Nicandra physalodes - Giftbeere

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Pusemuckel
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Nicandra physalodes - Giftbeere

Beitrag von Pusemuckel »

Moin zusammen,

ich möchte heute mal eine "neue" Pflanze vorstellen! Eine Nachbarin hat mir heute 2 Samenkapseln von Nicandra physalodes vorbeigebracht, vonwegen "Du bist doch so ein Giftpflanzenheini!" :hallo: :m037:
Die Giftbeere ist in allen Teilen giftig, besonders aber in den Wurzeln.

In den Wurzeln der Pflanze reichern sich verschiedene Alkaloide an, die Hauptalkaloide sind Hygrin und Tropinon. Ebenfalls in der Pflanze enthalten sind diverse Withanolide, von denen u. a. Nicandrenone für eine zytotoxische Wirkung bekannt ist.
Zu Hygrin hab ich gefunden:
Hygrin ist ein Alkaloid der Kokapflanze, deren Hauptalkaloid Kokain ist. In den Wurzeln der Giftbeere (Nicandra physaloides L.) ist Hygrin mit rund 0,5 Massen-% enthalten.
zu Tropinon:
Tropinon ist ein synthetisches Alkaloid mit einer Tropan-Kernstruktur, die sich auch in natürlich vorkommenden Alkaloiden wie z. B. Kokain und Atropin findet.
außerdem:
Oft wird die Blaue Physalis aber auch wegen ihrer Eigenschaften angebaut, die Weiße Fliege oder Mottenschildläuse genannt, auf Distanz zu halten. Zwischen z.B. Kohl gepflanzt vertreibt die Pflanze mit ihrer Toxizität und entsprechendem Duft die Schadinsekten zwar nicht zu 100 %, reduziert aber den Befall erheblich.
Zu den Withanoliden:
Withanolide sind eine Gruppe von mindestens 300 natürlich vorkommenden chemischen Verbindungen. Chemisch handelt es sich um mit einem Steroidgerüst verbundene Lactone mit 28 Kohlenstoffatomen bzw. deren Lactole oder Seco-Derivate; sie entstehen durch Oxidation von Steroiden.
Vorkommen

Sie werden als sekundäre Pflanzenstoffe hauptsächlich in verschiedenen Gattungen der Nachtschattengewächse gefunden, zum Beispiel bei der Tomatillo und der namensgebenden Withania.[1] Der Nutzen, den Withanolide für die Pflanze haben, scheint unterschiedlich zu sein; ein Teil der Stoffe jedenfalls hält Insektenlarven davon ab, die Pflanze zu fressen. Mehrere Withanolide zeigten im Labor für den Menschen medizinisch interessante Wirkungen.[2]

Inzwischen sind 13 Gattungen der Nachtschattengewächse bekannt, in deren Arten Withanolide vorkommen, einige davon: Stechäpfel (Datura), Dunalia, Veilchensträucher (Iochroma), Bocksdorne (Lycium), Giftbeeren (Nicandra), Blasenkirschen (Physalis), Salpichroa, Nachtschatten (Solanum), Withania, Jaborosa.
Beispiele

Withaferin A aus der Schlafbeere (Withania somnifera) war das erste Withanolid, welches isoliert wurde. Eine entzündungshemmende Wirkung verschiedener Withanolide der Pflanze konnte im Tierversuch gezeigt werden; mehrere Dutzend sind bekannt. Die Pflanze wird in der ajurvedischen Medizin als Ashwaganda benutzt.[3]

Salpichrolid A, B und G (aus Salpichroa origanifolia) haben wachstumshemmende Wirkung auf Larven der Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata). Sie sind daher für die Landwirtschaft interessant.[4]

Die Nicandrenone aus der Giftbeere (Nicandra physalodes) sind eine weitere Gruppe von Withanoliden mit insektizider Wirkung.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Giftbeere
https://de.wikipedia.org/wiki/Hygrin
https://de.wikipedia.org/wiki/Tropinon
https://de.wikipedia.org/wiki/Withanolide


Klingt echt interessant für NSG-interessierte Menschen, wobei ich natürlich von dem Konsum von unerforschten Giftpflanzen abraten möchte!!!! :nono.gif:
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psilobob
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Re: Nicandra physalodes - Giftbeere

Beitrag von psilobob »

Interessant!
Das ist ja sehr interessant dass die Pflanze Tropinon enthält, das wusste ich nicht.
Tropinon ist eine interessante Substanz, mit Tropin verwandt und dazu reduziertbar wekches sich auch durch Hydrolyse von Atropin herstellenl ässt, und statt mit Tropasäure mit Benzoesäure verestert werden kann, man erhält dann Tropacocain, ein Kokainanalog welches in geringen Mengen in der Kokapflanze vorkommt und der Methylester und die dazugehörige Carboxylsäure fehlt in der Struktur verglichen mit Kokain.
Leider lässt sich auf die Schnelle keine Gehaltsangabe vom Tropinon finden.

Nicandra im Beet angebaut hielt ich als ich es vor einigen Jahren ausprobiert habe für wirklich wirksam, besonders die wenigen Blattläuse an sonst sehr dafür anfälligen Pflanzen sind mir in dem Jahr aufgefallen.
Es wäre interessant zu wissen inwieweit diese Pflanze auch drinnen einen schützenden Effekt haben wenn sich die Pflanzen nur den Luft- und nicht auch noch den Wurzelraum teilen?
Man sollte sich die Zeit nehmen ab und zu innezuhalten um an den Blumen zu riechen, rauchen, essen, schnupfen, brauen, extrahieren, observieren, analysieren oder sie anderweitig wertzuschätzen. :)
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