopf behalten, wenn Politiker von Entschuldung faseln oder Superreiche im TV mit ihren 5 Villen angeben.

Der Zins wiederum ist ein Betrag, der zusätzlich zu dem beim Kredit entstandenen Geld bezahlt werden muss, welcher jedoch im System eigentlich gar nicht vorhanden ist.
Theoretisch müsste also die Bank jeden Betrag den sie aus Zinsen einnimmt zeitnah wieder in Umlauf bringen und das ansparen von Guthaben verboten sein damit das System langfristig ohne Kollaps funktionieren kann.
Da dies natürlich nicht funktioniert muss durch weitere Kredite neues Geld ins System kommen, von dem dann die Zinsen bezahlt werden können.
Hieraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, dass die Wirtschaft unabhängig vom tatsächlichen Bedarf an Gütern immer weiter wächst, denn die Geldmenge vergrößert sich auch exponentiell immer weiter.

Gelingt es nicht, ein Investment + Zinsen zu erwirtschaften hat die Bank das Recht den Schuldner um seine hinterlegten Sicherheiten zu enteignen.


[EDIT]

Gerade noch einen wunderschönen Spruch zu dem Thema gefunden:
If you listen to most mainstream economists today, very few speak of limits to growth. Any three year old can easily tell you that you can't grow anything forever. So what is the limit to economic growth? The amount of environmental, social, and spiritual capital. Once that is gone, we will be left with trillions of dollars on a planet devoid of life, connection, and anything worth living for.

Re: Wachstum

Verfasst: 18. Aug 2014, 23:44
von אל תשאלו

Re: Wachstum

Verfasst: 25. Sep 2014, 23:01
von hammock
Grad eben noch auf ARD-Alpha :

http://www.chiemgauer.info/


äusserst interessant ! Vor allem der Idealismus, der dahinter steckt: Das Geld soll regional bleiben und nicht global verwirtschaftet werden. Scheint dort ganz gut zu funktionieren.

Schaun mer mal ...


:beer:

Re: Wachstum

Verfasst: 14. Okt 2014, 21:42
von אל תשאלו
Danke hammock für den interessanten Beitrag. :Hände Klatschen:

Re: Wachstum

Verfasst: 20. Okt 2014, 19:14
von Nitemare
Unser Geld*system (eigentlich ein Schuldkreditgiral/papierwährungssystem) ist an fast allen Problemen der Welt schuld.
Es basiert auf Gier und wird die Menschheit ins verderben stürzen.

* Gutes Geld muss folgende Eigenschaften haben:
1.) Es muss die Zeit überdauern, haltbar und unverderblich sein
2.) Es muss gut teilbar sein
3.) Es muss einheitlich sein
4.) Es muss praktisch und handlich sein
5.) Es muss einen inneren Wert haben
6.) Gutes Geld kann NICHT aus dem Nichts erzeugt werden!

Re: Wachstum

Verfasst: 20. Okt 2014, 20:29
von אל תשאלו
Wahre Worte!!! :good:

Re: Wachstum

Verfasst: 23. Okt 2014, 10:05
von The Buffalo
6. ist durch 5. obsolet, denn wenn es, wie es mal war, durch einen Wert gedenkt ist kann es auch nicht aus den nichts erschaffen werden. 1-4. lässt sich mit Gold (z.b.) auch zusammenfassen. Wie es ebenso mal war. Also Goldmünzen und Scheine die von Goldwert gedenkt werden, 1zu1.

Damit ist die Inflation obsolet, und die Staatsverschuldung eingedämmt, jedoch bleibt ein anderes Problem, und zwar das auch ohne diesen Zustand Geld immer in eine Richtung fliest was zwar unnatürlich ist aber durch unser System bedingt existiert.