So.
Ich hoffe ich bin in diesem Thema gut aufgehoben.
Beim letzten Stammtisch hatte ich einen Abdruck der besagten Spezies ergattern können. Der Hinweis von GvR (liest sich so geschrieben ganz gut) war: „Der Abdruck ist aber ziemlich schwach“. Diese Aussage hätte ich bei der Planung meiner Arbeitsabläufe etwas intensiver mit berücksichtigen sollen.
Der Plan war ein Flüssigmyzel herzustellen. Die Voraussetzung war:
1. keine Sterilisation
2. Fokus auf aseptischer Arbeitsweise
Das Flüssigmyzel sollte direkt in Spritzen hergestellt werden um die nachträgliche Kontamination durch die Entnahme aus einem Gefäß zu minimieren.
Als Nährmedium diente: Glucoselösung 5% bereits steril (aus einem Infusionsbeutel)
Fructoselösung 5% selbst hergestellt und durch einen 0,2µm Filter(von mir vor Ort) sterilfiltriert
In jeweils 3 x 30ml Spritzen mit LuerLock Anschluß inkl. einiger ml steriler Luft aus dem Beutel bzw. über den Filter aufgezogen. Zusätzlicher Luftaustausch soll über die angebrachte Kanüle und die Kanülenkappe hoffentlich ermöglicht werden.
Eine Kanülenkappe ist kein sicherer Kontaminationsschutz, aber ein Kombistopper, der in der Regel eine sterile Zubereitung in einer Spritze von Außenkontamination sichern soll, lässt genauso Luft durch, allerdings keine Flüssigkeit. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Sterilherstellung weiß ich aber, dass eine einwandernde Kontamination in einer relativ sauberen Umgebung auch über eine verschlossene Kanüle nur selten zu erwarten ist.
Als Arbeitsort diente, eine über eine Lampe gestülpte Mülltüte und eine sterile Unterlage. Da die meisten Keime der Arbeitsumgebung an frei schwebenden Partikel haften und an Oberflächen sedimentieren, sollte die Tüte Luft- und damit Keimbewegung am Arbeitsort einschränken. Die Mülltüte verhindert darüber hinaus die Sedimentierung der vom evtl. dem Arbeitsplatz übergebeugten Kopf abgesonderten Partikel.
Als Schutzausrüstung benutzte ich für die Vorbereitungsarbeiten unsterile und für die Transfers sterile Handschuhe. Dazu steriler Mundschutz. Da man das Gesicht (Augen) und damit die Atmung zwangsläufig auf den Arbeitbereich richtet, ist ein Mundschutz obligat.
Die Sterilfiltration der Fructoselösung erwies sich nicht als die beste Idee. Der Filter war relativ schnell schwer durchlässig. Dennoch konnte ich die 3 Spritzen, wie geplant befüllen. Bei der Konnektion von Filter, Spritze und Kanülen muss man penibel darauf achten, keine Konnektionsstellen zu berühren. Alle Einstichstellen müssen ebenfalls desinfiziert werden. (inkl. einer kurzen Einwirkzeit)
Nun kam es zu dem geplanten Abkratzen der Sporen von der von mir zuvor desinfizierten Alufolie, in einen mit Isopropanol und H2O2 desinfizierten, Keramikgefäß. Ich mache die Folie vorsichtig auf und….. sehe nichts. Scheiße!!! Ich hole meine Lupe (man sollte immer eine Lupe haben) und untersuche die Folie erneut. Da ist was!! Ich fülle steriles Wasser in das Keramikgefäß und wasche die Folie ab. Ab hier hatte ich keine Hoffnung mehr steriles Produkt zu erhalten. Ich ziehe aber trotzdem die entstandene Suspension die nun sichtbare Aluminiumfäden enthält in jede Spritze auf. Danach verschließe ich die darauf verbleibende Kanüle direkt mit einer Kanülenkappe.
Zwei Woche bei denkbar beschissenen Bedingungen (dunkel, aber kalt ca. 20 °C) weisen 2 Frucktose und ein Glucosespritzen feine, weiße Mycelgebilde auf. Die Spritzen waren zusätzlich in einen ehemals sterilen Beutel gepackt. Wachstumsunterschied ist nicht ersichtlich. Fraglich, ob die anderen Spritzen überhaupt Sporen enthalten. Wahrscheinlich ja, aber nahezu sicher in einer unterschiedlichen Konzentration. Die Sporen sind extrem klein und kaum, oder nicht sichtbar (ab ca. 50 µm abgesehen von Tyndalleffekt und gehäuftem Auftreten wie in z.B. Rauch). Keine Ahnung wie klein die sind.
Ziemlich sicher das richtige Ergebnis. Damit beimpfe ich gewässerte Buchenchipsies (Größe mittel glaube ich) ohne mir die Mühe zu machen kleineres Material beizumengen. Drei Tage bei den gleichen, beschissenen Bedingungen kann ich ein sauberes, nur unter einer Lupe erkennbares, rizomorphes Wachstum feststellen. Das ist heute.
hominid 08/15